»Hinschauen ist ein gutes Gegengift«
Verdrängen und Wegschauen ist nicht der Weg von Bettina Flitner. Versuchen zu verstehen will die Fotografin, und den Dingen auf den Grund gehen – beruflich wie privat. In ihrem kürzlich erschienenen Buch »Meine Schwester« folgt Flitner der Spur ihrer groß
...ob Ihr Umfeld Sie auf den Suizid Ihrer Schwester offen angesprochen hat?
Ja, meine Freunde und Freundinnen wollten da nicht einfach schweigend darüber hinweggehen. Die waren alle da für mich. Ich habe es Fremden gegenüber erst einmal nicht thematisiert, weil die Leute oft so geschockt reagierten und fragten: „Wie gehen deine Eltern damit um?“Dann musste ich sagen: „Meine Mutter hat sich auch das Leben genommen.“Dann sagten sie: „Ach, du meine Güte. War deine Schwester denn verheiratet?“„Ja“, antwortete ich. Dann fragten sie: „Wie geht es denn ihrem Mann?“„Der hat sich nun auch das Leben genommen“, sagte ich daraufhin. Spätestens da suchte jeder das Weite. ...ob Sie erstaunt waren, an wie viele Details Sie sich beim Schreiben erinnern konnten?
Ja, es ist faszinierend, was bei so einem Prozess auf einmal wieder alles hochkommt. Vielleicht habe ich auch deshalb alles niedergeschrieben, um die Erinnerung an meine Schwester zu bewahren.