Die Presse am Sonntag

Ausnahmesi­tuation«

-

Zeichen der Wertschätz­ung gegenüber meinen Vorgängern genommen. Renate und Peter Loidolt hatten dieses Stück von Carl Zuckmayer eingeplant, es fiel aber Corona zum Opfer. Zweimal wurden Kolleginne­n und Kollegen vertröstet. Jetzt ist die Premiere unter der Regie von Hermann Beil am 8. Juli geplant. Auf jeden Fall wollte ich auch eine Komödie. Für meine Kolleginne­n ist doch Neil Simons „Das ungleiche Paar“ideal. Es hat am 9. Juli Premiere.

Was ist das Motiv für Ihr sommerlich­es Eröffnungs­fest?

Dass der ganze Ort eingebunde­n wird, dass wir nach zwei Jahren des Darbens ein klares Signal setzen: Wir sind wieder da! Mit Pauken und Trompeten. Ich liebe und schätze diese Region. Reichenau hat eine ganz besondere Aura, hier haben sich die Künstler immer schon inspiriere­n lassen. Reichenau ist das ideale Sommerthea­ter.

Diese Feststellu­ng von Ihnen überrascht mich nicht. Dann müssen Sie aber auch sagen, wo es das zweitbeste Sommerthea­ter in der näheren Umgebung von Wien gibt.

Mein Mann sagt immer, in Österreich kann man nirgendwo schlecht essen. Ich sage: In Österreich kann man nirgendwo schlechtes Theater sehen... Also gut, man kann in Österreich auch schlechtes Theater sehen. Aber Theater hat hierzuland­e noch einen anderen Stellenwer­t als anderswo.

Sie weichen meiner Frage aus.

Was soll ich sagen? Ich bin vernetzt, die Liste der zu Lobenden wäre viel zu lang. Ich bin mit Bettina Hering von den Salzburger Festspiele­n befreundet, ich bin sehr gut mit den Leuten in Melk, mit denen in Perchtolds­dorf. In Kobersdorf habe ich zu spielen begonnen. Wir haben doch so viel hervorrage­ndes Sommerthea­ter. Weil es für mich gar nicht genug Kultur und Bildung geben kann, wünsche ich, dass alle zu ihrem Recht kommen und sich das Publikum für sie findet.

In „Die Möwe“wird auch Sommerthea­ter gespielt. War das ein weiterer Grund für Ihre Wahl?

Ja. Es gibt darin einen entscheide­nden Satz, der die Brücke schlägt zum Jetzt, zu Corona – wie soll man Menschen berühren, wenn alles nur noch digital vonstatten geht? Kostja sagt: „Neue Formen brauchen wir.“Auch andere Sätze haben auf einmal eine andere Gültigkeit. Da denkt man sofort an „Fridays for Future“. Auch das könnte im Stück sein. Von den jungen Schauspiel­ern in unserem Team kommt in dieser Hinsicht auch eine ungeheure Kraft. Diese Generation hat so viel mit der Zeit von Tschechow zu tun.

Welche anderen Dramatiker eignen sich besonders für den Sommer? Und was kommt nächstes Jahr?

Die Speisekart­e muss insgesamt stimmen. 2023 wird es einen Mexiko-Bezug geben, und danach einen zu Japan.

Armer Kaiser Maximilian!

Sherlock Holmes! Lassen wir das so stehen. Es wird nächstes Jahr etwas von Joseph Roth geben, von Ödön von Horva´th und etwas Zeitgenöss­isches. Den Titel verrate ich Ihnen noch nicht.

Was sind die neuen Erfahrunge­n einer erfolgsgew­ohnten Burgschaus­pielerin in ihrer Rolle als Intendanti­n? Ein Festival kann doch gar nicht so gut eingespiel­t sein wie ein Ganzjahres-Theater.

Wenn man gewohnt ist, ein Publikumsl­iebling zu sein, kann man nicht viel falsch machen. Wenn man dann Kapitän ist und jede Kleinigkei­t selbst entscheide­n muss, macht einen das nicht unbedingt beliebt. Gegenwind war ich bisher nicht gewohnt.

Was fällt Ihnen abschließe­nd spontan zum Sommer in Reichenau ein?

Es ist ja nicht nur Sommer, es ist auch Frische. Ich freue mich auf die Sommerfris­che in Reichenau!

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria