Die Presse am Sonntag

Haarige Probleme

- THOMAS KRAMAR

Sudan Archives: »Selfish Soul«. Darf man über Haarproble­me singen? Natürlich, als Mann (siehe z. B. „Cut My Hair“von The Who) und als Frau. Das ist ja das Schöne an Pop: dass er Äußerlichk­eiten nicht als banal abkanzelt. Und im Haar steckt auch ein Stück Seele, der „selfish soul“, die zu füttern an der Zeit sei, wie Sudan Archives hier singt. Abgesehen davon steht sie auch unter dem Druck, mit „those girls on the front covers“verglichen zu werden, die derzeit offenbar glatte und nicht gewellte Haare haben. Auf jeden Fall stressig. Das suggeriert auch der stark akzentuier­te, mit einem wummernden, deutlich neurotisie­rten Synthie-Bass unterlegte Rhythmus, zu dem Sudan Archives über Locken, Wellen, Extensions etc. singt. Ein Saxofon kommentier­t das verschmitz­t, und auch die Sängerin nimmt nicht alles ernst, etwa wenn sie grübelt, ob „er“sie noch lieben werde, wenn ihr eingefloch­tenes Kunsthaar alt wird. Aber ja.

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