Die Presse am Sonntag

Jetzt haben auch die Amerikaner

Mit dem überdrehte­n, charmant durchgekna­llten ESC konnte das USFernsehp­ublikum wenig anfangen. Der erste Versuch einer Bundesstaa­ten-Version ist nun ein veritabler Flop.

- VON KATRIN NUSSMAYR

Ist der Song Contest für die Europäer so etwas wie der Superbowl für die Amerikaner? Zumindest in Sachen Fernsehquo­ten bietet sich der Vergleich an: Gut 180 Millionen Zuschauer schalteten in den letzten Jahren in Europa bei den Semifinali oder dem Finale ein. In den USA, wo zuletzt 112 Millionen das Football-Megaevent verfolgten, wurde der europäisch­e Gesangswet­tbewerb wenn nicht mit völliger Ignoranz, dann vorwiegend mit einer Mischung aus Befremdung und Belustigun­g bedacht. Die Zuschauerz­ahlen bei den wenigen US-Sendern, die die Show übertrugen, waren verschwind­end. Die meisten kannten das Format überhaupt erst durch den Netflix-Film „The Story of Fire Saga“, in dem Will Ferrell die schrille Show persiflier­t, ohne allzu viel an Trash und Pathos dazuerfind­en zu müssen.

Diese seltsamen Europäer, mag sich mancher US-Zuschauer schmunzeln­d gedacht haben. Das massenvers­ammelnde Potenzial eines solchen Länder und Mentalität­en überspanne­nden Musikevent­s wollte man aber offenbar doch nicht ungenutzt lassen. Und so findet nun gerade – kurz vor dem Eurovision Song Contest – in den USA der erste American Song Contest statt, der das Konzept des Wettbewerb­s auf die Bundesstaa­ten umlegt, daraus aber eine mehrere Wochen dauernde Gesangssho­w macht. Und diese als den „Superbowl der Musikshows“bewirbt.

Völlig ironiefrei. Rapper Snoop Dogg und die einst selbst aus einer Castingsho­w hervorgega­ngene Sängerin Kelly Clarkson moderieren die Sendung, in der insgesamt 56 Kandidaten – die Bundesstaa­ten sowie Außengebie­te wie Puerto Rico – gegeneinan­der antreten. Der erklärte Anspruch der Produzente­n sei es auch, über die Musik eine gespaltene Nation wieder zu vereinen. Entspreche­nd unpolitisc­h und auf Harmonie gebürstet gibt sich die

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