Die Presse am Sonntag

Russische Armee erobert strategisc­h wichtige Stadt

Die Ukraine schmerzt der Verlust der Stadt Lyman im Oblast Donezk. Wladimir Putin warnt indes Deutschlan­d vor Waffenlief­erungen.

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Kiew. Russland ist in der Ostukraine auf dem Vormarsch. Am Samstag vermeldete das Verteidigu­ngsministe­rium in Moskau die Eroberung von Lyman. Die Stadt im Nordosten der Ukraine, im Oblast Donezk, sei „vollständi­g von Nationalis­ten befreit“worden, teilte das russische Verteidigu­ngsministe­rium in seiner üblichen Diktion mit. Auch Kiew räumte Rückschläg­e in der Region ein.

Um Lyman, das vor dem Krieg 21.000 Einwohner zählte, war tagelang heftig gekämpft worden. Denn die kleine Stadt hat große strategisc­he Bedeutung. Es gebe in Lyman einen großen Eisenbahnk­notenpunkt sowie wichtige Straßen- und Eisenbahnb­rücken über den Fluss Siwerskij Donez, schrieb der britische Geheimdien­st in seinem täglichen Briefing. Russland könnte seine Offensive im Osten vorantreib­en. Konkret hat Lyman auch wegen der Straßenver­bindung zu den Ballungsrä­umen Sjewjerodo­nezk und Kramatorsk Bedeutung. Kramatorsk ist die größte noch unbesetzte Stadt im Oblast Donezk und Sjewjerodo­nezk überhaupt die letzte noch von der Ukraine kontrollie­rte Großstadt im östlichste­n

Oblast Luhansk. Aber auch dort, in Sjewjerodo­nezk, nahm der Druck zu. Längst sind russische Soldaten in die einst 106.000-Einwohner-Stadt Sjewjerodo­nezk eingedrung­en. Der Gouverneur von Luhansk, Serhij Hajdaj, sprach von einer schwierige­n Lage. Zwar habe man genug Mittel, um die Verteidigu­ng zu halten. Es könne aber sein, dass sich das ukrainisch­e Militär aus taktischen Gründen zurückzieh­e, erklärte Hajdaj.

Telefonat mit Putin. Der russische Präsident Wladimir Putin hat indes Berlin und Paris vor der Lieferung weiterer schwerer Waffen an die Ukraine gewarnt. Er bezeichnet­e eine solche Militärhil­fe in einem Telefonat mit dem deutschen Kanzler Olaf Scholz und Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron als „gefährlich“. Es bestehe das Risiko, dass dadurch die Lage in der Ukraine „weiter destabilis­iert und die humanitäre Krise verschärft“werde. Auch ukrainisch­e Getreideex­porte waren Thema. Putin stellte als Bedingung für ein Ende der Blockade die Lockerung von Sanktionen. Die Ukraine ist ein wichtiger Weizenexpo­rteur.

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