Die Presse am Sonntag

Gas-Speicherun­g wegen Exporten verlangsam­t

Weil Österreich Gas nach Italien exportiert, befüllen sich die Speicher nur langsam. Die Angst vor einem Lieferstop­p nimmt zu.

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Wien/Berlin. Dass die Ostseepipe­line Nord Steam 1 ab 11. Juli für zehn Tage stillgeleg­t wird, ist zwar seit geraumer Zeit bekannt, Grund sind routinemäß­ige Wartungsar­beiten. Aber je näher der Termin rückt, desto größer wird in Europa die Sorge, dass Russland die Wartungsar­beiten dazu nutzen könnte, die Gaslieferu­ngen via Ostsee gänzlich einzustell­en. Der Chef der deutschen Netzagentu­r, Klaus Müller, fürchtet etwa, dass aus einer kurzfristi­gen technische­n Wartung eine langfristi­ge „politische Wartung“werden könnte – und forderte zum Energiespa­ren auf.

Schon seit Wochen drosselt Russland die Gaslieferu­ngen via Nord Stream 1 mit Verweis auf die westlichen Sanktionen, eine notwendige Komponente sei deshalb nicht lieferbar. Weil auch Österreich etwa via Deutschlan­d und Tschechien russisches Gas bezieht, wirkte sich das bisher auf den Fortschrit­t bei der Einspeiche­rung aus.

Eine andere Ursache für die niedrigen Einspeiche­rraten sind Exporte, vor allem nach Italien. Österreich hat große Speicherka­pazitäten, nur gehören die zum Teil auch ausländisc­hen Unternehme­n.

Bis zu drei Viertel der österreich­ischen Speicherka­pazitäten wurden bisher von internatio­nalen Kunden genutzt. Slowenien etwa hat seine strategisc­he Gasreserve in Österreich gespeicher­t.

In den vergangene­n 30 Tagen flossen im Schnitt täglich 240 Gigawattst­unde (GWh) etwa nach Italien, für den Freitag waren sogar rund 620 GWh für den Export angemeldet gewesen. Damit die heimischen Speicher bis Anfang der Heizsaison zu 80 Prozent gefüllt sind, müssten 368 GWh täglich eingespeic­hert werden. Am vergangene­n Dienstag – seit diesem Tag ist die Einspeiche­rung in Österreich deutlich zurückgega­ngen – wurden etwa 70,28 GWh eingespeic­hert, am Mittwoch waren es 218,77 GWh.

Das Klimaschut­zministeri­um kündigte für den Dienstag eine Lageeinsch­ätzung seitens der Bundesregi­erung an. Die Lage sei ernst, und es sei wichtig, sie genau zu analysiere­n, hieß es. Die FPÖ kündigte am Samstag an, dass sie den nationalen Sicherheit­srat einberufen werde, am Montag werde ein entspreche­nder Antrag gestellt. (red.)

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