»Die Alarmsignale kann ich spüren«
Für den Bariton Ludovic T´ezier ist Fotografieren genauso eine große Passion wie das Singen. Deshalb verlässt er das Haus ohne Kamera nur selten. Für andere Hobbys hat der Sänger kaum Zeit. Wie lang er braucht, um eine neue Rolle einzustudieren, wie er mi
Ludovic Te´zier kommt mit einem Fotoapparat zu unserem Interview.
Haben Sie oft eine Kamera dabei?
Ludovic T´ezier: Ja klar. Wissen Sie warum? Die besten Motive sehe ich immer dann, wenn ich keine Kamera dabeihabe. Die einzige Lösung ist, meine Kamera immer mitzunehmen, so erspare ich mir diese Frustration.
Ist das eine digitale Kamera?
Ja, leider. Damit muss man leben – wie mit Corona. Aber ich habe auch drei analoge zu Hause. Eine Leica M7, eine Bombenkamera, eine M6 – fantastisch – und eine M3. Mit ihr habe ich nur schwarz-weiß fotografiert. Das ist phänomenal, da kriegt man Gänsehaut.
Mit dem Smartphone fotografieren Sie auch?
Das Smartphone verwende ich zum Telefonieren. Wobei, es ist ganz praktisch, manchmal ein Foto damit zu machen, aber Fotografieren ist für mich etwas anderes. Es ist ein meditativer Moment. Und ich ärgere mich sehr, wenn ich ein Foto verpatze.
Wann haben Sie zu fotografieren begonnen?
Sehr früh. Mein Vater hatte eine wunderschöne Kamera, eine Rollei C-35 ohne Belichtungsmesser, das war das kleinste Gerät in dieser Zeit. Ich habe ihm irgendwann das Gerät „geraubt“, und da war er ziemlich wütend, weil es sehr empfindlich war. Ich habe dann viele Schwarz-Weiß-Bilder gemacht, so hat das begonnen. Wir hatten vor allem deutsche Kameras, mit gutem Grund: Die Optik von Rollei war toll – und wir konnten sie uns leisten. Leica war für uns unerschwinglich. Unsere zweite Kamera war eine Voigtländer ...ob Sie mit Ihrem Sohn über den Krieg in der Ukraine sprechen?
Ja, natürlich. Man soll mit einem Kind über den Krieg reden, denn es bekommt ohnedies so viel mit. Kürzlich wollte er wissen, ob die Russen schlechte Menschen sind. „Nein“, habe ich gesagt, „das ist eine große Nation, wir haben Freunde in dem Land. Es gibt jedoch an der Spitze Leute, die für dieses Chaos verantwortlich sind.“...ob Sie Rigoletto anders singen würden, wenn Sie keine Töchter hätten?
Ja, sicher. Ich finde, wenn man nicht Vater ist, lohnt es sich nicht, Rigoletto zu singen. Ich kenne Rigoletto besonders gut. Mein Vater war Rigoletto, er hätte für seine Kinder getötet – ohne zu zögern. Sicher. Er hat mich einmal als Rigoletto gesehen, und da habe ich ihn gefragt, wie würdst du an seiner Stelle agieren? Er sagte: „Es ist einfach. Der Mörder von Gilda wird seine Zeit im Gefängnis absitzen. An dem Tag, an dem er entlassen wird, würde ich, wäre ich Rigoletto, an der Pforte stehen und ihn töten. Kein Zweifel.“