Jetzt haben auch die Amerikaner
Mit dem überdrehten, charmant durchgeknallten ESC konnte das USFernsehpublikum wenig anfangen. Der erste Versuch einer Bundesstaaten-Version ist nun ein veritabler Flop.
Ist der Song Contest für die Europäer so etwas wie der Superbowl für die Amerikaner? Zumindest in Sachen Fernsehquoten bietet sich der Vergleich an: Gut 180 Millionen Zuschauer schalteten in den letzten Jahren in Europa bei den Semifinali oder dem Finale ein. In den USA, wo zuletzt 112 Millionen das Football-Megaevent verfolgten, wurde der europäische Gesangswettbewerb wenn nicht mit völliger Ignoranz, dann vorwiegend mit einer Mischung aus Befremdung und Belustigung bedacht. Die Zuschauerzahlen bei den wenigen US-Sendern, die die Show übertrugen, waren verschwindend. Die meisten kannten das Format überhaupt erst durch den Netflix-Film „The Story of Fire Saga“, in dem Will Ferrell die schrille Show persifliert, ohne allzu viel an Trash und Pathos dazuerfinden zu müssen.
Diese seltsamen Europäer, mag sich mancher US-Zuschauer schmunzelnd gedacht haben. Das massenversammelnde Potenzial eines solchen Länder und Mentalitäten überspannenden Musikevents wollte man aber offenbar doch nicht ungenutzt lassen. Und so findet nun gerade – kurz vor dem Eurovision Song Contest – in den USA der erste American Song Contest statt, der das Konzept des Wettbewerbs auf die Bundesstaaten umlegt, daraus aber eine mehrere Wochen dauernde Gesangsshow macht. Und diese als den „Superbowl der Musikshows“bewirbt.
Völlig ironiefrei. Rapper Snoop Dogg und die einst selbst aus einer Castingshow hervorgegangene Sängerin Kelly Clarkson moderieren die Sendung, in der insgesamt 56 Kandidaten – die Bundesstaaten sowie Außengebiete wie Puerto Rico – gegeneinander antreten. Der erklärte Anspruch der Produzenten sei es auch, über die Musik eine gespaltene Nation wieder zu vereinen. Entsprechend unpolitisch und auf Harmonie gebürstet gibt sich die