Der Regen, ein Segen
Was für eine Erleichterung hat der Regen der letzten Tage über die Natur gebracht. Abgesehen davon kann, wer sich auskennt, in diversen Pflanzen die bevorstehende Wettersituation lesen.
Nichts Besseres hätte über die Lande kommen können als der Dauerregen der vergangenen Tage. Jeder Tropfen eine Gnade, jeder Liter ein Geschenk. Ginge es nach mir, könnte es einfach weiterregnen, mit kleinen Sonnenphasen zwischendurch, wenn man sich was wünschen darf, mit dampfenden Sommermorgen und gelegentlichen milden nachmittäglichen Gewittern, und zwischendurch könnte es immer wieder ein paar Tage hindurch Landregen geben, damit sich die Grundwasserstände erholen und die Quellen wieder sprudeln.
Die Großwetterlage hat in den Zeiten des Klimawandels eine neue Bedeutung bekommen, die sogenannten Wetterextreme sind zwischenzeitlich allen ein Begriff, vor allem, wenn tennisballgroße Hagelschloten auf Dächer und Autobleche krachen, Flüsse ganze Täler überfluten und wegschwappen, oder wenn die Weinernte aufgrund von Frost oder Dürre in Gefahr ist. Auch wenn die Badeteiche austrocknen, empfindet man das als misslich. Doch wie elementar das kleine, lokale Wetter auf dem Land seit jeher ein selbstverständliches tägliches Thema war und ist, kann man sich möglicherweise als Stadtmensch gar nicht vorstellen.
Ein Wetterorakel. Seit ich denken kann, lautete die tägliche Frage: Wie wird das Wetter? Kommt der Regen? Und wenn ja, wie wird er beschaffen sein? Zu viel, zu wenig – es ist immer dasselbe. Mindestens zehn Liter pro Quadratmeter sollten es sein, dann „greift“es bis zu den Wurzeln „ein“. Gleich nach dem Aufstehen prüft man also die Wolkensituation auf der Wetterseite und man hält sie gewohnheitsmäßig über den gesamten Tag unter Beobachtung. Quellwolken? Gut, aber bitte nicht schwarz mit gelbem Rand, weil dann kommt der Hagel. Die Schwalben fliegen tief? Hervorragend, es könnte was werden mit dem himmlischen Guss. Trotz makelloser Himmelsbläue bleiben die Blüten der Ringelblume und der Silberdistel zu? Ausgezeichnet, es wird zumindest ein bisschen feucht werden von da oben. Kein Tau am Morgen? Gut, aber nicht untrüglich, doch immerhin besteht die Möglichkeit, dass es vielleicht regnet.
Wer sich auskennt, kann auch in den diversen Pflanzen die bevorstehende Wettersituation lesen. Die Linden beispielsweise, derzeit allerorten in voller Blüte, duften noch intensiver, wenn Regen bevorsteht. Dasselbe gilt für die Nachtviole und andere nachtduftende Pflanzen wie den Tabak und das Geißblatt. Wird die Luft feuchter, beduften sie ab der Dämmerung den ganzen Garten. Stunden vor dem Regen senkt auch der Wiesenklee seine Blütenköpfe, was man im Fall eines Kleefeldes sofort bemerken kann. Auch die Löwenzahnblüten klappen rechtzeitig zu und senken ihre Häupter.
Die Wilde Möhre wiederum, die hübsche Vorgängerin der hochgezüchteten Karotte, in Großbritannien mit dem schönen Namen Queen Anne’s Lace bedacht, ringelt ihre Samenstände zu erstaunlichen geometrischen Gebilden nach innen ein, lang bevor es nass wird. Die Königskerze wiederum ist laut wissenschaftlichen Studien sogar dazu in der Lage, die langfristige Wettersituation des bevorstehenden Winters anzuzeigen. Wenn sie die Blätter ihrer bodennahen Blattrosette sehr dicht staffelt und eng beieinander wachsen lässt, steht ein schneereicher Winter bevor, und auch die Jäger prophezeien kalte Winter, wenn die Winterfelldecken der Rehe, Hirsche und Wildschweine besonders dicht sind.
Erst gegen Herbst kann man die Kreuzspinnen als Wetterbotinnen zu deuten versuchen, denn dann sind sie groß, fett und ausgewachsen und bauen ihre faszinierenden Radnetze in entsprechender Dimension. Wenn die Spinne im Zentrum ihres Netzes sitzt, bleibt es trocken. Vor einem Wetterumschwung verkriecht sie sich lieber, weil dann ohnehin nicht so viele Insekten und Beutetiere unterwegs sind.
Alles steht in der Natur in feinstem Zusammenhang. Wir können nur beobachten und staunen und unsere Sinne wecken. Zum Beispiel für den Duft, den die Erde abgibt, wenn nach einer trockenen Phase die ersten Regentropfen aufschlagen. Es gibt kein köstlicheres Parfum als den Geruch des Regens, Petrichor genannt, wobei Petri der Fels, Ichor das Blut ist, das durch die Adern der Götter fließt. Er entsteht folgendermaßen: In Trockenzeiten sondern Pflanzen Öle ab, die das Keimen ihrer Samen verhindern. Bodenbakterien wiederum produzieren Geosmin, einen Alkohol. Die Regentropfen lösen die Stoffe gewissermaßen aus der Erde und wirbeln sie in Form von Aerosolen in unsere Nasen. Wir können ein einziges Molekül in zehn Millionen Luftmolekülen riechen, besser als Haie Blut. Warum, wissen die Götter.
Prozedere binnen weniger Jahre für ein Wiederaufleben der Krötenpopulationen sorgt, beweist die Statistik. So sammelt eine Gruppe Leute seit einigen Jahren die Kröten auf, die in der Gegend von St. Egyden die dauerbefahrene Blätterstraße überqueren müssen, um aus dem Föhrenwald, ihrem angestammten Revier, zu ihren Laichgründen auf der anderen Seite zu gelangen.
Krötenzahl stieg. 2018 stand man noch am Beginn. Es wurden lediglich 53 Kröten transportiert, doch dann ging es steil bergauf. 2020 waren es bereits 231, und heuer konnten 652 Kröten verzeichnet werden. Der Dank geht an den Naturschutzbund, an die Gemeinden und an alle, die sich als Krötentaxi betätigen. Freiwillige Helfer sind stets gesucht, auch in anderen Belangen. Fragen Sie beim Naturschutzbund an.