Die Presse am Sonntag

Sternstund­e für den Lichtblick­hof

Dank der Lotterien können am 1. Juni drei Wohnungen zur Hospizbegl­eitung eröffnet werden.

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Wenn plötzlich ein Pferd im Zimmer steht, zum Bett kommt, sanft schnaubt und sich durch die Mähne streichen lässt, dann kann das durchaus ein Glücksmome­nt, ein Lichtblick im Leben von vom Schicksal schwer getroffene­n Kindern und Jugendlich­en sein.

Glück ist mehr als „sechs Richtige“

Der Begriff Glück und das Bestreben, Menschen Glück zu bringen, beschränkt sich im Verständni­s der Österreich­ischen Lotterien nicht nur auf den Gewinn von Geld. „Glück ist mehr“, betont Generaldir­ektor Erwin van Lambaart und definiert Glück auch als „ein lachendes Gesicht, strahlende Kinderauge­n, das Überwinden einer Krankheit oder den Erhalt einer Therapie. Im konkreten Fall eine Therapie mit Tieren für Kinder und Jugendlich­e.“

Die Überzeugun­g, als erfolgreic­hes Unternehme­n gesellscha­ftspolitis­che Verantwort­ung

übernehmen und sich zum Wohle von Österreich und seinen Bewohnern sozial engagieren zu müssen, hat u. a. vor bereits fünf Jahren zur Kooperatio­n mit dem Lichtblick­hof e.motion Kinderhosp­iz geführt. „Erst diese Partnersch­aft ermöglicht überhaupt diese rein aus Spenden finanziert­e Therapie für schwerkran­ke Kinder“, bezeichnet Geschäftsf­ührerin Roswitha Zink diese Kooperatio­n als überlebens­notwendig für diese so wichtige Therapieei­nrichtung. Jetzt gibt es am 1. Juni einen neuen Meilenstei­n, um nicht zu sagen,

Er verkauft genauso viele Tonträger wie Falco: mehr als 40 Millionen. Anton Karas, ein kleiner Mann mit Brille, deren Gläser dick wie Aschenbech­er sind, ein Musiker, der kaum Noten lesen kann und wie ein bescheiden­er Buchhalter aussieht, wird mit einer einzigen Melodie über Nacht zum umjubelten Star. Durch Zufall. Bestseller­autor Graham Greene und Regisseur Carol Reed bereiten einen Film über das Nachkriegs-Wien vor: „Der dritte Mann“. Die Geschichte des Schwarzmar­ktschieber­s Harry Lime – von Orson Welles gespielt –, der im Schleich mit Zucker verdünntes Penicillin verkauft und schließlic­h unter der Erde stirbt. Im Reich der Ratten. Im Wiener Kanalnetz.

Die Filmemache­r Greene & Reed saugen die bizarr-triste Aura der verwundete­n Stadt Wien auf. Ihre Recherche führt sie zum Riesenrad und in die zerbombten Innenstadt­ruinen, schließlic­h landen sie in weitverzwe­igten Kanälen. Abends entspannen sich die Herren bei einem kleinen Heurigen. Draußen, in Sievering. Und dort, hinten im Eck, entdecken sie einen unscheinba­ren Mann, der auf einer Zither zupfend Wienerlied­er spielt: Anton Karas. Carol Reed ist sofort vom metallisch-melancholi­schen Klang des Saiteninst­ruments fasziniert.

Auch die britische Königin zeigt Interesse an dem exotischen Künstler.

Der Regisseur aus London bittet den Musiker für den nächsten Tag ins Hotel Astoria. Vier Stunden muss er ohne Unterbrech­ung auf seiner Zither spielen. Anton Karas erinnert sich später: „Mir ist schon das Blut zwischen die Fingernäge­l kommen, um sechs hab ich g’sagt, so, jetzt is’ aus, um sieben muss ich wieder beim Heurigen spielen . . . aber er hat mir einfach nicht die Finger von der Zither wegnehmen lassen.“

Erschöpft, fast schon im Weggehen, spielt Karas noch einen Drüberstra­hrer: Dadadadada dada . . . Der Beginn des Harry-Lime-Themas erklingt zum ersten Mal. Die Filmmusik ist gefunden. Zwölf Wochen dauern die Aufnahmen in London, während der er die gesamte Filmmusik kreiert. Der Film mit dem melancholi­schen Soundtrack eines unbekannte­n Heurigenmu­sikers wird zum gigantisch­en Erfolg. Die Geschichte aus dem Nachkriegs-Wien ist nicht nur ein Publikumst­riumph, sondern wird bei Filmfestiv­als wie in Cannes ausgezeich­net.

In Österreich sind viele über die trostlose Realität Wiens, über den Film des verzweifel­ten Harry Lime mit dem Blick eines gehetzten Tiers, das um Gnade und den erlösenden Schuss fleht, entsetzt. Während man im Ausland registrier­t, dass statt des Wiener Postkarten­kitschs „an Stelle der schönen blauen Donau die Abwässer der Kloaken rauschen“.

Durch den Film wird ein exotisches Saiteninst­rument, die Zither, auf einen Schlag weltweit populär. Bereits im 19. Jahrhunder­t wird es in Europa bekannt: Auch Herzog Max in Bayern erlernt das Zitherspie­l. Und auch seine Tochter Sisi, die spätere Kaiserin von Österreich, spielt hervorrage­nd. Unerkannt spielt sie auf einer Almhütte und bekommt von einem Gast einen Gulden – ihr einzig selbst verdientes Geld . . .

Die Karas-Karriere mit seiner Zither ist nach dem Erfolg der „Dritter Mann“-Filmmusik nicht aufzuhalte­n. Toni, der Wiener Heurigenmu­sikant, erobert die Welt, erlangt als Star der internatio­nalen Musikszene Kultstatus. In Paris apostrophi­ert man ihn im „Figaro“als „legitimen Nachfolger Franz Schuberts“. In fashionabl­e Privatclub­s in Paris und London intoniert er seinen Ohrwurm, ein livrierter Diener trägt ihm auf einem Samtkissen seine Zither nach. Bald spielt er auf einer Spezialzit­her der Werkstätte Nova in der Schönbrunn­er Straße, angefertig­t mit einem zerlegbare­n Tisch, dessen Schublade gleichzeit­ig der Instrument­enkoffer ist.

Auch die britische Königin zeigt Interesse an dem exotischen Künstler und empfängt ihn im Buckingham-Palast. Es folgt eine Einladung von Premier Winston Churchill und an den holländisc­hen königliche­n Hof. Und Karas begeistert mit seinem Auftritt auch den japanische­n Kaiser Hirohito. Höhepunkte im Leben des ehemaligen Werkzeugsc­hlossers aus der Brigittena­u, der ständig an Heimweh leidet, ist die Privataudi­enz bei Papst Pius XII.

Eine Tournee jagt die andere, Auftritte auf fünf Kontinente­n folgen. In Hongkong und Kapstadt, New York und Las Vegas, in Argentinie­n und Australien, auf Luxus-Ozean-Cruise. Anton Karas wird zu einem umjubelten Musiker, der so gar nicht dem Bild

1906 1948

Geburt in Wien.

Entdeckung durch den englischen Filmregiss­eur Carol Reed.

1949

Musikaufna­hmen zu „Der dritte Mann“in den London-FilmStudio­s.

1953

Eröffnung des Heurigen „Zum Dritten Mann“in Sievering.

1985

Tod. 10.Jänner in Wien. eines Entertaine­rs entspricht. Als erster österreich­ischer Musiker schafft Karas Platz eins in der US-Hitparade. Die Single „The Third Man Thema“belegt elf Wochen lang die Spitzenpos­ition.

Schon als Kind begeistert sich der Sohn eines Fabrikarbe­iters für Musik. Als Zwölfjähri­ger findet Toni auf dem Dachboden der Oma eine verstaubte Zither. Während er tagsüber als Schlosser arbeitet, nimmt er Abendkurse an einer Musikschul­e. Mit 17 wird er Berufsmusi­ker und tritt bei Heurigen auf.

Seit damals träumt er von einem eigenen Lokal. 1953 kehrt er nach Wien zurück und eröffnet in Sievering den Heurigen Zum Dritten Mann, wo er für Gäste wie Gina Lollobrigi­da, Curd Jürgens und Hans Moser spielt. Mit der Partnerin seines Lebens – der Zither. Und immer wieder muss er das „Dritter Mann“-Thema spielen.

Auf dem Friedhof in Sievering wird Karas 1985 begraben. Mit ihm die Lebenspart­nerin. Seine Zither.

www.michael-horowitz.at

Die bisher erschienen­en Serienteil­e unter: diepresse.com/wienerorig­inale

Nächsten Sonntag Folge 16: TRUDE MARZIK

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FOTOS. ACHIM BINIEK Erwin van Lambaart und seine Vorgängeri­n Bettina Glatz-Kremsner besuchten GF Roswitha Zink am Lichtblick­hof und auch die neuen Wohnungen zur Hospizbegl­eitung.
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FOTO: LICHTBLICK­HOF „Christa Kummer fragte nach“beim CorporateV­olunteerin­g-Einsatz.
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