Konzerte: »Fast stärker als vor der Pandemie«
Grundsätzlich müsse man trennen: zwischen Open-Air-Konzerten beziehungsweise Festivals jetzt im Sommer und Indoor-Konzerten im Herbst, sagt Ewald Tatar, Geschäftsführer von Barracuda Music, dem größten heimischen Konzertveranstalter. Erstere funktionieren „eigentlich wie eh und je“. Die Konzerte und Festivals, die dieser Tage anstehen (Lovely Days, Iron Maiden, Guns n’ Roses, The Rolling Stones), seien bereits gänzlich oder so gut wie ausverkauft.
„Das Vertrauen in Sommershows und Open-Air-Shows ist ungebrochen“, sagt Tatar. In den vergangenen sechs bis acht Wochen habe es einen Run auf die Karten gegeben, „fast stärker als vor der Pandemie“.
Meilenstein Nova Rock. Wichtig seien dafür die ersten großen Shows gewesen. „Das Nova Rock war da die Initialzündung, weil die Leute gesehen haben, es findet statt.“Seither gehen die Verkäufe hinauf. „Das Verlangen nach Kultur und die Lust, wieder auf Konzerte zu gehen und alles live zu erleben, sind in jedem Fall da“, sagt Tatar. Was er allerdings schon merke, sei, dass der Ticketverkauf von Indoor-Konzerten im Herbst verhaltener sei. Was nicht heiße, dass es kein Interesse gibt. Aber nach zwei Jahren Pandemie „merkt man, dass die Leute abwartend sind“. Wobei auch hier die Kurve nach oben gehe und mit jeder neu angebotenen Show das Vertrauen und das Interesse steigen.
Was er sich für den Herbst daher wünsche, seien klare Ansagen der Politik. Nicht, was kommen werde, sondern was sicher nicht mehr kommen werde an Maßnahmen. Auch wenn es abgedroschen klinge: „Wir werden lernen müssen, mit dem Virus zu leben. Wir können uns nicht ewig danach richten.“Das heißt, es werde Phasen geben, in denen es leichter ist, und solche, in denen es schwerer ist. Aber Faktum sei: Es gibt eine Impfung und Medikamente – und es sei die Eigenverantwortung eines jeden, auch darauf zuzugreifen.
Eine Maskenpflicht bei Konzerten ist für Tatar ein „No-Go“. „Dieser ganze Aspekt der Freude, dieses Happening, das wird durch die Maske gedämpft.“Lieber sei ihm, dass die Leute selbst entscheiden. „Es wird ja niemand gezwungen, hierherzukommen.“
Wie der Herbst tatsächlich laufen wird, könne er freilich jetzt noch nicht sagen. In dieser Pandemie werde man ständig mit neuen Situationen konfrontiert. Eines habe er aber bemerkt: Am Nova Rock habe er noch nie eine „derart positive und friedliche Stimmung wie heuer erlebt“. Er habe keine zehn Meter gehen können, „ohne dass jemand gesagt hat: ,Danke, dass ihr das macht.‘“Die Menschen hätten ein Verlangen nach Normalität. Vor allem die Jungen, die um so viele Möglichkeiten gebracht wurden. „Und ich weiß nicht, ob man dieses Verlangen und diesen Wunsch noch einmal in irgendeiner Form bremsen kann.“
» Im Vorjahr hatten wir nur 50 Prozent Auslastung, was dramatisch war. Heuer stehen wir genau vor derselben Situation. « MONIKA ERB
Direktorin der Tschauner Bühne