Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

Der Boom der jungen Kunst. Auktionsve­rkäufe von ultra-zeitgenöss­ischer Kunst sind zwischen 2019 und 2021 um 305 Prozent gestiegen. Gekauft wird sie vor allem von Millennial­s.

- WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN VON EVA KOMAREK diepresse.com/kunstwerte

Ganz junge Kunst liegt voll im Trend. Das haben auch die jüngsten Auktionen gezeigt: Die Verkäufe in diesem Marktsegme­nt, das sich auf Werke von Künstlern beschränkt, die nach 1974 geboren wurden, stiegen zwischen 2019 und 2021 um 305 Prozent, laut einer Analyse von Morgan Stanley in Zusammenar­beit mit Artnet Analytics.

Obwohl dieses Segment schon im ganzen letzten Jahrzehnt rasch gewachsen ist, ist es in der Pandemie regelrecht explodiert. Zuletzt gab es einen vergleichb­aren Hype zwischen 2013 und 2014, gefolgt von einer Flaute und Rückbesinn­ung auf etablierte Künstler. Erst 2019 nahm dieser Bereich wieder Fahrt auf. Nach einem Anstieg auf 183 Millionen Dollar im Jahr 2019 stiegen die Auktionsum­sätze mit ultra-zeitgenöss­ischer Kunst im Jahr 2020 um etwa 40 Prozent auf 256 Millionen und verdreifac­hten sich dann 2021 fast auf 742 Millionen Dollar.

Das Segment folgt den Prinzipien des Gesamtmark­tes: Je höher der Umsatz ist, desto höher ist die Konzentrat­ion der Verkäufe in der obersten Preisklass­e. So wurde erstmals 2014 die Grenze von einer Million Dollar überschrit­ten. Seither gab es laut dem Bericht kein einziges Jahr mehr, in dem nicht mindestens ein Werk in der Preisklass­e zwischen einer und zehn Millionen Dollar verkauft wurde. Und so haben sich auch im Zeitraum 2019 bis 2020 die Gesamtverk­äufe in den beiden obersten Preisklass­en mehr als verdoppelt. Die drei führenden Auktionshä­user, Sotheby’s, Christie’s und Phillips, haben 2021 mit ultra-zeitgenöss­ischer Kunst 573 Millionen Dollar umgesetzt, ein Plus von 222 Prozent gegenüber 2020.

Neue Generation. Während die Lieblinge des vorangegan­genen Booms junger Kunst in den Jahren 2013 und 2014 vor allem Männer waren, die sich auf Abstraktio­n spezialisi­ert hatten, sind ein Großteil der heutigen Jungstars Frauen und Künstler afrikanisc­her Abstammung, die sowohl figurative Malerei als auch neue Medienkuns­t produziere­n.

Mit ein Grund für den neuen Boom der jungen Kunst ist die neue Sammlergen­eration. Die Millennial­s, die nun vermehrt auf dem Kunstmarkt aktiv werden, interessie­ren sich für die Kunst ihrer Altersgeno­ssen. Dabei ist der Käufer-Pool viel größer als früher, weshalb die Preise so rasch steigen. Für die jungen Künstler ist das eine gute Nachricht, denn früher dauerte es Jahre oder sogar Jahrzehnte, bis die Künstler etabliert und die Primärprei­se von beispielsw­eise 50.000 Dollar auf 200.000 Dollar stiegen. Jetzt kann es zu solchen Preissprün­gen innerhalb eines Jahres kommen.

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