»Der Sommer wird herausfordernd«
Die neue Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler über eine schwierige Sommersaison, finanzielle Anreize für fehlende Mitarbeiter und warum der chinesische Markt ein großes Fragezeichen geworden ist.
Die Sommersaison steht vor der Tür. Viele Menschen wollen nach zwei Jahren Pandemie wieder auf Urlaub fahren, aber der Branche fehlen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wie groß ist das Problem?
Susanne Kraus-Winkler: Der Tourismus ist nicht die einzige Branche, in der es gerade zu wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt. Damit sind auch ganz viele andere Bereiche konfrontiert, übrigens nicht nur in Österreich.
Die Not scheint hier aber besonders groß zu sein.
Der Tourismus ist vor der Pandemie bei uns stark gewachsen und damit auch die Zahl der Beschäftigten. Nämlich auch in anderen Ländern, weswegen es hier einen Wettbewerb der Destinationen und Anbieter gab. Schon vor Corona hatten wir zu wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Branche. Wir sind gerade mitten in einem Strukturwandel, den die Pandemie noch einmal deutlich verschärft hat. Viele Leute wollen weniger arbeiten, haben einen völlig anderen Zugang zum Thema Arbeit.
Zudem fehlen Tausende Saisonarbeiter aus Osteuropa.
Auch in jenen Herkunftsländern, woher immer viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gekommen sind, hat ein Wandel am Arbeitsmarkt stattgefunden. Viele von ihnen haben sich entschieden, in ihren Heimatländern zu bleiben und nicht mehr so einfach in ein anderes Land zu gehen, um dort zu arbeiten. Wir haben in Österreich sehr profitiert von der EUOstöffnung. Jetzt sehen wir genau die gegenteilige Bewegung.
Wie will man den ungarischen Kellner über die Sommersaison wieder herlocken, wenn er dort nicht viel weniger verdient?
Es wird schwierig, im Sommer ausreichend Personal aus den EU-Mitgliedsländern zu akquirieren. Das läuft innerhalb der EU vor allem über höhere Löhne. Wenn man sich so umhört in der Branche, sind alle willens auch wesentlich mehr zu zahlen, als es bisher die Regel gewesen ist, weil sie sonst einfach kein Personal finden. Ich gehe davon aus, dass die Löhne in der Branche dieses Jahr doch wesentlich steigen, was natürlich die Preisspirale noch einmal andreht. Für nur 200 Euro mehr im Monat wird beispielsweise ein ungarischer Mitarbeiter nicht extra nach Österreich kommen, sondern nur, wenn er hier deutlich mehr verdient. Da auch in diesen Ländern Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fehlen und die Löhne auch dort entsprechend angezogen haben, ist dieser LohnGap zwischen uns und Osteuropa immer geringer geworden. Da muss man also schon viel mehr anbieten.
Was wollen Sie konkret gegen den Arbeitskräftemangel tun?
Ich glaube, dass es jetzt viele Initiativen gibt und die Branche gerade sehr kreativ wird. Das ist aber eben ein Prozess und die Sommersaison hat bereits begonnen. Die Experten sagen, dass eine Ausbalancierung zwischen Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt mindestens zwei, drei Jahre dauern wird, wenn nicht länger.
Diesen Sommer bleiben also viele Stellen offen?
Dieser Sommer wird sicher einer der größten Herausforderungen, was die Arbeitskräfte im Tourismus betrifft. Wir gehen davon aus, dass es eine sehr starke Sommersaison wird, und wir haben die ganzen Herausforderungen, die sich am Arbeitsmarkt aufgebaut haben, direkt vor unserer Nase. Wir brauchen jetzt schnell Lösungen, es ist nicht mehr viel Zeit.
Die letzten beiden Jahre haben sich viele mit einem Urlaub in Österreich zufriedengegeben, jetzt zieht es viele wieder Richtung Meer. Wird das der heimische Tourismus spüren?
Wir hatten im Sommerhalbjahr bisher immer grob ein Drittel inländische und zwei Drittel ausländische Nächtigungen. Jetzt haben wir eine andere Ausgangssituation als in den vorigen Jahren. Wir spüren wieder eine große Reiselust. Im April haben wir die Betriebe gefragt, wie sie diesen Sommer einschätzen. Da waren um die 60 Prozent schon sehr zufrieden mit den Sommerbuchungen. Was wir nicht hundertprozentig abschätzen können, sind die kurzfristigen Buchungen. Die entscheiden darüber, ob es ein sehr guter Sommer wird oder nur ein guter.
Urlaub kostet immer Geld. In vielen Haushalten ist das Urlaubsbudget dieses Jahr wohl etwas enger geschnürt. Inwiefern wird sich die hohe Inflation auf den Tourismus auswirken?
Das lässt sich schwer vorhersagen. Auch im Tourismus leiden viele Betriebe unter den stark steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Preise in der Gastronomie. Die Leute spüren das, aber es geht leider nicht anders. Ich glaube, dass die Reisefreude so groß ist dieses Jahr, dass man im Sommerurlaub noch keine extremen Auswirkungen sehen wird.
Es wird vielleicht der ein oder andere ein günstigeres Zimmer buchen als er geplant hätte. Die eine oder andere wird sich etwas anderes auf der Speisekarte aussuchen. Aber die großen Einschränkungen sehe ich noch nicht.
Es deutet schon einiges darauf hin, dass die geringere Konsumlust auch den Tourismus treffen wird. Mit einer Stornowelle rechnen Sie aber nicht?
Nein, davon gehen wir momentan nicht aus. Wie das dann für den Winter aussieht oder für die sogenannten Kurz- und Zweiturlaube, steht auf einem anderen Blatt Papier. Das wird sehr stark davon abhängen, wie sich die Inflation und die Preise jetzt weiterentwickeln werden.
Wie stark drückt der Ukraine-Krieg auf die Urlaubsstimmung?
Der Krieg ist wahnsinnig schmerzhaft für die ukrainische Bevölkerung. Wir sind nicht nur mit einer humanitären Katastrophe konfrontiert, sondern auch mit den wirtschaftlichen Konsequenzen. Die anfänglichen Befürchtungen, dass die große Kriegsangst auch Auswirkungen auf Reisen nach und innerhalb Europas haben wird, haben sich aber nicht bewahrheitet. Die Österreich Werbung geht jedoch davon aus, dass es hier aus den Herkunftsmärkten rund um die Ukraine auch Einschränkungen geben wird.
Vielmehr macht den Touristikern wahrscheinlich die noch immer sehr restriktive Coronapolitik Chinas zu schaffen.
Vor allem für den Städtetourismus ist das ein Problem. Auch für einige Destinationen, die traditionellerweise sehr stark von Chinesen besucht werden, wie etwa Hallstatt. Und es ist übrigens nicht absehbar, ob sich das je wieder ändern wird. China ist ein großes Fragezeichen geworden.
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STAATSSEKRETÄRIN
seine Bank JP Morgan (ISIN: US46625H1005) angepriesen. Sie hat ja die Jahresprognose für den Zinsüberschuss soeben erhöht. Als größter Kreditgeber in den USA profitiert JP Morgan von den Zinsschritten. Der Aktienkurs war heuer nicht berauschend. Doch das Blatt scheint sich zu wenden.
Anfang März waren wir hier etwas zu optimistisch, was die größte chinesische Internetsuchmaschine Baidu (ISIN: US0567521085) betrifft. Die Aktie kam nicht wirklich vom Fleck und liegt jetzt leicht unter dem damaligen Kurs. Die Lockerungen der Corona-Lockdowns scheinen nun wieder Bewegung zu bringen. Credit Suisse hat diese Woche das Votum „Outperform“bestätigt und das Kursziel für das 139 HongkongDollar teure Papier von 181 auf 184 Hongkong-Dollar angehoben. Mit seinem Quartalsgewinn und seiner operativen Marge hat der Konzern die Markterwartungen übertroffen. Der Konzern stellt sich immer breiter auf und wird dadurch defensiver, so Credit Suisse.
Nach schönen Zugewinnen im Vorjahr und einer folgenden Korrektur ist die Aktie der dänischen und größten Containerschiffsreederei A. P. MoellerMaersk (ISIN: DK0010244508) wieder auf dem Weg nach oben. Wie sehr sich der Engpass bei den Transportkapazitäten und die steigenden Frachtraten auswirken, zeigte schon das Vorjahr, in dem der Konzern den Umsatz um mehr als die Hälfte und den Gewinn vor Steuern auf das Fünffache gesteigert hat. Im ersten Quartal ging die Dynamik weiter. Der Konzern schwimmt im Geld, das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie ist mit 5,2 lächerlich niedrig, die Dividendenrendite mit 13 Prozent extrem hoch.
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