Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

Art Basel. Bei der diesjährig­en Kunstmesse sind so viele Neuausstel­ler aus Regionen wie Afrika und Nahost wie nie zuvor. Ist der Kunstmarkt jetzt bereit für echte Diversität?

- WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN VON EVA KOMAREK diepresse.com/kunstwerte

Kommende Woche ist es wieder so weit: Die Art Basel öffnet im Juni ihre Tore. Die Chancen stehen gut, dass es eine Rückkehr zur Normalität wird. Der Juni-Termin hat gehalten, verschwund­en sind Covid-Tests und Masken, und auch die Zahl der Galerien ist wieder gestiegen: 289 im Vergleich zu 272 im Vorjahr und damit nur um eine weniger als 2019. Bleibt die Frage, wie sich die Besucherza­hlen entwickeln werden. Die Zeiten, in denen Massen an Sammlern aus der ganzen Welt anreisten, sind vorerst wohl vorbei, auch wenn die Reisebesch­ränkungen weitgehend aufgehoben wurden. Durch die Pandemie sind Messen wieder regionaler geworden und haben ihr Angebot auf das lokale Publikum zugeschnit­ten. Zuletzt war das auch auf der Art Basel Hongkong zu beobachten, wo die regionale Kunstszene plötzlich an Bedeutung gewonnen hat.

So vielfältig wie nie zuvor. Was bedeutet das nun für die Art Basel, die am Mittwoch für VIPs öffnet? Ein Blick auf die Aussteller­liste zeigt eine Zunahme an Galerien aus Nahost und Afrika. Das ist eine interessan­te Entwicklun­g, die den Prognosen widerspric­ht. Allein die auf Großformat­e spezialisi­erte Art Basel Unlimited hat eine nie gesehene Vielfalt an Künstlern zu bieten. Unter den 70 Werken finden sich Arbeiten wie die Installati­on „Bilongue“des aus Kamerun stammenden Künstlers Barthe´le´my Toguo oder das großformat­ige Gemälde „Lampblack-Serie“aus den 1970er-Jahren der in der Black Art Movement aktiven Mary Lovelace O’Neal sowie Anna Maria Maiolinos Videoarbei­t „Twice: X & Y“, die 1974 entstand und noch nie öffentlich gezeigt wurde. Auch auf der Hauptmesse ist die Zahl der Erstausste­ller lang wie nie, darunter sind Neuzugänge wie Jahmek Contempora­ry Art aus Angola, die OH Gallery aus Senegal, die Athr Gallery aus Saudiarabi­en und Proyectos Ultraviole­ta aus Guatemala, um nur eine kleine Auswahl zu nennen.

Seit einigen Jahren schon ist die Diversität auch in der Kunstwelt angekommen. Davon haben Künstler afrikanisc­her Abstammung aber auch Frauen profitiert. Doch bisher waren es vor allem die von renommiert­en westlichen Galerien vertretene­n Künstler, die auf dem Markt reüssierte­n. Vielleicht ist der Markt jetzt so weit, auch nicht vom Westen als für gut befundene Kunst anzunehmen. Dafür braucht es aber einerseits eine größere Offenheit von Auswahlkom­itees, die solche Galerien und Künstler zulassen, und anderersei­ts Unterstütz­ung von internatio­nalen Sammlern und Institutio­nen, die diese Kunst auch kaufen. Vielleicht weist die Art Basel einmal mehr den Weg.

Newspapers in German

Newspapers from Austria