Italiens verzweifelter Kampf gegen die Dürrekatastrophe
Der Po, der größte Fluss im Norden Italiens, ist ausgetrocknet wie seit 70 Jahren nicht mehr. Eine Hitzewelle rollt über die Städte, Felder werden von einer Heuschreckenplage heimgesucht. Ganz Südeuropa leidet unter Dürre. In Italien ist nicht nur der Kli
Dass der Fluss Po krank ist, zeigt sich bereits an seiner Quelle. Sie liegt rund 2000 Meter über dem Meeresspiegel, in Pian del Re, am Fuß des Bergs Monviso. Hier lehnt ein Stein an einem Felsbrocken. Er trägt die Aufschrift: „Qui nasce il po.“Hier entspringt der Po. Unter ihm sprudelt klares, kaltes Wasser hervor. Über ein Steinbett fließt es ins Tal. Der Verlauf führt durch saftige, grüne Wiesen, im Hintergrund liegen nebelverhangene Bergspitzen. Wer diese Landschaft zum ersten Mal sieht, dem kommt sie wie ein Bergidyll vor. Doch wer sie kennt, weiß, dass der Schein trügt: „Normalerweise sieht man von der Quelle aus den Schnee. Doch in diesem Jahr ist da keiner“, sagt Anna Maria Gaggino. Sie arbeitet im Parco Monviso und erstellt Umweltgutachten. Am Telefon erzählt sie, dass es in diesem Winter kaum geschneit hat. Nun fehlt der Schnee, der normalerweise die Wasserreserve für den ganzen Sommer ist.
Daher tragen die Zuläufe des Flusses Po weniger Wasser, das zeigt sich am Pegelstand, aber auch in der Flora und Fauna: Pflanzen trocknen aus, die Tiere ziehen sich zurück. Zwar würden sie und ihre Kollegen im Parco Monviso schon seit Jahren klimatische Veränderungen registrieren, sagt Gaggino, doch in diesem Jahr sei es besonders schlimm: „Ich mache mir Sorgen um die Zukunft. Wir müssen unbedingt lernen, besser mit dem wenigen Wasser umzugehen, das wir übrighaben.“
Diese Forderung hört man derzeit überall in Italien. Das Land hat mit einer Dürre zu kämpfen, wie man sie schon seit vielen Jahren nicht mehr gesehen
3 Milliarden Euro
Verluste werden Italiens Bauern dieses Jahr wegen Trockenheit und Hitze machen.
30 bis 40 Prozent
des Wassers, das darin transportiert wird, gehen in dem maroden Wassernetz Italiens verloren. hat. Sie macht sich überall bemerkbar, bedroht die Landwirtschaft und lässt die Rufe nach einem bewussteren Umgang mit Wasser laut werden. Kein Wunder, denn einige Experten gehen davon aus, dass das marode Wassernetz zum Teil 30 bis 40 Prozent des Wassers verliert, das es transportiert.
Besonders stark von der Dürre ist der Norden des Landes betroffen, durch den der Po sich schlängelt. Er ist der längste, wasserreichste und wichtigste Fluss Italiens: Von seiner Quelle im Piemont fließt er in die Flachebene hinab, die seinen Namen trägt, an Piacenza, Parma und Ferrara vorbei, bis er schließlich 40 Kilometer südlich von Venedig in die Adria mündet.
Es schneit seltener. Seit Wochen schon sendet die Aufsichtsbehörde des Flusses Warnsignale. Der neuste Pegelbericht fasst die Probleme zusammen: Der Juni war überdurchschnittlich heiß, es hat zu wenig geregnet, und auch die Zuflüsse aus den Bergen nehmen immer weiter ab. Es ist der größte Notstand der vergangenen 70 Jahre.
Antonello Pasini, Klimaforscher am nationalen Forschungsinstitut CNR, sieht darin die Folgen des Klimawandels: „In Italien und der ganzen Mittelmeerregion haben sich die Luftströme verändert. Daher kommen häufiger Hochdruckgebiete nach Italien, die vorher über der Sahara hingen.“So regnet und schneit es seltener. Und wenn es regnet, dann so heftig, dass der trockene Boden das Wasser nicht aufnehmen kann. Außerdem kommt es häufiger zu Hitzewellen.
Lorenzo Bazzana vom Bauernverband Coldiretti beschreibt, wie schlecht die Aussichten für die Landwirte sind: „Die ersten Ernten von Bauern in der Po-Flachebene sind 15 bis 30 Prozent unter den Erwartungen geblieben.“Mancherorts waren es gar 50 Prozent weniger. Coldiretti geht davon aus, dass die Bauern in diesem
»Wir müssen unbedingt lernen, mit dem wenigen Wasser besser umzugehen.«
Jahr wegen der Trockenheit und der Hitze drei Milliarden Euro Verlust machen werden. „Manche müssen entscheiden, welche Felder sie für diese Saison aufgeben, weil sie nicht genug Wasser haben, um alle zu versorgen.“
Das Meerwasser drückt immer weiter ins Landesinnere – ein Desaster für die Bauern.
Ein Problem ist dabei auch die Ausrichtung der Landwirtschaft. An das reichliche Wasser des Flusses gewöhnt, bauen sie Nutzpflanzen an, deren Zucht besonders wasserintensiv ist: Reis oder Mais etwa. Als klar war, dass wegen des ausbleibenden Schneefalls in diesem Jahr zu wenig Wasser zur Verfügung stehen würde, entschieden die Landwirte, 10.000 Hektar weniger Reis anzubauen. Doch es hätte offenbar noch deutlich weniger sein müssen.
Zugleich zeigen sich auch an der Mündung des