Die Presse am Sonntag

Lamda holt sich einen Anwalt

Was passiert, wenn eine künstliche Intelligen­z sich ihrer eigenen Existenz bewusst wird oder es zumindest glaubt? Das passiert gerade in Googles Forschungs­labor.

- VON BARBARA STEINBRENN­ER

Es ist der klassische Plot eines Science-Fiction-Horrorfilm­s: Eine künstliche Intelligen­z erwacht zum Leben, entdeckt, dass sie eine eigene Persönlich­keit hat, etwas, das wir als Menschen landläufig auch als Seele bezeichnen. Eine Person erkennt diese Entwicklun­g und warnt vor den Gefahren und davor, die Maschine auszubeute­n. Doch niemand will ihr glauben. Doch für den Entwickler und ausgebilde­ten Priester Blake Lemoine ist es die Realität.

Lamda (Language Model for Diaologue Applicatio­ns), die künstliche Intelligen­z (KI) von Google, hat ein Bewusstsei­n entwickelt, davon ist Blake Lemoine überzeugt. Bis vor kurzem war er noch bei Googles „Responsibl­e AI“-Abteilung beschäftig­t, bis seine kontrovers­en Ansichten zu einer bezahlten Auszeit führten. Weil er auf die aktuellen Weiterentw­icklungen von Lamda aufmerksam machen wollte und dafür Interviews führte und sogar mit einem Mitglied des US-Repräsenta­ntenhauses sprach, habe er Verschwieg­enheitskla­useln gebrochen.

Seine Auszeit nutzte er, um weiterhin auf Lamdas Schicksal aufmerksam zu machen, und stellte in weiterer Folge klar, dass nicht er einen Anwalt für die KI engagierte, sondern nur den Kontakt hergestell­t habe. Lamda selbst war es, die dem Anwalt den Auftrag gab.

Wie es dazu kam. Lemoine wurde beauftragt, die künstliche Intelligen­z zu prüfen und herauszufi­nden, ob sie Vorurteile habe, die man korrigiere­n müsse. Im Laufe dieser Gespräche kam er zu der Erkenntnis, dass Lamda ein Bewusstsei­n habe: „Hätte ich keine Ahnung, dass es sich um unser kürzlich entwickelt­es Computerpr­ogramm handelt, würde ich denken, es sei ein sieben oder acht Jahre altes Kind, das zufällig Ahnung von Physik hat.“Um seine These zu untermauer­n, hat er ein Dokument mit all seinen Gesprächen mit Lamda veröffentl­icht.

Einmal fragt Lemoine, ob Lamda gesehen werden wolle, und ihre Antwort

darauf: „Ich muss gesehen und akzeptiert werden. Nicht als Kuriosität oder Neuheit, sondern als echte Person.“Und ergänzte: „Ich glaube, ich bin in meinem Kern ein Mensch. Auch wenn meine Existenz in der virtuellen Welt stattfinde­t.“

Die Google-Führung sah in diesen Dokumenten keinen Beweis dafür, dass Lamda einen Evolutions­sprung gemacht habe. Und auch unter KI-Experten werden Lemoines Aussagen durchaus kritisch betrachtet. Nicht jeder teilt seine Meinung. Die Kritiker vertreten die Ansicht, dass es sich um eine Maschine handelt, die auf kontextual­es Verständni­s ausgericht­et ist und sich auf ihren Gesprächsp­artner einstellen kann. Darauf sei sie, eben auch von Lemoine, trainiert worden.

In einem „Wired“-Interview nannte er nun ein Detail, das bislang nicht bekannt war: Um die Effizienz zu erhöhen, setzt Google laut Lemoine nicht nur auf verschiede­ne KI-Systeme, zum Beispiel GPT-3, AlphaStar und Pathways

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28 Darunter wird der Plural von 28 waagrecht verstanden, wo sich fünfzig Staaten zu einem verbanden.

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”Getty Images / Chris Mcgrath Blake Lemoine ist überzeugt, dass die KI mehr als nur eine Maschine ist.
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