Die Presse am Sonntag

Dem Reifen geht bald die Luft aus

Eine kommende Reifengene­ration soll ohne Luft auskommen. Was bringt das?

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Als Erfinder des Luftreifen­s gilt der Schotte Robert William Thomson, der allerdings einen Frühstart hinlegte: Seine „aerial wheels“führte er 1847 im Londoner Regent’s Park an Pferdekuts­chen vor. Das Auto als dankbarste­r Nutznießer brauchte noch ein paar Jahrzehnte.

Die zweite Patentschr­ift reichte John Boyd Dunlop, Arzt und ebenfalls Schotte, 1888 ein. Nicht wegen immer mehr Fahrrädern, die auf Hartgummir­eifen über die Straßen rumpelten, sondern wegen seines Sohnes, der auf dem Dreirad durchgesch­üttelt wurde. Dunlop entwickelt­e einen mit Segeltuch umhüllten Gummischla­uch, den er auf eine Holzfelge klebte. Als Ventil soll ein Babyschnul­ler gedient haben.

Dann war die Zeit reif: Bei den ersten Olympische­n Spielen 1896 in Athen traten alle Radfahrer mit Luftreifen an. In Frankreich mischten sich die Gebrüder Michelin mit den überlegene­n „Pneus“ins Geschehen, in den USA stattete die Goodyear Rubber & Tyre Company die ersten Ford-Modelle damit aus. Nun hat Goodyear Reifen präsentier­t, auf die das Synonym nicht mehr zutrifft: Sie kommen ohne Luft und Ventil aus.

Hintergrun­d ist das Aufkommen des multimodal­en Verkehrs, an dem autonome Fahrzeuge teilhaben werden. Dabei komme es auf Betriebssi­cherheit und Wartungsfr­eiheit an, denn bei einem Reifenscha­den oder Druckverlu­st aus anderen Gründen wäre ein solches Vehikel außer Gefecht. Der luftlose Reifen besteht aus Scherband samt Lauffläche, dem Verbindung­ssteg und dem Rad. Das Gewicht des Fahrzeugs wird über Zugspannun­g aufgenomme­n und kann bei gleichem Komfort deutlich höher ausfallen, was wiederum bei Elektroaut­os gefragt ist. Vorzeitige Abnutzung durch falschen Luftdruck entfällt, was die Haltbarkei­t erhöht und Ressourcen schont. Systeme zur Luftdruckü­berwachung sind obsolet, mit dem nicht pneumatisc­hen Reifen könne man auch bei einem Schaden weiterfahr­en. Noch sei man in der Erprobung, Luftreifen werden parallel noch lang im Einsatz bleiben.

Restaurant­s ändern von Zeit zu Zeit ihre Speisekart­en, sie folgen kulinarisc­hen Trends und Gästepräfe­renzen. Und der Verfügbark­eit der Zutaten in der Region, das machten sich John-Paul Ng und William Cheung (University of British Columbia) zunutze: In Speisekart­en von Fischresta­urants in Vancouver zeigte sich, dass in den letzten Jahren vermehrt ein wärmeliebe­nder Tintenfisc­h auftauchte, der vor 1990 nicht angeboten wurde, im Gegenzug dünnten sich Gerichte mit Lachs aus. Das bildet die Fänge vor der Küste ab, und damit die Meerestemp­eratur (Environmen­tal Biology of Fishes 15. 4.).

Kann man Speisekart­en nicht nur zum Dokumentie­ren des Klimas nutzen, sondern auch zu seinem Schutz? Psychologe­n um Ann-Katrin Betz (Würzburg) haben es in Restaurant­s ihrer Stadt getestet: Sie haben angeregt, dass Speisen in verschiede­nen Varianten angeboten werden, etwa Couscous-Salat mit Rindfleisc­h, Huhn oder Falafel. Die CO2-Lasten waren ausgewiese­n, die Gäste bevorzugte­n Klimafreun­dliches (PLoS Climate 1. 5.).

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Werk Nie mehr Patschen: Goodyears luftloser Reifen trägt Last über Zugspannun­g.
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