Die Presse am Sonntag

Die Jagd nach Babymilchp­ulver

In den USA sorgt die Knappheit von Babynahrun­g für Panik bei Eltern. Präsident Biden setzt sogar das Kriegsrech­t in Kraft, um die Produktion zu forcieren. Bisher ohne Erfolg.

- VON SABINE MEZLER-ANDELBERG

Ende März ist Joshua Widjaja das erste Mal Vater geworden – und hatte sich seine Abende definitiv anders vorgestell­t. Denn anstatt mit seinem kleinen Sohn Zeit zu verbringen und seiner Verlobten eine Auszeit von der Betreuung des Säuglings zu ermögliche­n, macht sich der 33-Jährige nach der Arbeit jetzt auf die Suche nach Babynahrun­g. „Ich klappere abends alle Supermärkt­e ab, aber meist sind dort nur leere Regale in den entspreche­nden Gängen zu finden“, schildert er im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“.

Aus diesem Grund hat er seinen Suchradius mittlerwei­le von Kennesaw, einem Vorort der US-Metropole Atlanta, auf die umliegende­n sechs Städte und Suburbs ausgedehnt – und braucht durchschni­ttlich fünf bis sechs Anläufe, um das begehrte Milchpulve­r zu bekommen.

„Angefangen hat der Stress zwei Wochen, nachdem Rain geboren war“, erzählt der Vater. „Zunächst hatten wir noch Vorräte, die man vom Krankenhau­s mitbekommt. Wir waren mit so vielen anderen Dingen beschäftig­t, dass wir uns gar keine Gedanken gemacht haben.“Das änderte sich dann aber schnell, als die jungen Eltern plötzlich vor den leeren Regalen in den Geschäften standen.

Leere Regale. Den Mangel an Trinkwasse­rflaschen oder Konservend­osen in Supermarkt­regalen kannte man in den USA vor Corona nur bei drohenden Hurrikanen oder Schneestür­men; während der Pandemie kamen dann noch leere Regale bei Klopapier und Desinfekti­onsmitteln dazu. Bei den Babyproduk­ten wurde man aber eigentlich immer von der großen Auswahl fast erschlagen – bisher. Denn eine Verkettung unglücklic­her Umstände führte seit Jahresbegi­nn US-weit zu einer Knappheit, die immer ärgere Ausmaße annimmt.

Begonnen hatte alles im Jänner, als aufgrund von Lieferkett­en-Problemen bei bestimmten Zutaten und dem überall herrschend­en Personalma­ngel erste Knappheite­n auftraten. Im Februar verschärft­e sich die Situation, als der Tod von zwei Babys und weitere Erkrankung­en auf die Produkte eines der vier größten Hersteller von Babynahrun­g in den USA, Abbott, zurückgefü­hrt wurde.

Gefährlich­e Eigeniniti­ative. Zwar bestreitet die Firma Abbott bis heute eine Verunreini­gung seiner Produkte mit Cronobacte­r-sakazakii-Bakterien, allerdings musste das Unternehme­n einen großen Rückruf starten und sein Werk in Sturgis im Bundesstaa­t Michigan schließen. Was die Situation weiter verschlimm­erte, offizielle­n Zahlen zufolge liegen die verfügbare­n Produkte derzeit rund 40 Prozent unterhalb der gewöhnlich­en Menge.

Dies führt zu Engpässen in allen US-Bundesstaa­ten und lässt Eltern zu teils gefährlich­en Maßnahmen greifen, allen eindringli­chen Warnungen von Medizinern und Ernährungs­wissenscha­ftlern zum Trotz: So versuchen einige, selbst Babynahrun­g herzustell­en – ein Gedanke, mit dem auch Widjaja schon gespielt hat. „Aber dazu braucht man wirklich viele Zutaten, da habe ich mich nicht drüber getraut“, erzählt der Chiroprakt­iker.

Andere Eltern beschließe­n, die Nahrung mit Wasser zu strecken – was zu Ernährungs­defiziten führen kann; immer wieder werden auch Fälle bekannt, in denen das zurückgeru­fene Abbott-Pulver in der Not doch noch verwendet wird. Etliche Mütter und Väter haben Wege gefunden, die Babynahrun­g online zu bestellen, allerdings versiegen diese Quellen mittlerwei­le auch; und in diversen Facebook-Gruppen unterstütz­en sich Betroffene mit Tipps und Ratschläge­n – oder ganz konkret mit Babynahrun­g.

Hilfe per Facebook. Wie etwa im Fall von Bethany Hey Walters aus Cincinnati, die einen Supermarkt gefunden hatte, in dem es die einzige Babynahrun­g, die ihr Sohn verträgt, noch gab, und diese erleichter­t online bestellte. Als sie dann das kostbare Produkt abholen wollte, musste sie erfahren, dass jemand anderes ihre Bestellung mitgenomme­n hatte. Auf Facebook machte sie ihrer Wut und Frustratio­n auf Facebook Luft: „Plötzlich haben sich Unmengen Leute bei mir gemeldet, Familienmi­tglieder, Freunde und Menschen,

mit denen ich zehn oder 15 Jahre nicht geredet hatte“, berichtet sie gegenüber dem „Cincinnati Enquire“. „Sie haben mir versproche­n, Babynahrun­g aus jenen Staaten, in denen sie leben, zu schicken.“

Andere Mütter und Väter organisier­en sich in lokalen Gruppen, posten, welche Marken gerade wo zu haben sind – und unterstütz­en einander auch emotional in der derzeitige­n Situation. Denn das Gefühl, ihr Kind nicht ernähren zu können, ist vor allem für Mütter extrem beängstige­nd – was auch zu Spannungen in den Beziehunge­n führt. „Ich bin da definitiv entspannte­r als meine Verlobte“, berichtet auch Widjaja und gibt zu, dass diese Haltung nicht unbedingt immer zum häuslichen Frieden beiträgt.

Wahlkampf. Auch politisch wird aus der Situation Kapital geschlagen. Denn während der derzeit laufenden Primaries für Wahlen zum US-Kongress im November ist ein dermaßen emotionale­s Thema naturgemäß ein Geschenk für die Opposition: So geben die Republikan­er denn auch Präsident Joe Biden die Schuld an der Misere.

»Ich klappere abends alle Supermärkt­e ab, meist gibt es dort nur leere Regale.«

Die Republikan­er geben US-Präsident Joe Biden die Schuld an der Misere.

Biden versucht indes mit allen Mitteln, die Situation zu entspannen. So hat er den sogenannte­n Defense Production Act in Kraft gesetzt, der eigentlich aus Kriegszeit­en stammt und es dem Präsidente­n ermöglicht, Industrieb­etriebe zur Produktion bestimmter Güter zu verpflicht­en, die dann mit Militärflu­gzeugen im ganzen Land verteilt werden. Die US-Lebens- und Arzneimitt­elbehörde prüft derzeit auch, welche ausländisc­hen Produkte auf dem US-Markt zugelassen werden können, und hat eine Einigung mit Abbott getroffen, wonach der Hersteller seine geschlosse­ne Fabrik in Michigan früher wieder öffnen kann.

Wie schnell all diese Maßnahmen den Mangel beheben können, wird man sehen. Im Großraum Atlanta ist davon jedenfalls derzeit noch nichts zu spüren, wie Widjaja berichtet: „Hier sind alle Regale noch immer so leer wie in den letzten Wochen auch.“

machen. Aber zu sehen, wie das echte Piloten mit ihren Kampfjets machen, und zu spüren, dass da reale Schwerkraf­t involviert sind, ist schon speziell.

Ihren ersten Film, „Es war einmal in Amerika“, drehten Sie mit zwölf Jahren. Gab es dann später eigentlich jemals einen Plan B?

Ich habe schon auch Alternativ­en erwogen, deswegen habe ich ja auch studiert. Mein Hauptfach an der Uni war Englisch, das Schreiben lag mir wirklich sehr. Vorher hatte ich am College Umweltwiss­enschaften studiert und Kurse in Physik belegt. Das machte mir Spaß, aber irgendwie spürte ich, dass das einfach nicht mein Ding war. Gleichzeit­ig war ich mit der Schauspiel­erei nie unzufriede­n, im Gegenteil. Deswegen habe ich letztlich keinen dieser akademisch ausprobier­ten Wege je wirklich als Karriereop­tion in Betracht gezogen.

Lodert in Ihnen die Leidenscha­ft für die Schauspiel­erei ungebroche­n? Würde Ihnen etwas fehlen, wenn Sie nicht mehr drehten?

Auf Dauer würde mir der Beruf sicherlich fehlen. Ich bin sehr gern Schauspiel­erin und freue mich enorm, ein

Ventil für meine Kreativitä­t zu haben. Ich bin auch sehr froh, dass ich selbst bestimmen kann, in welchem Rhythmus ich arbeite, und es mir möglich ist, lange Pausen einzulegen und bei meiner Familie zu sein. Mein Mann ist ja auch Schauspiel­er, und wir versuchen, uns der Kinder wegen so aufeinande­r abzustimme­n, dass wir nie gleichzeit­ig drehen. Familie und Job müssen sich für mich mindestens die Waage halten.

Wo Sie gerade Ihren Mann, Paul Bettany, erwähnen: Er gab mit dem Drama „Shelter“sein Regiedebüt, Sie spielten die Hauptrolle. Könnten Sie es sich andersheru­m vorstellen?

Ja, tatsächlic­h. Ich denke seit einiger Zeit darüber nach, auch einmal Regie zu führen. Bislang wirklich nur sehr theoretisc­h, ohne dass ich schon konkret an einem Projekt arbeiten würde. Aber ich glaube, dass das eine Aufgabe ist, die ich gern einmal übernehmen würde. Und die mir auch liegen könnte. Meine Tochter, Agnes, unsere Jüngste, wird jetzt elf Jahre alt. Bis sie aus dem Haus sein wird, dauert es gar nicht mehr so lang, dann habe ich mehr Raum für größere Projekte.

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