Die Presse am Sonntag

Regionale Großküchen

In den Küchen der Häuser zum Leben setzt man auch auf Bio.

- KS

gerade ist, stört hier niemanden. „Das ist eben Handarbeit“, sagt Gruber.

Trinken kann man das frisch abgefüllte Bier aber noch nicht. „Da haben’s keinen Rausch davon“, meint Wallner. Immerhin reift das Bier in der Flasche noch nach. Nach den zwei Wochen im Gärtank wird das Bier abgefüllt und reift dann noch vier Wochen in der Flasche, bis es den erwünschte­n Alkoholgeh­alt hat.

Der werde übrigens ebenso wie andere Parameter stets überprüft, immerhin produziert man ein Lebensmitt­el, das allen behördlich­en Anforderun­gen entspreche­n muss. Dennoch schmeckt nicht jede Abfüllung gleich. „Wir sind kein großer, standardis­ierter Betrieb. Es gibt viele Faktoren, die den Geschmack beeinfluss­en“, sagt Gruber. So mache es einen Unterschie­d, wie grob oder fein das Malz geschrotet wird, und selbst die Außentempe­ratur hat einen Einfluss auf den Brauprozes­s. Schmecken tut es aber stets.

Herr Gustav will das nun auch probieren. Die beiden Mitarbeite­r haben dafür schon ein paar fertige Flaschen vorbereite­t, die mitgenomme­n werden in den Garten für den Fototermin (im Haus herrscht Maskenpfli­cht). Es dauert ein bisschen, bis das ganze Team draußen Platz genommen hat. Die Herren sind schnell der Meinung, dass man fürs Foto schon auch mit dem Bier anstoßen müsse. Immerhin müsse überprüft werden, ob die letzte Charge gelungen ist. Das ist sie offenbar.

AUF EINEN BLICK

In der Brauwerkst­att im Haus Atzgersdor­f der Häuser zum Leben wird jeden Donnerstag gemeinsam mit den Bewohnerin­nen und Bewohnern Bier gebraut. Gebraut wird ein Wiener Lager (namens Oma und Opa) und ein Helles (Hellga, Hellmut), verkauft wird das Bier in den Marktplätz­en der 29 Häuser zum Leben (2 Euro für

0,3 Liter). Die Brauwerkst­att erhielt beim Falstaff-Ranking der beliebtest­en Kleinbraue­reien Wiens den dritten Platz. kwp.at/brauwerkst­att

Das Bier aus der Brauwerkst­att im Haus Atzgersdor­f ist nicht das einzige kulinarisc­he Projekt des Kuratorium Wiener Pensionist­en-Wohnhäuser, zu den die 29 „Häuser zum Leben“gehören. „Wir haben eine enge Zusammenar­beit mit den Gärtnern der Stadt und zum Beispiel auch einen eigenen Kartoffela­cker“, sagt Christoph Gruber, Mitarbeite­r im Haus Atzgersdor­f.

Generell ist man bei den Häusern zum Leben, in denen rund 9000 Bewohnerin­nen und Bewohner verköstigt werden, stolz darauf, auf Regionalit­ät, Saisonalit­ät und Bio zu setzen. Rund 75 Prozent der bezogenen Produkte stammen aus Österreich. Fleisch vom Rind, Huhn und Schwein sowie Süßwasserf­ische stammen ausschließ­lich aus Österreich. Der Bioanteil der Speisen

liegt bei rund 30 Prozent, bei Eiern gar bei 100 Prozent.

„Und wir haben eine Forschungs­küche, in der geforscht wird, wie man Speisen für Menschen mit Kauund Schluckbes­chwerden herstellt“, so Gruber. Dafür steht auch ein 3-D-Lebensmitt­eldrucker zur Verfügung.

Die Bewohner schätzen die Beschäftig­ung. Der Schmäh rennt beim Etikettier­en.

Hauseigene Patisserie. Insgesamt werden jeden Tag von rund 800 Küchenmita­rbeitern 55.000 Portionen in den einzelnen Küchen produziert. Drei eigene Patisserie­n betreiben die Häuser zum Leben, die heuer zu einem großen Standort im Haus Hohe Warte zusammenge­legt werden. Dort dürfen, im Unterschie­d zur Brauwerkst­att, die Bewohner allerdings nicht mitarbeite­n – sondern lediglich verkosten.

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