»Ein Festival ist eine
Das Sommertheater hat wieder Saison. Auch in Reichenau an der Rax. Dort ist Maria Happel die neue Intendantin. Ein Gespräch über die Sommerfrische.
Kaum haben die Bühnen in den meisten Städten die Saison beendet, zieht es deren Ensembles und auch ihr Publikum aufs Land. Dort wird Sommertheater aufgeführt. Vor allem aus der Perspektive von Wien gibt es ein reichhaltiges Programm an Opern, Operetten, Musicals, bewährten Komödien, Dramen und sogar Tragödien – vom Neusiedler See via Salzburg bis zum Bodensee. Im Westen blüht die Hochkultur. Wir haben uns jedoch völlig subjektiv Hotspots in der näheren Umgebung ausgesucht, die für solch einen spontanen Kürzest-Urlaub ideal sind. Besonders Nieder- und Oberösterreich sowie das Burgenland buhlen um die Gunst von Liebhabern der darstellenden Künste. Zur Einstimmung gibt es ein Gespräch mit Maria Happel.
Sie haben die Intendanz der Festspiele in Reichenau an der Rax übernommen, spielen diesmal aber keine Hauptrollen.
Maria Happel: Die lasse ich als gute Gastgeberin den anderen. Ich werde da sein und das Publikum begrüßen. Ich kümmere mich um die Gäste.
Ist es schwer für Sie als Bühnenstar, einmal nicht im Mittelpunkt zu stehen?
Ich stehe ja im Mittelpunkt!
Nebenjobs sind die Leitung dieser SommerFestspiele und des Max-Reinhardt-Seminars tatsächlich nicht . . .
Die Zeit muss ich mir jetzt rigoros einteilen. Aber ich genieße das. Für mich gibt es außerdem tolle Synergieeffekte. Es ist doch herrlich, diesen TheaterGeist weiterzugeben!
Was unterscheidet denn gutes Sommertheater auf dem Lande von gutem Theater in der Stadt?
Nichts. Gutes Theater ist gutes Theater, schlechtes Theater ist schlechtes Theater, ob da nun Sommer oder Winter, Pfingsten oder Ostern davorsteht. Der
Raimundspiele Gutenstein. Um die Abhängigkeit von Kunst und Politik dreht sich „Die gefesselte Phantasie“: In Ferdinand Raimunds Stück nehmen zwei Zauberschwestern diese Allegorie gefangen, um zu unterbinden, dass die Königin durch Dichtkunst erlöst wird. Achim Freyer hat inszeniert, das Bühnenbild geschaffen und das Theaterzelt neu gestaltet. Der Intendant, Johannes Krisch, spielt mit. (tst)
Von 13. 7. bis 7. 8. 2022
Schloss-Spiele Kobersdorf. Seit 50 Jahren gibt es einen guten Grund, die Marktgemeinde im Bezirk Oberpullendorf zu besuchen: Im Renaissanceschloss wird Theater gemacht. Film-, TVund Bühnenstar Wolfgang Böck leitet seit 2004 das Festival, setzt auf Komödien. Heuer wird ein besonders schwarzes Volksstück aufgeführt: „Der Bockerer“(Regie: Claus Tröger). (norb) Von 5. bis 31. 7. 2022
„Hin und Weg“-Festival Litschau. Theater mitten im Wald, auf Wiesen und in ungewöhnlichen Räumen, Küchenlesungen, Konzerte und Gespräche
ßerst konzentriert gearbeitet. Ein Festival ist eine Ausnahmesituation. Diese sechs Wochen sind aber dann natürlich auch eine gute Gelegenheit, eine wunderbare Zeit miteinander zu verbringen.
Sie gehören dem Ensemble des Burgtheaters an, haben nun zusätzlich die genannten Aufgaben als Lehrende und als FestivalChefin. Das klingt nach Multitasking . . .
Ich habe nie „Hier!“geschrien, mich aber immer gern Herausforderungen gestellt. Die Dinge sind zu mir gekommen. So habe ich es immer gehalten. Ich wollte ein Ensemble haben. Das fand ich am Max-Reinhardt-Seminar. Dort ist die Basis dafür, dort bilden die Studenten ihr erstes Ensemble, das dann rausgeht, in die großen Theater dieser Welt. Und jetzt gibt es noch eine weitere Verbindung: Die Seminaristen können mit großartigen Schauspielern in Reichenau zusammenspielen.
Im besten Falle entsteht dann auch im Sommer Theatergeschichte.
Nehmen Sie zum Beispiel „Frühlings Erwachen“von Frank Wedekind, das dieses Jahr bei uns am 3. Juli Premiere hat. Da spielen mehrere Theatergenerationen mit: Martin Schwab ist in seinem 85. Lebensjahr, die Studenten sind Anfang zwanzig. Martin spielt übrigens auch in der ersten Premiere, am Tag zuvor, in Anton Tschechows Drama „Die Möwe“. Für mich ist er mit Abstand der Jüngste von allen in diesem Alter. Er spielt auch schon lang in Reichenau. Seit „Hermann und Dorothea“sind wir hier sozusagen ein Theaterpaar, das sich vertraut.
Was können die Alten von den Jungen hier im Sommer lernen?
Den unverbrauchten Enthusiasmus. Und sie erinnern uns an Fragen, die wir Alten uns vielleicht nicht mehr stellen. Dazu gehört auch noch der unbedingte Wille, die Bretter der Bühne zu erobern.
Wie ist es zum Programm dieser Saison gekommen?
Als ich die Entscheidung fällte, gab es noch kein Team. Ich habe versucht, Kreise zu schließen. „Die Möwe“wählte ich deshalb, weil ich in Reichenau mit Tschechow begonnen habe: 2004 habe ich „Der Kirschgarten“inszeniert. „Des Teufels General“habe ich als ein