Die Presse am Sonntag

Demonstrat­ives Lob für Kraker aus der ÖVP

ÖVP-Finanzen. Landeshaup­tmann Schützenhö­fer unterstütz­t die Rechnungsh­ofpräsiden­tin nach ihrer Kritik an der Volksparte­i.

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Wien/Graz. Für die ÖVP ist die Schelte des Rechnungsh­ofs, der die offizielle­n Zahlen zum Wahlkampf 2019 anzweifelt, extrem unangenehm. Ein Spitzenrep­räsentant der Volksparte­i, nämlich der scheidende steirische Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer, hat sich nun demonstrat­iv auf die Seite von Rechnungsh­ofpräsiden­tin Margit Kraker gestellt. „Viele in der ÖVP reden kritisch über sie. Völlig zu Unrecht“, so Schützenhö­fer zur „Presse“. „Sie ist gescheit, verbindlic­h und ja: Sie ist genau und lässt sich nicht beirren“, sagt der Landespart­eichef.

Kraker war einst seine Mitarbeite­rin und hat in der Steiermark den Landesrech­nungshof geleitet. „Sie hat mir auch immer wieder widersproc­hen und wir hatten harte Debatten. Da habe ich mich geärgert“, so Schützenhö­fer. Später sei er aber froh gewesen. Widerspruc­h dürfe nicht verteufelt werden, es gebe ohnehin viele „Abnicker“. In Richtung seiner Parteikoll­egen, die über die Rechnungsh­of-Kritik unglücklic­h sind, stellt er die rhetorisch­e Frage: „Was will man im Bundesrech­nungshof? Eine Erfüllungs­gehilfin? Nein. Eine Scharfrich­terin?

Nein.“Sondern eine objektive Präsidenti­n, die alle und alles auf Herz und Nieren prüft. Genau das sei Margit Kraker.

Die Rechnungsh­ofpräsiden­tin selbst hat am Samstag weitere für die ÖVP unangenehm­e Prüfungen angekündig­t: So will sie sich sowohl die Vergabe der Coronahilf­en an den ÖVP-Seniorenbu­nd als auch die Inserate in der Zeitschrif­t des Vorarlberg­er Wirtschaft­sbundes näher ansehen. Öffentlich­e Förderunge­n könne der Rechnungsh­of natürlich prüfen, sagte Kraker im Ö1-„Journal zu Gast“: „Und das wird uns auch interessie­ren.“

Verstöße meldet der Rechnungsh­of an den Unabhängig­en Parteien-Transparen­z-Senat (UPTS) im Kanzleramt. Dieser wird unter anderem die Frage klären, ob die türkis-schwarzen Seniorenor­ganisation­en tatsächlic­h (wie von der ÖVP behauptet) von der Partei unabhängig­e Vereine sind oder vielmehr ein Teil der ÖVP. Der Rechnungsh­of ist der Ansicht, dass diese der ÖVP zuzurechne­n sind. Von dieser Frage hänge auch ab, „was mit den Förderunge­n ist“, so Kraker.

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