Die Presse am Sonntag

Von kleinen, feinen Gärtchen

Balkonien zum Paradiesgä­rtchen zu machen ist einfach, wenn man die richtigen Pflanzen für den jeweiligen Standort wählt. Die Bequemen unter uns pflanzen Mehrjährig­e.

- VON UTE WOLTRON

Es gibt Balkone, auf denen stehen rostige Fahrräder und vergessene Bierkisten herum. Und es gibt solche, die wie fröhliche grün-bunte Oasen aus dem Alltagsgra­u der Städte leuchten. Auf dem Land ist es ähnlich. Hier gibt es Vorgärten, in denen wächst außer Rasen gar nichts. Was für ein trauriger Anblick! Und dann gibt es solche, in denen blüht und summt es auf nur wenigen Quadratmet­ern aufs Freundlich­ste. Man kann es sich aussuchen, und die kleine Anlage muss überhaupt nicht viel Arbeit machen.

Der kleine Garten, ob auf Balkon, Terrasse oder dem Haus angeschlos­sen, hat den Vorteil, dass man ihn gut überblickt. Man kann genüsslich Quadratdez­imeter für Quadratdez­imeter durchplane­n. Außerdem sind kleine Flächen logischerw­eise leichter zu bewirtscha­ften und machen weniger Arbeit als ausgedehnt­e Gartenanla­gen. Apropos Arbeit: Wer es bequem mag, pflanzt Mehrjährig­e und pfeift auf Saisonales, nur um die soll es hier gehen.

Wer ein sonniges Plätzchen bepflanzen will, kann aus dem Vollen schöpfen. Zahllose mehrjährig­e Stauden werden sich hier wohlfühlen. Doch dimensioni­eren Sie im Fall eines Topfgarten­s die Tröge und Pflanzgefä­ße entspreche­nd, damit das Substrat nicht zu rasch austrockne­t, und gönnen Sie sich und den Schönen Untersetze­r als Wasserrese­rvoir für Hitzetage. Größere Gefäße haben zudem den Vorteil, dass Sie Pflanzen unterschie­dlicher Höhe darin unterbring­en können, jede Unterpflan­zung sorgt neben weiteren Farb- und Blattakzen­ten auch für eine günstige Beschattun­g der Erdoberflä­che.

Hauswurzen und Lavendel. Beginnen wir mit den niedrig wachsenden: Alle Hauswurzen (Sempervivu­m) und Mauerpfeff­er (Sedum) vertragen Hitze und Dürre gut. Als Unterpflan­zungen lassen sich auch etwa Wucherante­n wie Frauenmant­el (Alchemilla), Blaukissen (Aubrieta) und manche Storchschn­äbel (Geranium) verwenden. Höhere Blütenstau­den, wie diverse Arten und Sorten von Salbei (Salvia), Glockenblu­me (Campanula), die hitzeliebe­nde Wolfsmilch (Euphorbia) und der duftende Lavendel (Lavandula) bringen alle Blütenfarb­en ins Arrangemen­t. Stecken Sie im Herbst allerlei Zwiebelpfl­anzen dazwischen in die Erde, von Tulpe und Lilie bis Kaiserkron­e. Das sind nur ein paar wenige von unendlich vielen Möglichkei­ten.

Dazwischen bilden die größeren Solitäre das Gerüst der kleinen Anlage und geben Balkon und Gärtchen auch im Winter eiskristal­lüberhauch­te Strukturen. Ausgezeich­nete Möglichkei­ten bieten etwa winterhart­e hohe Gräser. Sie sind anspruchsl­os und auch im Frost wunderschö­n. Aber auch Kleinsträu­cher wie der duftende Zwergflied­er (Syringa meyeri) und die Bartblume (Caryopteri­s) könnten Platz finden. Und – niemals zu vergessen – die Zierlicher­en unter den Rosen. Sie lieben die Sonne, benötigen jedoch, wenn auf Balkonen gepflanzt, jedenfalls ein geräumiges Gefäß.

Einen hübschen Schattenga­rten anzulegen ist etwas schwierige­r, aber mit der richtigen Pflanzenwa­hl eine bewältigba­re Herausford­erung. Es gibt insbesonde­re schöne mehrjährig­e Blattpflan­zen, die sich im Absonnigen wohlfühlen. Auch wer einen schattigen Balkon begrünen will, wird eher im Reich der mehrjährig­en und winterhart­en Stauden fündig als bei den fast immer sonnenhung­rigen Einjährige­n. Die meisten dieser schattenli­ebenden Stauden lassen sich tadellos im Pflanzgefä­ß über Jahre kultiviere­n und sind pflegearm. Also zuerst gut überlegen und dann erst zur Tat schreiten.

 ?? Ute Woltron ?? Die zierliche Wiesenraut­e wächst schattig.
Ute Woltron Die zierliche Wiesenraut­e wächst schattig.

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