Theater: »Die Leute sind verhaltener«
Die regulären Theater sind mit teils spürbaren Besucherrückgängen in die Sommerpause gegangen. Nun haben die Freiluft-Theaterbühnen übernommen – und blicken sehr unterschiedlich auf die neue Saison.
Bei der „Sommer-Rhapsodie im Garten“, die am Montag (11. Juli) im Gartenpalais Liechtenstein startet, ist man „im Moment guter Dinge“. Man merke aber schon, sagt die künstlerische Leiterin, Mena Scheuba-Tempfer, „dass der Kartenverkauf zäher läuft. Die Leute sind ein bisschen verhaltener. Es tröpfelt so dahin.“Durch die Pandemie hätten sich viele „abgewöhnt, regelmäßig ins Theater zu gehen“. Man sei zwar im Vorverkauf ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres, allerdings hat man für heuer aufgestockt und mehr Sitzplätze als früher.
Gespielt wird bei der SommerRhapsodie – mit den Schwerpunkten Klassik, szenische Lesungen, Contemporary – bewusst immer von Montag bis Mittwoch. An Wochentagen also, an denen andere Sommertheater pausieren. Da man auch weniger bekannten Künstlerinnen und Künstlern eine Bühne geben will, „rechnen wir ohnehin damit, dass nicht alles ausverkauft sein wird“. Die niedrigere Auslastung soll durch die besser besuchten Matineen und Abende – wenn prominente Namen wie Philipp Hochmair, Angelika Kirchschlager und Alfred Dorfer hier gastieren – ausgeglichen werden.
Sehr gut gebucht wurde bereits die heuer neue Kinder-Schiene (Open-AirOper und Führungen), „da scheint ein Bedarf da zu sein“. Scheuba-Tempfer rechnet damit, dass manche Besucher spontan kommen, denn anders als früher kaufen viele ob der unsicheren Corona-Lage ihre Tickets nicht mehr Wochen im Voraus. „An der Abendkassa ist immer noch was gegangen, ich denke, dass das heuer auch so sein wird. Vielleicht sogar ein bisschen mehr.“
„Dramatisch“. Deutlich weniger optimistisch ist die Lage im 16. Bezirk bei der Tschauner Bühne. Schon in der vergangenen Sommersaison spielte das Ensemble im Schnitt vor halb leeren Sitzreihen, „eine Auslastung von 50 Prozent war natürlich dramatisch“, sagt Direktorin Monika Erb. „Leider stehen wir heuer genau wieder vor derselben Situation, und wie ich höre, sind wir da leider in guter Gesellschaft.“
Und das, obwohl der Theaterbesuch in diesem Sommer – aktuell zumindest – mit keinerlei Corona-Auflagen verbunden ist: Masken, 2-G- oder 3-G-Nachweise sind im Unterschied zum vergangenen Sommer nicht erforderlich. Obwohl diese Hürden weggefallen sind, ist das Interesse an den Produktionen der (regensicheren) Tschauner Bühne aber nicht größer geworden. „Ich glaube, der Unterschied zu früher ist, dass die Leute ein bisschen bequem geworden sind.“
„Und die Angst vor Corona ist immer noch ein Thema, obwohl wir im Freien spielen. Früher sind manche Besucher fünf Mal in der Saison zum Tschauner gekommen, heute kommen sie einmal.“So ist die neue Produktion („Komm ein bisschen mit nach Italien“) zwar „so gut wie ausverkauft“, bei den anderen Produktionen, sogar bei der Wiederaufnahme des an sich sehr populären Stücks „Charleys Tante“, sieht es aber wesentlich schlechter aus.
Mehr Konkurrenz. Was die Lage erschwere: Vor Corona (2019 hatte die Tschauner Bühne ihre Rekordauslastung von 82 Prozent) gab es deutlich weniger Freiluftbühnen-Konkurrenz als heute. Pandemie-Erfindungen wie das Theater im Park oder die Praterbühne haben „zu Tausenden Sitzplätzen mehr in der Stadt geführt“, so Erb. Auch Scheuba-Tempfer von der Sommer-Rhapsodie ortet „ein riesiges Angebot“in der Stadt, „wir müssen viel mehr an die Öffentlichkeit gehen“, um wahrgenommen zu werden.
Hinzu kommt, so Erb, dass es 2020 und 2021 staatliche Coronahilfen gegeben habe, „die uns diese zwei Jahre gut gerettet haben. Die gibt es heuer aber nicht mehr. Wir müssen das allein stemmen.“An sich sei sie ein sehr positiver Mensch, sagt Erb. Aber Ende August „werden wir einen Kassasturz machen und uns sehr gut überlegen, was wir uns nächstes Jahr trauen“– also etwa, ob überhaupt genug Geld für eine neue Produktion da ist.
Viel zuversichtlicher ist man wiederum bei der Oper im Steinbruch in St. Margarethen im Burgenland, die den Sommer über Verdis „Nabucco“zeigt, Premiere ist in wenigen Tagen, am Mittwoch (13. Juli). Man nehme eine „große Kultursehnsucht“wahr, heißt es aus dem Opernbüro. Nach einer eher trüben Saison 2021 mit 72 Prozent Auslastung ist man für diesen Sommer optimistischer: Der Vorverkauf laufe „auf dem hohen Niveau der Zauberflöte von 2019“(damals lag die Auslastung bei 93 Prozent). Auch in St. Margarethen rechnet man mit vielen spontanen Opernbesuchern, die kurzfristig kommen.