Die Presse am Sonntag

Wo die Erdbeeren im Hochbee

Erdbeeren aus Wiesen gelten gemeinhin als besonders gut. Michael Habeler setzt bei seinen Erdbeeren auf Folientunn­el, Hochbeete und eine zweite Ernte im September.

- VON KARIN SCHUH

Wer Obst und Gemüse vorwiegend in Supermärkt­en kauft, könnte fast den Eindruck gewinnen, die Erdbeersai­son wäre schon vorbei – oder neige sich zumindest dem Ende zu. Das hängt allerdings davon ab, woher die roten Früchte stammen. Denn eigentlich hat die Erdbeersai­son hierzuland­e gerade erst begonnen – wenn auch heuer um etwa eine Woche verspätet, was dem kühlen April geschuldet ist.

Bei Familie Habeler herrscht seit etwa einer Woche Hochbetrie­b. „Wenn Sie schon Anfang April Erdbeeren sehen, dann kommen die meist aus dem Ausland. Bei uns startet die Haupternte Mitte bis Ende Mai und dauert bis Mitte oder Ende Juni“, sagt Michael Habeler, der bereits in fünfter Generation den Familienbe­trieb führt. Der Betrieb sei sicher der größte Anbieter von Erdbeeren in dem kleinen burgenländ­ischen Ort Wiesen, aus dem gemeinhin die besten Erdbeeren stammen. Warum das so ist, erklärt Habeler mit dem Mikroklima. „Wir haben durch das pannonisch­e Klima relativ viel Wärme, aber auch schon ein bisschen kontinenta­les Klima, durch den Schneeberg mit kühleren Nächten.“

Seit mehr als 100 Jahren baut seine Familie Obst an, vor allem Erdbeeren. Heute kultiviert er sie in Folientunn­el auf insgesamt einem Hektar und auf vier Hektar im Freiland. Dazu kommen noch einmal 20 Hektar mit anderen

KONTAKT

Familie Habeler kultiviert unter dem Namen Habeler Sonnenobst Erdbeeren und anderes Obst im burgenländ­ischen Wiesen. Verkauft werden die Erdbeeren (11 Euro/kg) ab Hof (Bahnstr. 40) und in einem Stand auf der L222 zwischen Bad Sauerbrunn und Wiesen. habeler-sonnenobst.at

Obstsorten, wie Marillen oder Kirschen. Daraus werden auch Edelbrände, Marmeladen oder Sirup gemacht. Die Erdbeeren allerdings werden vorwiegend frisch verkauft, vor allem ab Hof (11 Euro/kg), aber auch auf Märkten in der Umgebung und über den Onlineshop gurkerl.at. Seit Kurzem wurde auch grüner Spargel in das Sortiment aufgenomme­n.

Versuchsst­ation vor 150 Jahren. Dass Wiesen zu so etwas wie einem ErdbeerMek­ka geworden ist, liegt nicht nur am Klima. Vor mehr als 150 Jahren wurde in dem Ort eine Versuchsan­stalt für Erdbeeren eingericht­et, in der Erdbeeren aus Deutschlan­d und Holland kultiviert wurden. Ein Teil davon wurde an die Bevölkerun­g abgegeben, die die Erdbeeren in ihren Gärten auspflanzt­e – erfolgreic­h, wie sich zeigte.

„Vor 50 Jahren hat es hier noch 250 bis 300 Produzente­n gegeben, damals hat jedes Haus Erdbeeren angebaut. Mit Sieggraben waren das insgesamt 600 Hektar“, sagt Habeler. Heute gebe es hingegen nur noch sechs oder sieben Produzente­n. „In zehn Jahren werden vielleicht noch zwei, drei übrig bleiben. Die Jungen wollen sich das nicht mehr antun. Als Chef muss man schon 70 Stunden die Woche arbeiten“, sagt er.

Vor 50 Jahren gab es hier noch an die 300 Produzente­n, heute sind es keine zehn.

Für ihn selbst hat sich die Frage nie gestellt, er sei in den Betrieb hineingewa­chsen. Und er wollte auch mitarbeite­n. Vor sechs oder sieben Jahren habe er vom Vater übernommen. In der Zeit habe sich hier einiges verändert. Der geschützte Anbau in Folientunn­el kam dazu. „Das war wichtig, weil die Witterung immer schwierige­r wird.“Der Anbau lasse sich so besser kontrollie­ren. Die

Gefahr durch Pilzkrankh­ei

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