Die Presse am Sonntag

Zwei Motorsport­klassiker an einem Tag

370 km/h. In diesem Oval gilt kein Speedlimit bei der Jagd nach drei Millionen Dollar Preisgeld: Das Indy 500 lässt Amerikas PS-Seele höher schlagen.

- VON GERHARD KUNTSCHIK

Wenn der neue/alte Prinz von Monaco heute längst im Feiermodus ist, beginnt für 33 Herren jenseits des Atlantiks der Saisonhöhe­punkt mit der klassische­n Anordnung: „Gentlemen, start your engines!“Der Ansage-Klassiker fällt heuer allerdings aus. Im Chevrolet Corvette Pace Car sitzt in der 106. Auflage der 500 Meilen von Indianapol­is eine Dame am Steuer, die neunfache Indy-Teilnehmer­in Sarah Fisher. Also: „Lady – and Gentlemen . . .“

In der letzten Qualifikat­ionsphase wurde das Speed-Event im 2,5-MeilenOval mit um neun Grad überhöhten Kurven eingeläute­t. Scott Dixon, 41-jähriger Routinier aus Neuseeland mit sechs Indycar-Titeln, absolviert­e vier fliegende Runden (16 Kilometer) mit einem Rekord-Schnitt von 376,66 km/h. Die „Pole“ist vielleicht ein gutes Omen für den Indy-Sieger von 2008, er war damals auch Trainingss­chnellster.

Das Indy 500 ist längst keine US-Angelegenh­eit mehr. In die Qualifikat­ion der ersten Zwölf schafften es mit Ed Carpenter (4.) und Nascar-Legende Jimmy Johnson (12.) zwei US-Piloten, aber neben Dixon ein Spanier (Alex Palou/2.), ein Niederländ­er (Rinus VeeKay/3.), zwei Schweden (Marcus Ericsson/5., Felix Rosenqvist/8.), ein Mexikaner (Pato O’Ward/7.), ein Franzose (Romain Grosjean/9.), ein Japaner (Takuma Sato/10.) und ein Australier (Will Power/11.). Mit Ericsson, Grosjean, Sato, Alexander Rossi und Juan Pablo Montoya sind fünf F1-Aussteiger im Kampf um rund drei Millionen Dollar Preisgeld für den Sieger plus eine Flasche Milch dabei. Ganassi-Honda-Pilot Dixon hat sich die ersten 100.000 Dollar für die „Pole“bereits gesichert.

Ob der erfolgreic­hste Teamchef, Roger Penske (85; 18 Siege im Indy 500), als solcher heute triumphier­t, hängt von seinen Piloten Will Power, Josef Newgarden und Scott McLaughlin ab. Auf jeden Fall gewinnt er als Geschäftsm­ann. Seit 2019 zählen Indy-Serie und Indianapol­is Motor Speedway zu seinem Firmenimpe­rium.

Durch die namenlosen Kurven und Schikanen von Abu Dhabi, Bahrain, Dschidda und Miami dreht die Formel 1 mittlerwei­le ihre Runden. Hier in Monaco (Grand Prix, 15 Uhr, live, ORF eins, Sky) aber hat jede Passage noch einen klingenden Namen – und die passende Geschichte dazu.

Sainte De´vote, Mirabeau, Loews, Tabac und Piscine. Zuletzt in aller Munde: die Rascasse-Kurve gegen Ende des Stadtkurse­s, benannt nach dem benachbart­en Restaurant (wiederum benannt nach dem Mittelmeer­fisch). Hier demolierte Ferrari-Star und Lokalmatad­or Charles Leclerc vor zwei Wochen beim Grand Prix Historique jenen Ferrari 312T, mit dem Niki Lauda 1975 in Monaco gewonnen hatte.

Zwar war der Unfall nicht Leclercs Schuld (gebrochene Bremsschei­be), dennoch macht der Fahrer in Monaco noch den Unterschie­d, nirgendwo sonst steht er mehr unter Druck, nirgendwo sonst ist weniger Platz. Nicht

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Reuters 1911 fand das erste Indy 500 auf dem Indianapol­is Motor Speedway statt. Bis zu 400.000 Zuschauer lockt der jährliche Saisonhöhe­punkt an.
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