Tefaf ist zurück und setzt auf Cross-Selling
Rundgang. Kleiner und jünger präsentiert sich die Maastrichter Kunst- und Antiquitätenmesse nach der Coronapause. Den VIP-Gästen gefällt es, die Verkäufe waren gut.
Sie ist wieder zurück, die Königin der Kunstmessen, wie viele The European Fine Art Fair (Tefaf) in Maastricht bezeichnen. Nach der Coronapause im Vorjahr wollte man heuer auf Nummer sicher gehen und tauschte den angestammten Märztermin gegen Juni (bis 30. Juni). Das hat der Messe allerdings rund 40 Aussteller gekostet, denn derzeit gibt es international viel Konkurrenz. Nicht zuletzt auch durch die Messe selbst: Zwischen der New Yorker Frühjahrsausgabe und Maastricht liegen gerade einmal 45 Tage. Da gibt es einige Aussteller, die diesmal nicht beide Messen bespielen.
Von der Verkleinerung der Messe profitiert allerdings die Sektion Art on Paper, die normalerweise im ersten Stock untergebracht ist – und heuer in die Haupthalle integriert wurde. Diese bisher etwas stiefmütterlich behandelte Sparte der Veranstaltung kann dieses Mal auf mehr Besucher hoffen.
Den Terminwechsel bemerkt man auch am Blumenschmuck, ein Markenzeichen der Messe: Statt Tulpen gibt es heuer luftige, sommerliche Blumenarrangements. Sonst läuft die Preview für geladene Gäste wie immer: Der Champagner fließt, kleine Häppchen werden gereicht, Verkäufe angebahnt, Hände geschüttelt und auch Masken trägt hier niemand mehr.
Verjüngung. Schlendert man durch die Gänge, fällt einem auf, dass sich die Messe optisch verjüngt hat. Einerseits räumt man zeitgenössischen Händlern mehr Platz ein, andererseits setzen auch Aussteller alter Kunst auf eine leichtere, modernere Präsentation. So wurde die Londoner Galerie White Cube, eine der führenden internationalen Galerien für zeitgenössische Kunst und Neuaussteller auf der Tefaf, prominent an der Hauptkreuzung platziert.
Im Zentrum des Standes ist eine schwarze Skulptur von Antony Gormley für rund 500.000 Pfund, an der Wand beim Eingang hängt eine Arbeit von Georg Baselitz für 1,2 Millionen Dollar und eine Bronzeskulptur eines Beins für 1,3 Millionen Dollar.
Zudem haben die meisten Händler alter Kunst inzwischen auch verstanden, dass die Zukunft im Cross-Selling liegt, also im spartenübergreifenden Verkauf. Die Generation, die ausschließlich alte Kunst kauft, stirbt aus. Den Jüngeren muss man alte Ware anders präsentieren, düstere, überladene Stände schrecken sie ab. Wie das geht, zeigen etwa der Schweizer Antikenhändler Jean-David Cahn und der Londoner Kollege Art Agent, die beide eine überschaubare Anzahl an Objekten großartig beleuchtet in einem reduzierten Setting in Szene setzen.
Aus Österreich sind auf der diesjährigen Tefaf Thomas Salis und W&K dabei.
Das Gegenteil davon ist der Stand des französischen Antiquitätenhändlers Steinitz, der nach langer Pause auf die Tefaf zurückgekehrt ist. Seine Ware ist herausragend, aber der Stand derartig überladen, dass einen die Präsentation erschlägt. Zu den Höhepunkten auf dem Stand gehört ein Kabinett aus Peru mit Intarsien aus Perlmutt – ein einzigartiges Stück, wie auch der stolze Preis von 1,5 Millionen Euro belegt. Oder eine dreitürige Kommode mitsamt zweier Eckkommoden in Lack mit japanischen Motiven, gefertigt von Armand Fre´deric-Ernest Nogaret für König Charles X.
Aus Österreich sind zwei Aussteller mit dabei: Thomas Salis aus Salzburg und die Wiener Händler Wienerroither & Kohlbacher (W&K). Letztere sind in der Sektion Art on Paper. Sie haben wie immer Werke der klassischen Moderne, die sie heuer erstmals um zeitgenössische Kunst – wie Franz West, Arnulf Rainer und Günter Brus – erweitert haben. Von Rainer zeigen sie ein Kreuz aus dem Jahr 1996, das im Privatbesitz der Galeristin Heike Curtze war, mit der W&K bis zu ihrem Tod eng zusammengearbeitet haben. Auf der Tefaf wird es für 280.000 Euro angeboten. Von Franz West bieten sie die Collage „Das allzu Kreatürliche“, die noch über den Originalrahmen von West verfügt und für 150.000 Euro zu haben ist. Hier entdeckt man auch einen frühen Alfred Kubin: „Überfall“, um 1900, der in der vom internationalen Markt sehr gesuchten Spritztechnik ausgeführt ist und 95.000 Euro kostet. Natürlich gibt es wie immer eine große Auswahl an Zeichnungen von Gustav Klimt und Egon Schiele. Bezaubernd ist etwa „Auf Ellbogen gestütztes Mädchen“. Hier hat sich Schiele auf das Gesicht konzentriert, was selten ist. Das Blatt kostet 850.000 Euro.
Thomas Salis, dessen Galerie heuer 40-Jahr-Jubiläum feiert, widmet fast den ganzen Stand dem Thema „Collage – von Hans Arp bis Franz West“. „Im europäischen Kunsthandel hat es in den letzten Jahrzehnten keine vergleichbare Ausstellung gegeben“, sagt er, schon seit eineinhalb Jahren arbeitet er daran. Die gesamte Schau wird ab 28. Juli in Salzburg zu sehen sein, wie er verrät. Die Auswahl ist unglaublich: Hier findet man Hans Arp, Pablo Picasso, Robert Rauschenberg, Joseph Beuys, Max Ernst, Alberto Burri und Kurt Schwitters – um nur einige zu nennen. Dieses Spezialgebiet kommt gut an, zumindest konnte der Galerist schon kurz nach der Eröffnung einige rote Punkte kleben. „Ich bin vorsichtig positiv“, sagt er.