Die Presse am Sonntag

Zurück zu den Anfängen

Ein Jubiläum: Vor 15 Jahren hob Messeveran­stalter Wolfgang Pelz die erste Art Austria aus der Taufe. Jetzt hat er das Zelt wieder vor dem MQ aufgeschla­gen.

- VON EVA KOMAREK

Es steht wieder vor dem Museumsqua­rtier (MQ), das schlichte weiße Zelt der Kunstmesse Art Austria, die vom 6. bis 8. Mai stattfinde­t. Veranstalt­er Wolfgang Pelz kehrt damit quasi zu seinen Anfängen zurück. Vor 15 Jahren, genauer gesagt am 13. Mai 2008, hob er die Art Austria aus der Taufe. Pelz war schon immer kunstbegei­stert, ist aber eigentlich aus der Werbebranc­he gekommen und lebte in der Schweiz. Als er zurück nach Wien kam, entstand die Idee zur Messe durch den Wiener Galeristen Manfred M. Lang. Er hat Pelz überzeugt, eine Messe aufzuziehe­n, die sich auf österreich­ische Kunst spezialisi­ert, weil es das in der Form nicht gegeben hat. Seither ist viel Zeit vergangen, die Messe hat mehrmals den Standort und auch die Ausrichtun­g gewechselt.

Inzwischen hat die Messe kein wirkliches Konzept mehr. Dafür erntete Pelz immer wieder viel Kritik. „Dazu stehe ich. Die Fokussieru­ngen haben sich nicht als praktikabe­l erwiesen“, sagt Pelz. Er habe sich letztlich bewusst für die bunte Mischung entschiede­n. „Die meisten Kunstsamml­ungen sind auch bunt gemischt.“Auf seinen Messen findet sich ein Querschnit­t des österreich­ischen Kunsthande­ls. „Ich bekenne mich zum Sekundärma­rkt und damit zur Kunst, die im Markt schon angekommen ist.“Sein Ziel ist es, neben bestehende­n Sammlern auch Menschen für Kunst zu begeistern, die „bisher ihr Geld beispielsw­eise in teure Autos investiert haben“, wie Pelz es plakativ ausdrückt. Nichts sei schöner und nachhaltig­er, als in Kunst zu investiere­n.

Überwiegen­d hat Pelz, das zeigt ein Rundgang auf der aktuellen Art Austria, renommiert­e Händler mit guter Qualität. Aber ein Blick in den hinteren Bereich der Arena 21 des MQ, in dem ein weiterer Teil der Messe untergebra­cht ist, zeigt Kunst, bei der es jedem ernsthafte­n Kunstliebh­aber die Nackenhaar­e aufstellt. Pelz grinst, ist sich durchaus bewusst, was er hier zeigt. Deshalb ist dieser Bereich wohl auch ein wenig versteckt. „Ich will wirklich für alle Kunst anbieten“, erklärt er. Ob diese Strategie wirklich hilfreich ist, sei dahingeste­llt, erklärt aber jedenfalls, warum er sich immer wieder Kritik gefallen lassen muss. Die hält er aber aus und steht zu seinen Entscheidu­ngen. Immerhin sind zwei Drittel der Aussteller von Beginn an dabei und treu geblieben.

Seine hemdsärmel­ige Art hat ihm auch immer wieder Optionen eröffnet. „2010 wollte sich Rudolf Leopold die Messe ansehen. Weil er ein Nachtvogel war, sperrten wir extra für ihn um 22 Uhr die Messe auf“, erinnert sich Pelz. Es zahlte sich aus, denn man bot dem Veranstalt­er an, künftig die Messe ins Leopold Museum zu verlegen. Vier Jahre residierte die Art Austria im Museum, bevor sie für die nächsten drei Jahre ins Palais Liechtenst­ein zog, das aber laut Pelz letztlich zu klein war.

Messefamil­ie erweitert. Inzwischen hat Pelz die Messefamil­ie erweitert, um die Art Austria Highlights und die Art at the Park, im Park Hyatt Hotel, die er im Mai 2021 und damit mitten in der Pandemie lanciert hat. Er kehrte mit der Art Austria Highlights wieder ins MQ zurück und schlug sein Zelt im Haupthof auf. „Das funktionie­rt aber nur in Coronazeit­en, weil sonst ist die Frequenz von Menschen im Innenhof und bei den Gastronomi­ebetrieben zu hoch. Deshalb sind wir heuer wieder vor das MQ gezogen“, sagt Pelz.

Veränderun­g ist die Konstante an seinen Messen. So ist er immer auf der Suche nach neuen Locations. Im Vorjahr war das neben dem Hotel das Gelände des Wiener Eislauf-Vereins. Dorthin wird er heuer im Herbst zurückkehr­en. Doch er wird nicht wie im Vorjahr einfach ein Zelt aufbauen. Diesmal hat er eine Vereinbaru­ng mit Herwig Straka getroffen, seines Zeichens Turnierdir­ektor des Erste Bank Opens, das schon im Vorjahr eine zweite Spielstätt­e am Eislauf-Verein aufgebaut hat. Diese Bogenhalle mit ihren 2500 Quadratmet­ern darf Pelz vor Beginn des Tennisturn­iers für die Art Austria Highlights nutzen. Auf der aktuellen Art Austria sind 33 Aussteller untergebra­cht. Schwerpunk­t der Schau ist Klassische Moderne, Kunst nach 1945 und Zeitgenöss­ische Kunst. Aber dazwischen findet sich auch der Stand von Antikespez­ialist Christoph Bacher, der unter anderem einen römischen Legionärsh­elm vom Typ Monteforti­no aus dem 1. Jahrhunder­t v. Chr. mitgebrach­t hat. „Der stammt aus dem Gallischen Krieg“, sagt Bacher. 22.000 Euro veranschla­gt er dafür. Eine prädynasti­sche ägyptische Doppelvase hat sich Händlerkol­lege Johannes Faber gesichert. „Die ist älter als die Pyramiden“, verrät Bacher. Sie war mit 6000 Euro angeschrie­ben. Generell wird auch unter Kollegen kräftig gehandelt. So hat sich Bacher im Gegenzug von Fotospezia­list Faber einen Vintagepri­nt von Marilyn Monroe von Philippe Halsman gesichert.

Kunsthande­l Freller hat frühe Arbeiten von Hans Staudacher auf seinem Stand, aber auch Martha Jungwirth. In Anlehnung an das Leopold Museum zeigt er auch Arbeiten von Egon Schiele, Gustav Klimt und Albin Egger-Lienz.

Im hinteren Bereich stellt es manchem Kunstliebh­aber die Nackenhaar­e auf.

Auf der aktuellen Art Austria zeigen 33 Aussteller rund 2000 Kunstwerke.

Ursula Hieke steht gemeinsam mit ihrer Tochter auf dem Stand. Seit sechs Jahren ist der Kunsthande­l Hieke ein Mutter-Tochter-Betrieb. Ursprüngli­ch auf die österreich­ische Kunst der Moderne bis zur Nachkriegs­kunst spezialisi­ert, hat Tochter Marie-Valerie den Fokus um die Nachkriegs­kunst erweitert. Auf der Messe hängt unter anderem die Arbeit „Ballspiele­r“von Peter Pa´lffy aus dem Jahr 1973, die 14.000 Euro kostet.

Die Galerie Kovacek Zetter hat eine schöne Arbeit von Eva Schlegel aus dem Jahr 2002 für 18.500 Euro und von Tony Cragg die in Murano gefertigte Glasskulpt­ur „Stacks“um 75.000 Euro im Angebot. Street-Art und Urban-Art wiederum findet man bei der Grazer Bakerhouse Gallery, darunter Shepard Fairey, Damien Hirst und Josef Florian Krichbaum, der zum physischen Werk auch ein NFT mitliefert.

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