Ihren Song Contest
Show: In Videos, die die Kandidaten und ihre Heimat vorstellen, wird versucht, sympathische Eigenheiten der Bundesstaaten herauszustreichen. Da erfährt man etwa, dass Minnesota voller netter Menschen ist, die schon mit Eishockeyschuhen auf die Welt gekommen sind und sich dauernd entschuldigen. Viele Musiker preisen die Gemeinschaft ihrer Region oder kulinarische Produkte. Erstaunlich oft kommt Käse in verschiedenen Aggregatszuständen vor. Auch Michael Bolton, der für Connecticut antritt, zeigt sein Elternhaus und seine Lieblingspizza.
Bolton, der mit seinen Rockballaden in den 90ern recht erfolgreich gewesen ist, ist nicht der einzige Kandidat, der in der Show eine Art Comeback versucht. Für Maryland trat der Rapper Sisqo´ an (sein „Thong Song“war 2000 in den Charts), für Ohio Macy Gray, die seit ihrem Grammy 2001 stetig in Vergessenheit geraten war. Beide schieden bereits wieder aus. Darüber hinaus sind die Beiträge musikalisch vielseitig, professionell produziert und dem Massengeschmack angepasst. Während beim ESC ja auch gern im Fellkostüm gegrunzt oder vor Waschtrögen getanzt wird, nimmt der ASC sich völlig ernst.
Im Finale, das am Montag entschieden wird, singt etwa AleXa, eine Sängerin aus Oklahoma mit südkoreanischen Wurzeln, eine knackige K-PopNummer. Jordan Smith aus Kentucky präsentiert mit „Sparrow“eine perfekte Pop-Ballade. Aus dem von Hip-Hop bis Country recht diversen Feld setzte sich vor allem glatter Pop durch. Snoop Dogg und Kelly Clarkson führen völlig ironiefrei und mit überbordender Begeisterung durch das Programm. Während sie jede Darbietung mit Superlativen quittieren, müssen sie sich bemühen, das dauerjubelnde Saalpublikum zu überbrüllen. Beim Sender ServusTV, der die von NBC produzierte Show bei uns mit einigen Tagen Zeitversetzung zeigt, wird das wiederum komplett von Kommentatorenstimmen überdeckt.
Besonders unterhaltsam ist das nicht. Findet übrigens auch das US-Publikum: Die Kritiker sind enttäuscht, die Leute schalten ab. Rund 1,6 Millionen sahen zuletzt noch zu. Nicht ganz im Superbowl-Bereich . . .
K-Pop aus Oklahoma, Schmusepop aus Kentucky – und Michael Bolton.