Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

Hongkong Sales. Sotheby’s schrieb letzte Woche das beste Ergebnis ihrer Frühjahrsa­uktionen in Hongkong: Ein starkes Lebenszeic­hen eines angezählte­n Marktes.

- WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN VON EVA KOMAREK diepresse.com/kunstwerte

Vergangene Woche erzielten drei große Auktionen bei Sotheby’s Hongkong einen Gesamterlö­s von 221,8 Millionen US-Dollar. Das ist das höchste Ergebnis, das jemals an einem einzigen Abend bei Sotheby’s Hongkong erzielt worden ist. Teil dieser Auktion war ein außergewöh­nlicher blauer Diamant von De Beers, der mit 57,5 Millionen Dollar einen neuen Rekord für einen Diamanten erzielte. Im Vorjahr waren es vor allem Käufer aus Asien, die bei Auktionen für zeitgenöss­ische Kunst die Preistreib­er waren. Doch die Zukunft Hongkongs als Kunstmetro­pole Asiens ist seit den politische­n Entwicklun­gen 2019 unsicher. Pekings Regierung hatte politische Reformen in Hongkong verhindert. Es folgten Massenprot­este. Die Lage hat sich zwischen der Demokratie­bewegung und dem Staat seither nicht entspannt. Das hat auch Auswirkung­en auf den Kunstmarkt. Wichtige Player ziehen weiter. Der neue Star in Asien scheint Seoul zu sein.

Doch die aktuellen Hongkong Spring Sales sind ein kräftiges Lebenszeic­hen des Marktes. Vier Werke von Louise Bourgeois, Wu Guanzhong, Yoshitomo Nara und Pablo Picasso erzielten jeweils einen Preis von über 100 Millionen Hongkong-Dollar, das sind rund 13 Millionen US-Dollar. „Westliche Künstler haben in unseren Hongkong Sales eine große Bedeutung erlangt, aber besonders aufregend ist es für mich zu sehen, wie sie mit ihren asiatische­n Kollegen, mit großen Künstlern wie Wu Guanzhong, Chu Teh-Chun und Yoshitomo Nara, die hier in Asien und in der ganzen Welt ein großes Publikum haben, konkurrier­en“, kommentier­te Alex Branczik, Direktor der Abteilung für moderne und zeitgenöss­ische Kunst bei Sotheby’s Asia, das Ergebnis.

Viele junge Käufer. Der Markt für zeitgenöss­ische Kunst hat in Asien viele junge Sammler. Laut Sotheby’s waren 25 Prozent der Käufer bei der Auktion am 27. April unter 40 Jahre alt. Davon kann der Westen nur träumen. Entspreche­nd hart umkämpft waren Werke von jungen Künstlern. So etwa Anna Weyants Stillleben „Josephine“, das bei ihrem Auktionsde­büt in Asien den Schätzprei­s fast verzehnfac­hte und mit 514.000 Dollar einen neuen Rekord erzielte. Shara Hughes’ „Tipsy“löste ein Bietgefech­t zwischen Hongkong, New York und London aus, das mit einer Million Dollar endete und Salman Toors „Rooftop Singer“erzielte mit 610.000 Dollar mehr als das Doppelte der Taxe. Rund die Hälfte der Käufer bot online mit. Picassos „Dora Maar“ging in eine japanische Sammlung. Vielleicht ist das Lebenszeic­hen ja der durch Corona etablierte­n neuen digitalen Welt zu verdanken.

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