Halb leere Säle: Haben wir Kultur verlernt?
Angst vor Ansteckungen, veränderte Gewohnheiten, vorsichtiger Umgang mit Geld – ob Theater, Oper, Kabarett oder Kino, der Hunger auf Kultur scheint vielerorts nachgelassen zu haben. Ungebrochen ist hingegen die Nachfrage nach Konzerten und Festivals.
Das war nun wirklich nicht zu erwarten. Nach mehr als zwei Jahren Pandemie, in denen Kinos, Theater und Opern wiederholt schließen mussten oder ihre Häuser nur eingeschränkt bespielen durften, wäre die Annahme naheliegend, dass nach der Wiederaufnahme des Vollbetriebs nachgeholt wird, was versäumt wurde.
Tatsächlich aber haben Kulturstätten quer durch die Branche Probleme damit, ausreichend Publikum anzulocken, um einigermaßen erfolgreich zu wirtschaften. Ein Phänomen, das nicht auf Österreich beschränkt ist. „Die Kultur hat Long Covid“, titelte das Magazin „Der Spiegel“vor Kurzem. Auch Kulturbetriebe in Deutschland leiden unter den Folgen der Pandemie, die offensichtlich zu geänderten Gewohnheiten führte.
Denn während Einzelveranstaltungen wie etwa Musik-Festivals und Konzerte in Hallen wie auch im Freien zumeist sehr wohl ausverkauft sind und bald wieder das Vorkrisen-Niveau erreichten, kämpfen dauerhafte Anbieter von Kultur und Unterhaltung teilweise um ihre Existenz. In Theatern, Kabaretts, Opern und Musicals ging die Zahl der Besucher im ersten Halbjahr um rund 40 Prozent zurück. Im Kino waren es 30 Prozent – obwohl lang erwartete Großproduktionen wie „Top Gun: Maverick“gespielt wurden. Eine Entwicklung, die die Betreiber dieser Einrichtungen nicht nur auf die Pandemie, sondern auch auf die Teuerung als Folge des Kriegs in der Ukraine zurückführen. Wenn das Geld knapp und die Sorge vor den kommenden Monaten groß werden, sei die monatlich eingepreiste Karte für Theater oder Oper eben das Erste, was eingespart wird.
Die Branche versucht dennoch, zuversichtlich zu bleiben. Setzt zum einen auf Sommer-Events; und zum anderen darauf, dass mit der Rückkehr zur Normalität auch das Bedürfnis nach Kultur wieder steigt. Nicht nur im Fernsehen, sondern wieder live und vor Ort.