Die Presse am Sonntag

»Die Frage der Spitzenkan­didatur ist nicht geklärt«

Burgenland­s Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil fordert seine Genossen zur Ampel-Ansage auf, klagt gegen das ORF-Gesetz und kritisiert den Verzicht auf eine Hofburg-Kandidatur. Pamela Rendi-Wagner sei als Spitzenkan­didatin noch nicht fix.

- VON KLAUS KNITTELFEL­DER

Herr Landeshaup­tmann, Sie verdienen brutto knapp 19.000 Euro und kriegen jetzt durch das türkis-grüne Teuerungsp­aket 400 Euro Soforthilf­e, vielleicht gar eine Extra-Familienbe­ihilfe. Brauchen Sie das?

Hans Peter Doskozil: Kein einziger Politiker braucht diese Soforthilf­e, auch Abgeordnet­e oder Bürgermeis­ter nicht. Es ist eigentlich ein Wahnsinn, was da passiert. Wir machen das im Burgenland anders: Wir führen mit Juli eine Abgabe ein, die in die Gewinnstru­ktur der Energiever­sorger eingreift. Im Endausbau wird das fünf Millionen Euro bringen. Die stellen wir als Land jetzt schon zur Verfügung. Zudem sind wir im Gespräch, um Übergewinn­e den Energiekun­den zuzuführen. Damit finanziere­n wir noch diesen Winter eine spürbare Entlastung für Mindestein­kommensbez­ieher. Diese 300 Euro vom Bund, das ist die Gießkanne.

Ihre Partei übt heftige Kritik, aber im SPÖregiert­en Wien wurden über den landeseige­nen Energiever­sorger die Fernwärmep­reise vorerst massiv erhöht. Kommt von der SPÖ genug gegen die Teuerung?

Da beginnt für mich der Test für die Glaubwürdi­gkeit der Politik. Ich verstehe zum Beispiel in diesem Zusammenha­ng nicht, wieso man nicht wie wir in Richtung 1700-Euro-Mindestloh­n geht. Auf Bundeseben­e sind wir nicht zuständig, aber im eigenen Bereich geht das. Man kann nicht sagen, wir setzen uns als Sozialdemo­kraten für Geringverd­iener und Mindestpen­sionisten ein, mit Schlagwort­en wie „Leistung muss sich lohnen“– und dann bleibt einer bei 1200 Euro und weiß nicht, wie er das Leben bestreiten soll.

Im Burgenland wird nicht erhöht?

Nein, wir gehen heuer mit den Strompreis­erhöhungen nicht mit. Obwohl es in Wien und Niederöste­rreich dazu kommen wird, da stehen Erhöhungen von bis zu 180 Prozent im Raum. Das passiert zum ersten Mal in der Energieall­ianz dieser drei Länder. Wir können im Burgenland durch Windenergi­e und Fotovoltai­k viel abfedern.

Sie sorgen mit Vorstößen wie der Anstellung pflegender Angehörige­r, Landesmind­estlohn, Gratis-Ski für Kinder oder neuerdings der Abgabe auf unbebauten Grund, einer Art Vermögenss­teuer, für Aufsehen. Wollen Sie das eigentlich auch bundesweit?

Ich würde das alles gern eins zu eins im Bund so sehen. 2016 hat es ja von den Sozialpart­nern Verhandlun­gen zum Mindestloh­n gegeben. Danach war die SPÖ nicht mehr in der Regierung, das Thema war weg. Es braucht jedenfalls mehr Druck seitens der Sozialdemo­kratie, auch bei der Pflege und anderen Themen. Und es muss zu einer Umverteilu­ng kommen. Wie das geschieht, darüber kann man reden.

Aber die Relationen wären ja ganz andere. Nur zwei Beispiele: Das Burgenland hat gut 200 pflegende Angehörige angestellt, bundesweit gibt es eine Viertelmil­lion Menschen mit Pflegebeda­rf über 30 Wochenstun­den. Bei den angekündig­ten Gratis-Ski geht es im Burgenland um rund 4000 Kinder zwischen zwölf und 13, in ganz Österreich wären es etwa 140.000. Und so fort.

Wir decken das mit unserem Budget, das wir stabil halten müssen und das aus den Regeln des Finanzausg­leichs gespeist wird. Da bekommen wir anteilig sogar wenig. Und es geht ja nicht nur um pflegende Angehörige: Wir setzen jetzt ein Modell um mit bis zu 70 Standorten, an denen wir jeweils Tagesheims­tätten, Hauskranke­npflege und betreutes Wohnen anbieten. Das wird der neue Mittelbau der Pflege.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria