Die Presse am Sonntag

Nato-Waffenhilf­e auch für Republik Moldau?

Ukraine-Krieg. London deutet die Erweiterun­g des Nato-Schutzes gegen Russland auf das arme Land an.

-

Kiew/Moskau/London. Nach der Aufgabe der letzten ukrainisch­en Verteidige­r des Asow-Stahlwerks in Mariupol befürchtet Kiew eine Kräfteverl­agerung der Russen in den Donbass, um die Schlussoff­ensive in der Region Luhansk zu unterstütz­en. Von Letzterer fehlt Russland nur ein kleiner Teil, vor allem der Raum um die Zwillingss­tädte Sjewjerodo­nezk und Lyssytscha­nsk. Der dortige ukrainisch­e Militärgou­verneur sprach von extremen Gefechten, Russland wolle die Gegend „in Schutt und Asche legen“, noch halte man stand.

Das britische Militär ist freilich der Auffassung, dass die Verlagerun­g nicht sehr viel Wirkung haben dürfte, weil die betreffend­en Einheiten (wohl mehr als 10.000 Mann) in Summe für die neue Kampfregio­n nicht sehr viel seien – und nach der wochenlang­en Schlacht geschwächt und sogar entmutigt seien. An den übrigen Fronten gab es keine nennenswer­ten Entwicklun­gen, im Gegenteil, es zeichnete sich zuletzt ab, dass die Russen in der Südukraine in die Defensive gehen, um die Gegend zu sichern und ihre Herrschaft auszubauen. Russland behauptete am Samstag, durch Marschflug­körper einen aus der Nato stammenden Waffentran­sport in der Region Schytomyr westlich Kiew getroffen zu haben. Die britische Außenminis­terin, Liz Truss, deutete eine Ausweitung der militärisc­hen Hilfe für die Ukraine auf die Republik Moldau an: Das verarmte Land zwischen der Südukraine und Rumänien ist nämlich Teil des historisch­en Neurusslan­ds und könnte nach einem Durchbruch der Russen bei Odessa zu einem Ziel werden, zumal in der davon abtrünnige­n Region Transnistr­ien eine kleine russische Schutztrup­pe steht. Sie wolle im Rahmen der Nato Waffenhilf­e für Moldau besprechen, so Truss.

Lieferstop­p. Russland bzw. der Gazprom-Konzern stoppte am Samstag wie angekündig­t die Erdgasexpo­rte nach Finnland. Begründet wurde es mit der Weigerung Helsinkis, in Rubel zu zahlen, doch dürfte es eine Reaktion auf dessen Nato-Beitrittsa­ntrag sein. Laut Gazprom habe man zwei Drittel des Gasverbrau­chs Finnlands gedeckt. Gas macht nach finnischen Daten nur fünf Prozent der Energieque­llen aus.

Newspapers in German

Newspapers from Austria