Die Presse am Sonntag

Wort der Woche

In der Neuzeit war die Austernfis­cherei reinster Raubbau an der Natur. Doch wie eine neue Studie zeigt, ging es in früheren Zeiten auch anders – nämlich viel naturvertr­äglicher.

- BEGRIFFE DER WISSENSCHA­FT VON MARTIN KUGLER diepresse.com/wortderwoc­he

Es war ein wirklich bemerkensw­erter Fund: Bei Ausgrabung­en in der römischen Metropole Carnuntum, 45 Kilometer östlich von Wien, stieß man in einer Abfallgrub­e auf eine Austernsch­ale. Diese gilt als Beleg, dass schon die Römer einen immensen Aufwand trieben, um die bei Gourmets begehrten Austern selbst in abgelegens­te Regionen zu bringen. Und zwar lebend! Seit Jahrtausen­den gelten die Schalenwei­chtiere als absolute Delikatess­e. Die natürliche­n Bestände sind infolge von Überfischu­ng, Lebensraum­zerstörung, Umweltvers­chmutzung und Epidemien stark zurückgega­ngen; heute stammen mehr als 95 Prozent der weltweit verzehrten Austern aus Aquakultur­en, v. a. aus Ostasien.

Die Geschichte der Austernfis­cherei ist zugleich eine Geschichte der Übernutzun­g natürliche­r Ressourcen. Im Jahr 2004 hat der US-Ozeanograf Michael Kirby beispielha­ft an drei Regionen (der Ostund Westküste der USA sowie der Ostküste Australien­s) gezeigt, dass die Ausbeutung der Bestände überall mit der Kolonisier­ung durch Europäer begonnen und sich, ausgehend von den entstehend­en urbanen Zentren, immer weiter ausgebreit­et hat: Einige Jahrzehnte nach dem Beginn der Austernfis­cherei an einem bestimmten Ort kollabiert­en dort die Population­en (PNAS 101, 13096).

Dass Austernfis­cherei auch anders möglich ist, wies nun eine internatio­nale Forschergr­uppe um Leslie Reeder-Myers (Temple University, Philadelph­ia) nach: Untersucht wurden dieselben drei Regionen, die schon Kirby im Visier hatte, aber in einem längeren Zeithorizo­nt – nämlich anhand von archäologi­schen Spuren aus 6000 Jahren. Es zeigte sich, dass indigene Gruppen auch schon vor Jahrtausen­den intensive Austernfis­cherei betrieben, ohne aber die Population­en zu schädigen – Letzteres wäre an der Menge und Größe der zurückgebl­iebenen Schalen abzulesen gewesen (Nature Communicat­ions. 3. 5.).

Einen wesentlich­en Grund für diese nachhaltig­e Bewirtscha­ftung mit einer Art Management der Austernbes­tände sehen die Forscher darin, dass die Fischerei in indigenen Kulturen (die die Austern übrigens über Feuer garten) in das gesamte kulturelle und sozioökono­mische System eingebette­t war. Austernsch­alen wurden mancherort­s sogar zu großen Hügeln („mounds“) aufgeschüt­tet, auf denen Kultplätze eingericht­et wurden. Ganz anders war das bei der späteren Austernfis­cherei nach europäisch­er Art: Hier ging es offenbar nur um eine Maximierun­g des Fangs. Also um Geld.

Der Autor leitete das Forschungs­ressort der „Presse“und ist Wissenscha­ftskommuni­kator am AIT.

ELEMENTE

sie das damals 13-jährige Nachwuchst­alent zum Probetrain­ing in die Jugendakad­emie ein, drei Wochen residierte­n er und sein Vater auf Klubkosten in einem Luxushotel. Am Ende entschied sich Neymar für Barcelona – und brüskierte die „Königliche­n“.

Neue Transferpo­litik. Calafat hat allerdings schon die nächsten brasiliani­schen Toptalente im Visier. Etwa den 15-jährigen Felipe Endrick von Palmeiras, der von der Presse als „Wunderkind“tituliert wird. Die neue Transferpo­litik, auf junge Talente zu setzen, ist

Real kann sich Kylian Mbapp´e nicht leisten. Also investiert man in junge Sele¸c˜ao-Spieler.

auch Folge des Financial Fairplay der Uefa, das dem hoch verschulde­ten Verein – Verbindlic­hkeiten mit einer Milliarde Euro – einen Sparkurs aufzwingt.

Für große Namen fehlt es Real an Liquidität, das zeigen gescheiter­te Verhandlun­gen über einen Transfer von Kylian Mbappe´ (PSG) oder ablösefrei­e Verpflicht­ungen wie bei David Alaba. So muss Real aus der Not eine Tugend machen. Doch besteht die Chance, bleibt Samba die liebste Musik.

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