Die Ausnahme Freiland
Der Großteil des Fruchtgemüses wird in geschütztem Anbau kultiviert. Erde braucht es dazu nicht, außer im Bio-Anbau.
Wer an Gemüseanbau denkt, denkt selten an Glashäuser, versiegelte Böden oder an den Anbau in Substraten, die nichts mit Erde zu tun haben. Stattdessen ist es wohl die klassische Freilandkultur, mit Pflanzen unter freiem Himmel, die in der Erde wachsen, die die meisten damit assoziieren.
Allerdings ist das, je nach Kultur, eher die Ausnahme. Paradeiser in Freilandkultur sind etwa eine Seltenheit und meist nur bei Biobetrieben anzutreffen. Dort ist nämlich das Wachsen in Muttererde, wie Erde im Fachjargon genannt wird, Voraussetzung. Und selbst da kommen die Paradeiser gern in einen Folientunnel, zu hoch ist das Risiko, dass das Wetter oder auch Schädlinge die Ernte beeinträchtigen.
Die meisten Anbauflächen für Paradeiser finden sich in und rund um Wien. In einem klassischen Betrieb werden Tomaten in geschütztem Anbau, also im (beheizten) Glashaus oder auch in Folientunneln gezogen. Und die Pflanzen wachsen nicht in Erde, sondern in einem Substrat auf Basis von Kokosfaser oder Steinwolle. Diese Form des Anbaus hat sich auch hierzulande im Laufe der 1970er-Jahre etabliert.
Ausgelaugte Böden. Damals waren die Böden durch jahrelangen Anbau derart ausgelaugt, dass die Erträge schrumpften, wie der Verein Land schafft Leben in seinem „Tomaten-Report“ausführt. Man suchte nach Alternativen und stieß auf die Idee, ein mit speziellen Nährstoffen angereichertes Substrat als Pflanzgrundlage zu nehmen. Der Pflanzengesundheit kommt das sogar entgegen, weil dank einer genauen Analyse die Nährstoffe auf das jeweilige Stadium der Pflanze abgestimmt werden können.
Während Kokosfaser kompostierbar ist, muss Steinwolle recycelt werden. Seit Kurzem wird auch mit Holzfaser experimentiert, die aus ökologischer Sicht durchaus Vorteile hat. ks