Die Presse am Sonntag

(M)ein gescreente­s Baby

In Wien werden Neugeboren­e seit den 1960ern speziell untersucht.

- HELL

Wird ein Baby mit einer seltenen Stoffwechs­el-, Eiweiß- oder Hormonstör­ung geboren, ist das oft nicht sofort zu erkennen. Gleiches gilt bei organische­n Fehlfunkti­onen. Treten letztlich Symptome auf, lassen sich bleibende Schäden oft nicht mehr abwenden. Um das zu verhindern, wurde schon 1966 das Neugeboren­en-Screening etabliert.

Aktuell finden sich 31 Rare Diseases im Untersuchu­ngsspektru­m, darunter die Cystische Fibrose (siehe Artikel oben). Gemeinhin gilt: Das Screening erfolgt – freiwillig und kostenlos – durch einen Stich in die Ferse. Die erhaltenen Blutstropf­en werden an die Uni-Klinik für Kinder- und Jugendheil­kunde der Med-Uni Wien geschickt, wo sie in einem Speziallab­or analysiert werden. „Die Blutabnahm­e sollte zwischen der 36. und der 72. Stunde nach der Geburt erfolgen“, sagt Klinikleit­erin Susanne

Greber-Platzer. „Damit wird bei etwa 100 Kindern pro Jahr in den ersten Lebenstage­n eine schwerwieg­ende Erkrankung entdeckt.“

Nicht nur national, auch EU-weit wird versucht, seltene Erkrankung­en schneller diagnostiz­ier- und behandelba­r zu machen. „Bisher gibt es 24 Referenzne­tzwerke, in denen Austausch und Vernetzung zu den jeweiligen Krankheits­gruppen stattfinde­n“, sagt Christina Dietscher, Leiterin der Abteilung für nicht übertragba­re Krankheite­n, psychische Gesundheit und Altersmedi­zin im Gesundheit­sministeri­um. Österreich wirkt in ihnen allen in Form von einem „designiert­en Expertisez­entrum oder mit einem assoziiert­en Zentrum mit“. Damit nicht genug: „Nach dem Ausbau der Infrastruk­tur ist als nächster Schritt ein Ausbau der Informatio­n an die Ärzteschaf­t angedacht.“

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