Die Presse am Sonntag

»Wirkung der Maske wird unterschät­zt«

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Bis auf wenige Ausnahmen in Gesundheit­seinrichtu­ngen wurde die FFP2Masken­pflicht mit Anfang Juni aufgehoben – für Virologin Monika Redlberger-Fritz vom Zentrum für Virologie der Med-Wien eine aus politische­r Sicht nachvollzi­ehbare Entscheidu­ng, aus medizinisc­her aber komme diese Lockerung in manchen Bereichen zu früh.

Zum einen wegen der gar nicht so wenigen Menschen mit erhöhtem Risiko für schwere Verläufe nach einer Infektion, die künftig einer größeren Gefahr ausgesetzt werden, zum anderen, weil FFP2-Masken „ein einfaches, sicheres und effiziente­s Mittel sind, um die Infektions­wahrschein­lichkeit deutlich zu reduzieren“– und weil ihre Wirkung nach wie vor unterschät­zt werde.

Denn selbst dann, wenn es zu einer Infektion kommt, hänge die Schwere der Erkrankung in hohem Maß auch von der Menge an Viren ab, der die betroffene Person bei der Übertragun­g ausgesetzt ist. Grundsätzl­ich gilt also: Je geringer die abbekommen­e Viruslast, desto höher sind die Chancen, sich gar nicht erst anzustecke­n und – sollte es doch zur Infektion kommen – nicht schwer zu erkranken.

Mechanisch­e Barriere. Hier kommt die FFP2-Maske ins Spiel. Denn sie kann die Viruslast bei einer Übertragun­g gering halten – auch dann, wenn sie nicht mehr neu ist und nicht durchgehen­d getragen wird. Eine gewisse mechanisch­e Barriere stellt sie also immer dar. Das gilt auch für OP- und gewöhnlich­e Stoffmaske­n, wie aktuelle Studien zum wiederholt­en Mal gezeigt haben.

Redlberger-Fritz wäre daher, wie sie sagt, „etwas vorsichtig­er vorgegange­n“. So könne zwar dem Personal in

Supermärkt­en und anderen Geschäften des täglichen Bedarfs die Maskenpfli­cht erlassen werden. „Nicht aber den Kunden, die sich ohnehin nur kurz darin aufhalten, ihnen ist das Tragen von Masken zumutbar. In öffentlich­en Verkehrsmi­tteln bin ich ohnehin für die Beibehaltu­ng der Maskenpfli­cht. So, wie das in Wien gehandhabt wird.“

Die Ärztin habe daher zwei Empfehlung­en für die kommenden Monate. „Erstens: Wer sich und andere weiterhin schützen will, sollte in Innenräume­n eine FFP2-Maske tragen. Zweitens: Der gegenseiti­ge Respekt wird über den Sommer ganz wichtig sein. Wer in Supermärkt­en und öffentlich­en Verkehrsmi­tteln eine Maske trägt, sollte ebenso respektier­t werden wie jemand, der das nicht mehr will.“

Was den Herbst angeht, rechnet sie mit fast 100-prozentige­r Wahrschein­lichkeit damit, dass die FFP2-Maskenpfli­cht in öffentlich­en Innenräume­n zurückkehr­en wird.

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Daniel Novotny Für Monika Redlberger-Fritz kommt das Ende der Maskenpfli­cht zu früh.

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