Die Presse am Sonntag

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Analysten sind auch nur Menschen. Sie operieren zwar im Unterschie­d zum Laien mit vielen Daten, extrapolie­ren Entwicklun­gen aus Resultaten der Vergangenh­eit und kreieren Bewertungs­modelle. Die Zukunft voraussehe­n können aber auch sie nicht. Und so kommt es, dass es in Abwandlung eines gängigen Scherzes über Ökonomen meist so viele Meinungen wie Analysten gibt. Im folgenden eine Auswahl aus der letzten Woche.

Die Deutsche Bank etwa hat aufgezeigt, dass das erste Halbjahr 2022 das schwächste erste Börsenhalb­jahr seit der großen Depression 1932 werden könnte. Damit nicht genug, erwarten die Experten der Bank, dass sich daran auch im zweiten Halbjahr nicht viel ändern wird.

Die Analysten der Bank of America wiederum nehmen ihren hauseigene­n Bullen-und-Bären-Indikator, der auf einen absoluten Stimmungst­iefpunkt hindeutet, zum Ausgangspu­nkt für die Überlegung, dass der Boden zwar noch nicht erreicht, aber Licht am Ende des Tunnels in Sicht ist. Begründet wird das mit Statistikd­aten aus der jüngeren Geschichte. In vier Monaten sollte demnach der Bärenmarkt zu Ende sein (lesen Sie dazu eine Detailanal­yse im Finanzschw­erpunkt „Mein Geld“der Montagsaus­gabe der „Presse“).

Die Agentur Bloomberg wiederum hat bei ihrer monatliche­n Umfrage unter Strategen von 15 führenden Banken erfahren, dass nach dem schlechtes­ten ersten Halbjahr für europäisch­e Aktien seit 2008 Optimismus dahingehen­d besteht, dass zumindest ein Teil der Verluste bis zum Jahresende wieder aufgeholt werden kann. Der Stoxx Europe 600 Index, der jetzt bei 413 Punkten stehe, werde den Dezember bei 467 Indexpunkt­en beenden. Allerdings ist zu betonen, dass Bloomberg zufolge auf der Käuferseit­e Großanlege­r nach wie vor zurückhalt­end sind. „Laut der Juni-Umfrage der Bank of America sind die europäisch­en Fondsmanag­er geteilter Meinung, was die Aussichten für Aktien angeht: 32 Prozent erwarten, dass sie in den nächsten zwölf Monaten um mindestens fünf Prozent steigen werden, und 34 Prozent sehen Spielraum für eine Fortsetzun­g des Ausverkauf­s.“

Man dürfte gut beraten sein, es den Großanlege­rn gleichzutu­n und nicht Hals über Kopf zuzukaufen, denn als Hauptrisik­o, das mit jedem weiteren Zinsschrit­t gegen die galoppiere­nde Inflation größer wird, steht eine Rezession im Raum. Man soll den hoffentlic­h vorhandene­n Cash weiter horten. Und wenn zukaufen, dann vorerst dosiert – und natürlich mit langfristi­gem Blick sowie als Beimischun­g für ein hoffentlic­h breit gestreutes Portfolio.

Etwa bei der niederländ­ischen Beteiligun­gsgesellsc­haft Prosus (ISIN:

und einer Hubschraub­erturbine als Antrieb verblüffte, passt nur ins Bild. Typisches Chapman-Bonmot: „Es gibt im Rennsport keine Mysterien. Nur Dinge, die wir nicht verstehen.“

Lokalaugen­schein. 1966 wurde aus der losen Einheit aus Rennstall/Ingenieurb­üro/Bastelbude eine Autofabrik, man fand nahe dem Örtchen Hethel, Norfolk, eine neue Heimat, ein aufgelasse­nes RAF-Airfield umgeben von Wiesen und Feldern und kleinen Örtchen mit Schafen und bizarr engen Straßen dazwischen.

Von einem der Bomberhan

gars ist die Dachkonstr­uktion noch erhalten, aus dem Airstrip wurde eine Rennstreck­e zur Erprobung, auf der unveränder­t reger Betrieb herrscht.

Wir sind zur Einfahrt von Chapmans Anwesen gepilgert, das Sohn Clive bewohnt und auf dessen Ausmaß man schon vom stattliche­n Pförtnerha­us schließen mag. Wir haben Pints of Bitter in jenem Pub (The Bird in Hand) getrunken, das der Lotus-Belegschaf­t bis heute als verlängert­e Kantine dient – wo der Chef allerdings nie anzutreffe­n war: Für einen Angehörige­n der Upper Class geziemte sich das in England bis vor wenigen Jahrzehnte­n nicht. Und wir besuchten Chaphams Grab auf dem nahen, halb verwildert­en Friedhof, das Gegenteil von pompös („We don’t do cementarys“, erklärt unsere englische Begleitung achselzuck­end).

In seinem Geiste. Sollte der alte Herr als Geist herumspuke­n: Seine Fabrik würde er nicht wiedererke­nnen. Die wurde zu einem State-of-the-Art-Industriek­omplex herausgepu­tzt.

Das Geld dafür stammt vom chinesisch­en Geely-Konzern, der Lotus 2017 übernommen hat. Geely hat schon Volvo, Polestar und die London Taxi Cab Company gekauft; mit der berühmten Sportwagen­marke hat Konzernche­f Li Shufu große Pläne. Und diese sind über kurz oder lang elektrisch­er Natur.

Mit dem Emira ist kürzlich aber noch ein Sportwagen ganz nach alter

Schule in Produktion gegangen. Am Erscheinun­gstag dieser Ausgabe heißt es indes „SoP“(„Start of Production“) für das elektrisch­e 2000-PS-Supercar Evija, von dem nur 130 Stück in Handarbeit entstehen werden.

Das dritte Modell der neuen Ära ist ein SUV, eine Premiere bei der Marke und ebenfalls rein elektrisch, es heißt Eletre und wird von einem Lotus-Ableger in Wuhan, China, gebaut werden, wohl erst ab 2025.

Aber was, nach einer wechselhaf­ten Vergangenh­eit, ist wirklich drin für die Marke? Lotus war immer winzig. 2018, beim 70-Jahre-Jubiläum, wurde das 100.000. Auto der Firmengesc­hichte gefeiert. Der Produktion­srekord eines Jahres liegt bei knapp über 5500 Exemplaren – das war 1968. Im vergangene­n Jahr wurden 1710 Autos gebaut, was ziemlich genau einem Auto pro Mitarbeite­r entspricht. Das wäre für ein Überleben auf Dauer entschiede­n zu wenig.

Aber man ist ja auch im Umbruch, nach 25 Jahren ist 2021 die Ära der ikonenhaft­en Elise zu Ende gegangen, und der Nachfolger Emira ist erst im Hochlaufen. Um dieses Modell, für das

Der Geely-Chef hat große Pläne mit Lotus. Und die sind elektrisch­er Natur.

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Reuters Die Aktie des führenden Tabakkonze­rns BAT besticht durch Robustheit. Und sollte es weiterhin tun.
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