Tierfreundliches Polo
Bike Polo ist eine Nische, das Interesse wächst.
Für Laien klingt das nicht einfach: Zwei Teams aus je drei Personen spielen auf einem asphaltierten Platz Polo mit speziellen Schlägern und ebensolchen Fahrrädern an Stelle der Pferde. Ein Match dauert zehn Minuten. „Das ist sehr fordernd“, sagt Stefan Breitwieser, der seit 2014 Bike Polo spielt und Mitglied im Verein Bike Polo Vienna ist.
In Österreich gibt es rund 50 Spielerinnen und Spieler. Aber: „Das Interesse wächst, bei den letzten Turnieren hatten wir ein großes Publikum, das sind wir gar nicht gewohnt.“
Dass sich der Sport wachsender Beliebtheit erfreut, hängt wohl mit dem Fahrradboom zusammen. Die Spielerinnen und Spieler (das Geschlechterverhältnis schätzt er auf 40 Prozent Frauen, 60 Männer; die Teams sind gemischt) fahren gern und viel Fahrrad. Wobei man für Bike Polo ein spezielles Rad braucht, ebenso wie eigene Schläger, einen schweren Ball und eine Schutzausrüstung. Am ehesten lässt sich der Sport mit Landhockey vergleichen. Die Anforderungen an den Platz sind dieselben. Wobei beide Sportarten derzeit keinen passenden Platz in Wien haben. Die Bike-Polo-Teams müssen derzeit nach St. Andrä-Wördern ausweichen, weil der frühere Platz auf der Schmelz im 15. Bezirk umgebaut wird. Breitwieser würde sich einen gemeinsamen Platz für beide Sportarten wünschen. Weil Bike Polo aber keine offiziell anerkannte Sportart ist, gibt es keine öffentliche Unterstützung.
Dabei hat Radpolo seit dem 19. Jahrhundert Tradition. Pferdepolo kam damals aus Pakistan und Indien nach Großbritannien, wo um 1890 die Pferde durch Fahrräder ersetzt wurden, „weil Pferdepolo sehr viel Tierleid erzeugt“. Damals hieß es Cycle Polo, wurde auf Wiesen gespielt und war gemütlicher als das heutige Bike Polo. Von Großbritannien wurde Radpolo wieder nach Indien gebracht. „In Indien ist das heute noch ein Schulsport.“In Europa ist der Sport nach den Weltkriegen in einen Dornröschenschlaf gefallen. Erst in den Nullerjahren kam er wieder nach Europa – über die USA, wo sich Fahrradboten in den 1990er-Jahren die Wartezeiten mit einer eigenen Version des Sports die Zeit vertrieben haben. Und Bike Polo erfanden. einmal heraußen, geht die Lernkurve steil nach oben – sodass auch die weniger Ballsport-Affinen an dem neuen Trendspiel durchaus Gefallen finden. Denn bei Spikeball geht es vor allem um den gemeinsamen Spaß – nicht selten wird nebenbei auch das eine oder andere Bier geleert.
Dies darf nicht darüber hinwegtäuschen, wie ernsthaft Spikeball bereits betrieben wird: Seit 2019 gibt es mit „Roundnet Austria“einen österreichischen Verband, in vielen Bundesländern gibt es Vereine, die vor allem bei Turnieren zusammentreffen. Derzeit laufen noch die Bewerbungen für das Nationalteam, das im September bei der WM in Belgien antreten darf.