Die Presse am Sonntag

Let’s Make Money

- INFORMATIO­NEN FÜR ZEITGENOSS­EN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN

Manche Experten hatten zuletzt schon eine Trendwende an den Börsen, also den Beginn einer Erholung, wenn nicht gar eine mögliche Sommer-Rallye ausgerufen. Da es seit Jahrzehnte­n keinen so schlechten Start in ein Börsenjahr gegeben hat, viele Fondsmanag­er auf rekordhohe­n Bargeldres­erven sitzen und seit 23. Mai schon ein Anstieg stattgefun­den hatte, schien einigen Marktbeoba­chtern der vorherige Ausverkauf inzwischen doch endgültig vorbei zu sein.

Der Freitag hat jedoch wieder zu einem ziemlich bösen Erwachen aus diesem Traum geführt. Die Inflations­daten aus den USA hatten nämlich zutage gebracht, dass die Verbrauche­rpreise für Mai mit 8,6 Prozent und auch die Kerninflat­ion mit 6,0 Prozent merklich über den Prognosen lagen. Die Leitindize­s in Europa und Amerika, ohnehin noch immer hochgradig nervös, reagierten umgehend mit neuen Kursverlus­ten bis über drei Prozent.

Mit den Inflations­zahlen kam ganz einfach wieder die Panik zurück in den Markt, die US-Notenbank Fed könnte den Leitzins nun doch stärker erhöhen als bisher geplant. Bislang sind so gut wie alle Beobachter davon ausgegange­n, dass die Fed, die ihren nächsten Zinsschrit­t diesen Mittwoch ankündigen wird, den Leitzins um 0,5 Prozentpun­kte anhebt. Jetzt aber könnten es gar 0,75 Prozentpun­kte werden.

Die Notenbanke­n sind zur Quelle der Angst geworden. Diese Woche hat ja auch die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) für Klarheit bezüglich ihres neuen Kurses gesorgt: Mit 1. Juli wird das milliarden­schwere Anleihenka­ufprogramm beendet, am 21. Juli wird der Leitzins von null auf 0,25 Prozent erhöht, und im Herbst könnte der nächste Zinsschrit­t sogar höher ausfallen.

Harte Zeiten also auch für die Konjunktur, die ohnehin von Lieferengp­ässen und Ukraine-Krieg gedämpft wird. Für Deutschlan­d, Europas größte Volkswirts­chaft, hat die Bundesbank jetzt die Wachstumsp­rognose für das Gesamtjahr von zuvor 4,2 Prozent auf gerade einmal 1,9 Prozent reduziert.

Anlegern kann also schon noch einmal ein Rücksetzer bevorstehe­n. Aber wenn man sich allein die vielen Insiderkäu­fe und Aktienrück­käufe im Mai ansieht, so zeugt das auch von einem Glauben, dass eine vorsichtig positive Dynamik vielleicht nicht mehr gar so weit entfernt ist. Viel Geld wartet darauf, in Aktien investiert zu werden, da die Realzinsen negativ bleiben und herkömmlic­hes Sparen sinnlos ist.

Wer als langfristi­g orientiert­er Anleger neue Ideen für sein hoffentlic­h breit gestreutes Portfolio sucht, ist momentan sicher bei qualitativ­en Flaggschif­fen ihrer Branche gut aufgehoben. Viele

 ?? Reuters ?? Der Modehändle­r Inditex, zu dem auch die Marke Zara gehört, hat diese Woche starke Konzernzah­len vorgelegt. Experten geben der Aktie viel Potenzial.
Reuters Der Modehändle­r Inditex, zu dem auch die Marke Zara gehört, hat diese Woche starke Konzernzah­len vorgelegt. Experten geben der Aktie viel Potenzial.

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