Die Presse am Sonntag

STECKBRIEF

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Hand aufs Herz: Wie viel hat die in „Der beste Film aller Zeiten“gezeigte Filmbranch­e mit der Realität zu tun?

Antonio Banderas. Um Realismus ging es in diesem Fall wirklich nicht, und ich denke, dass mindestens 95 Prozent meines Arbeitsall­tags nichts gemein haben mit dem, was wir jetzt in dieser Komödie zeigen. Natürlich begegnet man hin und wieder mal Kolleginne­n und Kollegen, die sich ganz schön sonderbar verhalten oder sich benehmen, als würde sich alles nur um sie drehen. Aber die Regel ist das nicht, denn eigentlich wissen wir alle, dass man beim Film oder Theater ein funktionie­rendes, harmonisch­es Team braucht, um gute Arbeit abzuliefer­n. Und auch wenn ich nicht bestreiten will, dass es früher sicher mal Diven gab, die meinten, sie können nur arbeiten, wenn ihre Garderobe komplett rot gestaltet ist, habe ich von solchen albernen Sonderwüns­chen schon ewig nichts mehr gehört.

Fällt es Ihnen leicht, sich über sich selbst und Ihren Berufsstan­d lustig zu machen?

Ich liebe es. Überhaupt finde ich Lachen und Humor so wichtig wie kaum etwas anderes im Leben. Bei Licht betrachtet gibt es ja auch kaum etwas, das menschlich­er ist. Sex zum Beispiel haben andere Lebewesen auch. Aber lachen tun eigentlich nur wir. Weswegen ich mir dieser Tage auch ein wenig Sorgen mache, was den Umgang mit Humor angeht. Früher war bei uns in Spanien die Devise, dass man über alles lachen darf. Heutzutage gibt es immer mehr Berührungs­ängste und jeder wird immer vorsichtig­er, was Witze angeht. Das finde ich mitunter bedauerlic­h.

Ohne zu viel vom Inhalt zu verraten: Sie landen im Film im Krankenhau­s und kämpfen um Ihr Leben. Ging Ihnen das angesichts Ihres Herzinfark­tes, den Sie vor einigen Jahren erlitten, nicht zu nahe?

Ach nein, das habe ich nicht auf mich bezogen und deswegen nicht zu viele Gedanken daran verschwend­et. Mir geht’s ja wieder gut. Aber Sie haben Recht: Wir sollten nicht zu viel über diese Passage des Films verraten.

Sie und Pen´elope Cruz spielen hier zum ersten Mal gemeinsame Hauptrolle­n. Aber Sie kennen sich sicherlich schon ewig, oder?

Ja, seit Pene´lope 19 Jahre alt war. Wir waren damals Nachbarn in New York, als sie das erste Mal in die USA kam. Später in Los Angeles haben wir uns auch viel gesehen, und auch immer wieder versucht, ein gemeinsame­s Projekt

Antonio Banderas

wurde 1960 im spanischen M´alaga in Andalusien geboren. Er absolviert­e die Schauspiel­schule ESAD in M´alaga und spielte daraufhin verschiede­ne Rollen am Theater und in Filmen in Spanien – unter anderen unter Regisseur Pedro Almod´ovar.

USA.

1992 ging er nach Amerika. Berühmt wurde er dort mit Filmen wie „Philadelph­ia“, „Interview mit einem Vampir“, „Desperado“, „Evita“und „Die Maske des Zorro“.

Filmstart.

„Der beste Film aller Zeiten“läuft seit 30. 6. in den heimischen Kinos.

zu finden. Aber außer mal in einer Szene bei Pedro Almodo´ var hat sich nie etwas ergeben. Umso schöner war die Kollaborat­ion jetzt.

Hat sie Sie als Schauspiel­erin überrascht?

Nicht was ihr Talent angeht. Das war mir natürlich längst bekannt. Aber ich war erstaunt, dass sie morgens eigentlich immer schon in ihrer Rolle steckte, wenn sie ans Set kam. Dadurch vergaß ich wirklich manchmal, dass Pene´lope vor mir stand, und baute stattdesse­n eine Beziehung auf zu der Regisseuri­n Lola, die sie spielte. Das war spannend. Und immer wieder interessan­t, wie schnell sie abends nach Drehschlus­s dann doch wieder sie selbst war, sobald sie diese rote, wilde Perücke abnahm.

In dem Film geht es auch um die Preise, mit denen Schauspiel­er ausgezeich­net werden. Was bedeuten Ihnen solche Ehrungen?

Es wäre gelogen zu sagen, dass sie mir egal sind. Wir haben schließlic­h alle unsere Eitelkeit, und natürlich war es ein tolles Gefühl, zum Beispiel für „Leid und Herrlichke­it“den Preis in Cannes zu erhalten. Aber zu viel Bedeutung sollte man der Sache vielleicht auch nicht beimessen. Wenn ich zum Beispiel an die Oscars denke, wo ich dann ja auch nominiert war, kann ich bis heute nicht ganz begreifen, was man da für eine Kampagne betreiben muss. Ich bin ständig aus Spanien in die USA geflogen, um quasi für mich selbst die Werbetromm­el zu rühren. Und habe mich die ganze Zeit dabei gefragt, warum es eigentlich nicht reicht, wenn alle einfach bloß den Film sehen.

In Gesprächen wirken Sie meist unerschütt­erlich fröhlich und gut gelaunt. Entspricht das Ihrer Persönlich­keit?

Prinzipiel­l würde ich schon von mir behaupten, dass ich pathologis­ch optimistis­ch bin. Was in Zeiten wie diesen nicht unbedingt leicht ist, denn man muss nur den Fernseher einschalte­n um zu sehen, dass die Mehrzahl der Menschen diesen positiven Blick auf die Welt scheinbar nicht teilt. Und definitiv nicht lebt. Ich kann mir trotzdem nicht helfen. Nur so kann ich funktionie­ren, alles andere würde mich wahnsinnig machen.

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