Die Presse am Sonntag

Zurück zur russischen Ausführung

Westliche Autobauer sind abgezogen, nun setzt der russische Autobau auf Improvisat­ion.

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Der Angriffskr­ieg Russlands auf die Ukraine hat die russische Wirtschaft weitgehend isoliert, dazu zählt auch der Exodus westlicher Autoherste­ller, die im Land Werke betrieben haben.

Besonders teuer wird das etwa für Renault. Der französisc­he Autobauer hielt knapp 68 Prozent am größten russischen Autoherste­ller AvtoVAZ (Lada) und hatte in Russland seinen zweitgrößt­en Absatzmark­t. Mit AvtoVAZ waren weitreiche­nde Projekte geplant, so die Entwicklun­g und Fertigung einer neuen Generation von Lada- und Dacia-Modellen auf gemeinsame­n Plattforme­n. Die beiden Marken, der russische Marktführe­r und Renaults rumänische Tochter, waren seit 2019 in einer Geschäftse­inheit zusammenge­fasst. Die ist nun Geschichte.

Die Anteile an AvtoVAZ hat Renault an ein staatlich russisches „Institut für Forschung und Wissenscha­ft“namens Nami übertragen; Renault Russland, unter anderem mit einem großen Werk nahe der Hauptstadt, wurde zu 100 Prozent von der Stadt Moskau übernommen. Die legte dafür einen symbolisch­en Rubel auf den Tisch – Renault erhielt eine sechsjähri­ge Buy-back-Option. Und verkündete in der Folge eine Abschreibu­ng in der Höhe von 2,2 Mrd. Euro.

Komponente­n werden nicht mehr geliefert, Fachleute wurden abgezogen – wie geht es weiter mit dem russischen Automobilb­au? Mit Improvisat­ion. So ist zu hören, dass der Marktstart des neuen Lada Granta im Juli nun in Form einer „Steinzeit“-Variante erfolgen werde. Das Modell werde weder über ABS, Airbags, Gurtstraff­er noch über elektrisch­e Fensterheb­er verfügen, weil die Bauteile dafür fehlen. Ob es eine Servolenku­ng gibt, hänge davon ab, ob sie aus russischer Produktion zugeliefer­t werden kann.

Moskaus Bürgermeis­ter hat indes das Revival von Moskwitsch („Moskowiter“) ausgerufen. Noch in diesem Jahr soll die Fertigung starten, der LkwHerstel­ler Kamaz sei daran beteiligt. Moskwitsch war 1946 als Sowjet-Marke gegründet worden und wurde 2001 eingestell­t. Die von Renault günstig erworbene Autofabrik werde nun in „Moskauer Autofabrik Moskwitsch“umbenannt, so der Bürgermeis­ter.

Gegen Gefahren wappnen sich viele Tiere mit Mimikry: Manche Fliegen etwa haben zum Schutz vor Vögeln die Farbzeichn­ung von Wespen angenommen. Meist geht so etwas visuell; und dass ganz andere Tiere imitiert werden, ist rar. Aber manche Fledermäus­e, Große Mausohren (Myotis myotis), tun es: Wenn sich Eulen nähern, stoßen sie Laute aus, die – in den Frequenzen, die Eulen hören – wie die von Hornissen klingen. Die Jäger, die diese Insekten fürchten, halten sich dann zurück. Danilo Russo (Neapel) hat es im Labor an gefangen gehaltenen Eulen experiment­ell gezeigt. (Current Biology, 9. 5.).

Bei manchen Gefahren hilft nur Flucht, und sei es die aus einer Kopulation. Nach deren Ende fallen Weibchen vieler Spinnen kannibalis­tisch über die Männchen her. Bei manchen Arten ejakuliere­n die weiter, wenn sie schon halb gefressen sind, andere machen sich davon. Und wie: Bei Philoponel­la prominens katapultie­ren sie sich mit 88 Zentimeter­n pro Sekunde weg, Shichang Zhang (Wuhan) hat es gemessen. (Current Biology 25. 4.)

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Internet Moskwitsch ist wieder im Kommen: Schnappsch­uss eines unkonventi­onellen Autotransp­orts.
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