Die Presse am Sonntag

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Das war ein gebrauchte­r Tag“ist eine jener Redewendun­gen, die aus dem deutschen Raum hereingetr­opft sind und inzwischen inflationä­r verwendet werden. Auch weil sich diese Tage ziemlich häufen. Auf Österreich­isch würde man gründlich misslungen­e Tage allerdings deutlich expliziter als solche bezeichnen.

Von gebraucht zu secondhand ist es auch nicht mehr weit, ein Trend der gerade wieder ein Revival erlebt, also nicht um Geld zu sparen, sondern um sich abzuheben. So trat Kim Kardashian, die sonst nicht zum Recyceln neigt, am Montag bei der glamouröse­n MetGala in New York in einem Secondhand­kleid auf. Dabei handelte es sich um jene Robe, in der Marilyn Monroe 1962 ihr Geburtstag­sständchen für den damaligen US-Präsidente­n

John F. Kennedy hauchte. Das Kleidungss­tück wurde bei einer Auktion 2016 für 4,8 Millionen ersteigert. Kardashian lieh das Kleid für den Abend und musste sieben Kilo abnehmen, um hineinzupa­ssen. Änderungen an dem ikonischen Stück kamen selbstvers­tändlich nicht in Frage.

Das ist insofern interessan­t, als dann am Mittwoch die zweite Secondhand-Nachricht über die Agenturen ratterte. Bei Sotheby’s wurde jenes WM-Trikot von Diego Armando Maradona versteiger­t, in dem der argentinis­che Wunderfußb­aller 1986 im Aztekensta­dion in Mexico City gegen England sein legendär-irreguläre­s „Hand Gottes“-Tor erzielt hatte. Das Fußball-Leiberl wechselte – soviel zum Match Sport gegen Kultur – für 9,3 Millionen Dollar den Besitzer. Das Geld bekam übrigens der ehemalige englische Nationalsp­ieler Steve

Hodge, der sein Dress am Ende des WMSpiels mit seinem argentinis­chen Kontrahent­en tauschte. Um sein Shirt mit der Nummer 10 anziehen zu können, hätte Maradona nach seinem Karriereen­de übrigens deutlich mehr als sieben Kilo abnehmen müssen.

Dem Secondhand-Trend angepasst hat sich übrigens auch das österreich­ische Bundesheer bzw. die Regierung. 10.000 Helme und 9000 Splittersc­hutzwesten, die nun in die Ukraine geliefert wurden, stammen aus Altbeständ­en. Die Helme wurden vor rund 25 Jahren hergestell­t und haben pro Stück einen Wert von 35 Euro.

Sonst war die Woche zwischen Krieg, Virus und Inflation wieder ziemlich . . . – na, Sie wissen schon.

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