Der Wald wird zur Brandbombe
Griechenland befürchtet auch heuer Feuerkatastrophen.
Besser vorsorgen als das Nachsehen haben: Nach diesem Motto stationiert die griechische Regierung in diesem Sommer 250 europäische Feuerwehrleute im Land. Damit will man im Katastrophenfall Zeit sparen, denn die Ad-hocAnforderung von ausländischen Hilfskräften kostete im Brandsommer 2021, als große Teile von Nordeuböa und Nordattika abbrannten, wertvolle Zeit.
Allen ist klar, dass mit dem Klimawandel die im Mittelmeerland ohnehin schon gewaltigen Herausforderungen noch größer werden. Hitzewellen hat es im Land schon immer gegeben. Was Besorgnis hervorruft, sind aber langfristig höhere Temperaturen – die sich nicht immer im roten Bereich bewegen müssen. So war es im vergangenen Sommer eine lange Hitzeperiode, die die Biomasse in den Wäldern in potenzielle Brandbomben verwandelte.
Wie schwierig und personalaufwendig es dann ist, ein Feuer zu löschen,
Als wäre das nicht genug, werden Teile Italiens auch noch von einer Heuschreckenplage heimgesucht. Auf Sardinien hat sie biblische Ausmaße angenommen hat: Videos zeigen Felder, die völlig leergefressen sind, Tröge, in denen die Wasseroberfläche komplett mit den Insekten bedeckt ist, und verzweifelte Bauern. „Die Heuschrecken sorgen für große Schäden“, erklärt Bazzana. Und sie werden immer schlimmer: Der lokale Coldiretti-Verband schätzt, dass in diesem Jahr wegen der Heuschrecken 50.000 Hektar in Gefahr seien – ein steiler Anstieg im Vergleich zu den 2000 Hektar, die den Insekten 2019 zum Opfer gefallen sind.
Gleichzeitig tritt das Phänomen in diesem Jahr erstmals auch in der Region Emilia-Romagna auf. Dass die Situation sich verschlechtert, liegt laut Bazzana an einer Kombination von hohen Temperaturen und der Menge an Feldern, die nicht bewirtschaftet werden. Denn die Heuschrecken legen ihre Eier gern in die Risse trockener Böden. Ein Experte aus Israel soll nun Abhilfe schaffen. das konnte man auch hierzulande im Oktober 2021 in Hirschwang an der Rax feststellen. Dort umfasste das Brandgebiet 115 Hektar, an die 9000 Helfer kamen im Schichtbetrieb zum Einsatz – eine Zahl, die knapp zwei Drittel der griechischen Feuerwehrleute insgesamt darstellt. Doch im heißen Mittelmeerland brannten 2021 insgesamt 130.000 Hektar Land ab. Feuer wie an der Rax gibt es zuweilen zwei bis drei zur gleichen Zeit.
Dürre und Verwüstung, eine weitere Folge des globalen Temperaturanstiegs, sind in Griechenland, zumindest kurzfristig, keine Gefahr. Abgesehen von „Hotspots“, wie wasserarmen Inseln, gab es in den letzten Jahren genug Niederschläge im Land.
Im Gegenteil: Der Klimawandel und die folgenden extremen Wetterbedingungen sorgen für Flutkatastrophen, wie etwa die im November 2017 in Mandra in Westattika.
Doch auch die Bürger leiden unter den hohen Temperaturen und der Wasserknappheit: So riet die Regierung ihnen, in den von der Hitze betroffenen Städten am Wochenende zwischen zehn und 18 Uhr die Sonne und verkehrsintensive Orte zu meiden. Und auch wenn die Situation im Norden am dramatischsten ist, leidet der Rest des Landes unter der extremen Trockenheit: In der Toskana sind 90 Prozent der Region davon betroffen. In Rom hat es seit Beginn des Jahres 64 Prozent weniger geregnet als im Durchschnitt. Der Braccianosee, eines des wichtigsten Wasserreservoirs der Hauptstadt, befindet sich 110 Zentimeter unter seinem hydrometrischen Nullpunkt. Kommt er bei –114 Zentimetern an, darf kein Wasser mehr entnommen werden. Die Bürgermeister der Städte, die an den See angrenzen, haben ihre Bürger schon vor Wochen dazu angehalten, kein Wasser mehr dazu zu verwenden, ihre Autos zu waschen oder Pools zu befüllen.
Dekret wegen Trockenheit. Premier Mario Draghi kündigte an, die Regierung werde ab Montag die Notfallpläne der am stärksten betroffenen Regionen aktivieren und ein nationales Trockenheitsdekret verabschieden. Die Regionalpräsidenten fordern das seit Wochen. Ein Entwurf des Dekrets gibt Hinweise darauf, welche Maßnahmen ergriffen werden sollen: So plant die Regierung den Bau von Notfallinfrastruktur für den Wasserkreislauf und lokale Wasserrationierungen.
Bürgermeister fordern, kein Wasser mehr für Pools und Autowaschen zu verbrauchen.
Draghi benannte neben dem Klimawandel auch „strukturelle Ursachen wie die schlechte Wartung der Stauseen und des Wassernetzes“als Gründe für die Trockenheit. Im Notfallplan der Regierung soll daher auch „ein großer Plan für das Wasser“enthalten sein. Für ihn sind jetzt schon vier Milliarden Euro des Corona-Wiederaufbauplans vorgesehen, der hauptsächlich mit EUGeldern finanziert wird. Doch Draghi geht davon aus, dass die Mittel noch aufgestockt werden müssen. Zu groß ist der Sanierungsbedarf.