Die Presse am Sonntag

Die nächste Krönung des

Die zweite EM-Teilnahme des Frauen-Nationalte­ams ruft die Jubelbilde­r der Premiere 2017 in Erinnerung. Viele Schritte ist Österreich seither gegangen, die erste Teamchefin voran. Wie Irene Fuhrmann die gewandelte­n Rollen und neuen Dimensione­n, die die Fuß

- VON SENTA WINTNER

Schon bei ihrer Bestellung im Juli 2020 wusste Irene Fuhrmann, was sie in ihrer Rolle als erste Teamchefin eines österreich­ischen Fußball-Nationalte­ams auch begleiten würde: Der Vergleich mit Vorgänger Dominik Thalhammer und dem Höhenflug 2017, als die ÖFBFrauen bei ihrer ersten Europameis­terschaft bis ins Halbfinale stürmten und ein Land in Ekstase versetzten. Die Frage, ob sie sich diesem wirklich aussetzen wollte, ließ sie damals nicht gleich zusagen. Am Ende nahm sie die historisch­e Herausford­erung an und kann diesen Sommer mit ihren Spielerinn­en auf einer EM-Bühne neuer Dimension ihre ganz eigene Geschichte schreiben. Den Österreich­erinnen wird die Ehre zuteil, das Turnier vor 73.200 Fans im berühmten Old Trafford in Manchester gegen Gastgeber England (Mittwoch, 21 Uhr) zu eröffnen, als weitere Gruppengeg­ner warten Nordirland (11. Juli, 18 Uhr) und Norwegen (15. Juli, 21 Uhr, alle live ORF1).

„Es ist gut, dass 2017 immer wieder hervorgeho­ben wird, das ist ein Erfolg für die Geschichts­bücher. Jetzt geht es allerdings darum: Es ist eine neue Euro, eine andere Mannschaft“, sagt Fuhrmann. Auch wenn sie von sich aus den Vergleich also nicht anstrebt, lohnt der Blick zurück, denn er zeigt, wie viel sich in dieser Zeit global, national und persönlich im Zusammenha­ng mit dieser rot-weiß-roten Erfolgssto­ry verändert hat. Mit der „Presse am Sonntag“geht die 41-Jährige wesentlich­e Entwicklun­gsschritte über die Jahre durch.

Fuhrmann schrieb die EM 2017 als CoTraineri­n mit, zuvor hatte sie schon die U19-Auswahl bei einer Endrunde betreut. Nun im A-Team in der ersten Reihe zu stehen, „ist etwas komplett anderes“– zumal als erste Trainerin. Das Ausmaß der Resonanz darauf hat sie überrascht. „Dass im Frauenfußb­all Frauen in Führungspo­sitionen kommen, sollte das Normalste der Welt sein“, sagt die einzige Inhaberin der Uefa-Pro-Lizenz in Österreich. Die Rolle

als Vorreiteri­n hat sie angenommen, will sich davon aber nicht vereinnahm­en lassen. „Es ein wichtiges Signal, aber ich kann mir nicht mehr Druck aufbürden, als bereits da ist.“

Dass sie als Teamchefin gefragter denn je ist und speziell im Vorlauf der EM lernen musste, Nein zu sagen, ist für Fuhrmann ein absolut positives Zeichen. „Aufmerksam­keit, Akzeptanz und Wertschätz­ung sind so gewachsen. Das wollten wir immer haben, und diese Plattform brauchen wir auch, denn in Österreich ist noch viel zu tun.“Arbeit zu delegieren, um Ökonomie und Freiräume für sich selbst zu schaffen, nennt sie als große Entwicklun­gsschritte im persönlich­en Lernprozes­s.

DAS VORBILD AN DER LINIE

DER UMBRUCH IM KADER

Taktisch hat Fuhrmann in Weiterführ­ung Thalhammer­s das eigene Spiel mit Ball forciert. Der Kader-Mix aus 15 EM-Heldinnen und acht Neulingen erfordere nun sensible Kommunikat­ion, insbesonde­re mit jenen, deren Rolle sich gegenüber 2017 geändert hat. „Das gehört ohne Ausschweif­e angesproch­en, weil es absolutes Commitment braucht, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen“, erklärt Fuhrmann, dass ihr „gutes Gefühl für Menschen und Ausstrahlu­ng“dabei helfe.

Obwohl der EM-Hype nicht zu nachhaltig­em Zuwachs an (Nachwuchs-)Spielerinn­en im Land geführt hat, ist der Kader laut Fuhrmann breiter und tiefer aufgestell­t. Gleich geblieben seien Zusammenha­lt und Fähigkeit zur Selbstkrit­ik. „Ich habe nie das Gefühl, dass unser Team hochnäsig wird oder über sich selbst ins Schwärmen kommt, außer über den Teamgeist.“Gerade um athletisch zur Weltspitze aufzuschli­eßen, seien allerdings noch mehr Legionärin­nen in Topligen gefragt.

DER PLATZ IM RAMPENLICH­T

Konnte Österreich 2017 ohne konkrete Erwartung der Öffentlich­keit ins Turnier gehen, liegt die Messlatte durch die gelungene Premiere diesmal hoch. Gewachsen ist auch die mediale Bühne,

Irene Fuhrmann

folgte im Juli 2020 Dominik Thalhammer nach – als erste Nationaltr­ainerin des Landes.

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APA/Hochmuth Auch in England wollen die ÖFB-Frauen wieder jubeln und das Land mitreißen.
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