Von Panama an die Front in der Ostukraine
Dutzende Ausländer kämpfen im ukrainischen Bataillon Karpatska Sich. Warum riskieren sie ihr Leben für ein anderes Land? Eine Reportage.
Ich saß an einem Nachmittag gemütlich im Cafe´ in Panama City“, erzählt Efrias. „Dann kamen wieder die Nachrichten von getöteten Kindern und Frauen in der Ukraine. Da konnte ich nicht tatenlos zusehen.“Heute steht der 60-Jährige mit Helm, schusssicherer Weste und Gewehr in einem Keller einer Militärbasis in der Ostukraine, 10.000 Kilometer von seiner Heimat entfernt. „Wenn Kinder sterben, geht mir das besonders zu Herzen“, betont der pensionierte Hauptmann der panamaischen Streitkräfte. „Ich habe selbst neun Kinder und weiß, wovon ich spreche.“Draußen donnern erneut die schweren russischen Artilleriegeschütze vom Kaliber 152 mm. Die lauten, dumpfen Einschläge der Granaten sind im Schutzkeller nur als leichtes Zittern zu spüren.
Efrias, der seine auffallend blauen Augen von seinem deutschen Vater geerbt hat, ist einer von insgesamt 60 Ausländern des Bataillons Karpatska Sich (gesprochen: Sitsch). Es setzt sich ausschließlich aus Freiwilligen zusammen und ist nach einer legendären ukrainischen Kosakeneinheit aus den 1930erJahren benannt. Gewöhnlich macht die Internationale Legion mit ihren Kämpfern aus dem Ausland Schlagzeilen. Aber Karpatska Sich ist militärisch nicht minder bedeutend.
Das Bataillon kämpfte in Kiew und Charkiw gegen die russische Invasion. Mittlerweile ist die mehrere Hundert Mann starke Truppe in der Region Izyum stationiert – einem strategisch wichtigen Frontabschnitt im Norden des Donbass. Sollte die russische Armee die ukrainischen Verteidigungslinien dort durchbrechen, wäre der Weg auf die Stadt Slavjansk frei, und damit würde eine Einkesselung des Donbass drohen.
Lazarett und Internet-Caf´e. Die kahlen Ziegelwände und massiven Betonpfeiler des Stützpunkts im Untergeschoß sind vor vielen Jahren cremeweiß gestrichen worden und vergilbt. Auf dem Fußboden geht man über Kieselsteine. Synthetikdecken hängen in den Durchgängen zwischen den Räumen. Wie üblich kein Luxus an der Front. Zentraler Bereich ist eine große Halle, die Küche, Feldlazarett, Raucherzimmer, Internetcafe´, Kontroll- und Aufenthaltsraum zugleich ist. An drei Tischen, voll gestellt mit Plastikbechern, Wasserflaschen, Schüsseln und Dosen, sitzen etwa ein Dutzend Soldaten bei spärlichem Licht, rauchen und starren versunken auf ihre Handys. Sie surfen im Starlink-Internet von Elon Musk, das via Satellit verbunden ist.
»Man kann bei den russischen Kriegsverbrechen nicht zu Hause auf dem Sofa sitzen.«
Hier gibt es noch mehr Spanisch sprechende Freiwillige. Da ist Fidel aus Peru, Mario aus Argentinien und Pablo aus Spanien. Hier spricht man sich nur beim Vornamen an, der oft nicht der echte ist. Man bevorzugt ein Low Profile – aus Sicherheitsgründen und oft auch aus persönlichen Gründen.
Der 56-jährige Pablo stammt aus Teneriffa. Er war sechs Jahre bei der