Let’s Make Money
Warum nur fällt mir neulich ab und an Erich Honecker ein? Für die, die sich nicht mehr erinnern: Das ist der Staatsratsvorsitzende der DDR-Diktatur gewesen. Und angesichts der Langsamkeit, mit der er auf den Fall des Kommunismus in Osteuropa reagiert hat, geht ein Witz über ihn so: Honecker kommt von einer Auslandsreise in die DDR zurück. Aus dem Flugzeug sieht er, wie die Hauptstadt seines Landes hell erleuchtet ist. Nach der Landung will er sich nach dem Grund dafür erkundigen, findet aber keinen Menschen mehr vor. Am Brandenburger Tor sieht er dann ein Loch in der Berliner Mauer. Zu Hause aber findet er einen Zettel von seiner Frau: „Lieber Erich, Du bist der Letzte, mach bitte das Licht aus. Deine Margot.“
Wenn Christine Lagarde, Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), nicht aufpasst, könnte es ihr bald auch so gehen. Ja, stimmt schon: Jeder Vergleich hinkt, und manche fahren sogar im Rollstuhl. Aber in Sachen Zinswende ist neben der EZB tatsächlich nur noch die japanische Notenbank übrig, die sich so ganz und gar nicht bewegt. Falls jemandem die Dramatik noch nicht bewusst ist: Die Inflation in der Eurozone hat katastrophale 7,5 Prozent erreicht. Und Aufgabe der EZB wäre nun einmal, für Preisstabilität zu sorgen. Kurzum: Lagarde macht also ihren Job nicht. EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel hat das gegenüber dem „Handelsblatt“nur etwas schöner formuliert: „Jetzt reicht es nicht mehr zu reden, wir müssen handeln.“
Dass so ein Handeln den von Nullzinsen verwöhnten Aktienmarkt belastet, versteht sich von selbst. Aber erstens führt kein Weg daran vorbei. Und zweitens ist der Markt bei allen Turbulenzen eben auch anpassungsfähig, wie man in den USA, wo soeben eine beschleunigte Straffung der Geldpolitik eingeschlagen worden ist, sieht.
Aber es wird weltweit kein Spaziergang für die Märkte, so viel steht fest. Und zwar für lange Zeit, wie Nicolai Tangen, Chef des norwegischen und weltgrößten Staatsfonds, soeben gesagt hat. Inflation, niedrige Zinsen und teure Aktien seien nur ein Teil des Problems. „Es besteht kaum ein Zweifel daran, dass die zunehmenden Reibungen zwischen den Supermächten und eine Umkehrung der Globalisierung die Märkte beeinflussen werden.“Und so gilt für alle Anleger, was Tangen für seinen Staatsfonds, der weltweit in 9300 Unternehmen, Anleihen und Immobilien investiert ist, gesagt hat: Der Fonds könne sich derzeit „nirgendwo verstecken“. Stattdessen müsse er das Risiko managen, das mit dem Engagement auf den globalen Märkten einhergehe.
Breit streuen und langfristig denken, anders geht’s nicht. Nicht panisch