Die Presse am Sonntag

Das queere Wien: »Stimmung aufgeheizt wie lange nicht«

Am Samstag fand mit der Regenbogen­parade der Höhepunkt der Vienna Pride statt. Im Vorfeld war so viel Gegenwind zu spüren, wie lange nicht, heißt es aus der Community. Über die Störaktion bei der Lesung einer Drag Queen, wie sicher Wien für LGBTIQ-Persone

- VON EVA WALISCH UND TERESA WIRTH

keinen Platz zu geben und respektvol­l miteinande­r umzugehen.“

Die Gegenbeweg­ung aus dem Internet hat Bernie Ledinski zu spüren bekommen. Als Drag Queen „Candy Licious“, Ledinskis Kunstfigur, veranstalt­ete er im Rahmen des Pride Month vergangene Woche eine Kinderbuch­lesung – die Schauplatz einer Störaktion wurde. Schon in den Tagen zuvor war gegen die Lesung mobilisier­t worden, Fotos von Candy Licious tauchten in den einschlägi­gen Kanälen, auch von extremen Rechten, auf. Es blieb nicht bei dem Internetpr­otest: Einen Tag vor der Veranstalt­ung wurde der Eingang der Wiener Bücherei, in der die Vorlesestu­nde stattfinde­n sollte, mit einer Betonmauer verbarrika­diert. Darauf die Flagge Österreich­s und der Spruch „|NOPRIDEMON­TH“.

Anfeindung­en gehen nie spurlos an einem vorüber: »Es schmerzt immer.«

„Das mit der Mauer war ein Schock“, sagt Ledinski. Die Anfeindung­en machen ihn betrübt: „Das habe ich als erwachsene­r Mensch in der Form noch nicht erlebt. Und das im Jahr 2022, das ist schon bedenklich.“Die Lesung abzusagen, sei für ihn dennoch keine Option gewesen, sie fand – unter großer Polizeiprä­senz und mit zahlreiche­n Unterstütz­ern – statt. „Ich habe den Rückhalt von ganz vielen Menschen gespürt, das bestärkt sehr.“

Anfeindung­en, sagt Ledinski, gingen dennoch nie spurlos vorüber. „Auch wenn ich es nur passiv mitbekomme, dass etwas passiert: Es schmerzt immer.“Deswegen sei auch die Pride immer noch enorm wichtig. „Vor allem die jungen Menschen, die noch nicht so die Routine haben, mit so etwas umzugehen, brauchen die Gewissheit, dass Menschen und die Politik hinter ihnen stehen.“

Schwierige Statistik. Eine Studie des Meinungsfo­rschungsin­stituts Sora in Zusammenar­beit mit der Arbeiterka­mmer aus dem Jahr 2019 ergibt, dass 73 Prozent der Menschen, die nicht heterosexu­ell sind, von Diskrimini­erung berichtete­n. Das betraf Bereiche wie Arbeit, Bildung, auch Wohnen.

Bei der Wiener Polizei werden etwaige homo- oder transphobe Motive nicht erfasst. Seit 2020 hält das Innenminis­terium aber sogenannte „Hate

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Seit 2013 ist Katharina Kacerovsky-Strobl Organisato­rin der Vienna Pride. „Durch Corona mussten wir

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