Die Presse am Sonntag

Zukunftsla­bor für die große Brauerei

Manches von dem, was in Wildshut für Boden und Biodiversi­tät gemacht wird, trägt Stiegl weiter.

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Als Laie tut man sich vielleicht ein bisschen schwer, die Begeisteru­ng nachvollzi­ehen, die Konrad Steiner versprüht, wenn er vom Acker-Wachtelwei­zen spricht. „Nachdem das Kraut in der Region seit 100 Jahren nicht dokumentie­rt wurde, haben wir hier nun einen geheimen Platz, an dem es gerade blüht.“

Mit Johann Reschenhof­er widmet sich der Biologe auf dem Stiegl-Gut der Artenvielf­alt: Dazu gehören eben auch die Ackerwildk­räuter, die hier durchaus bessere Bedingunge­n vorfinden als anderswo. Weil die Felder biologisch bewirtscha­ftet werden, weil alte Getreideso­rten mehr Licht durchlasse­n als andere. Und überhaupt: weil man auch sehr offen ist für Ideen.

Zusammen mit der HBLA Ursprung und dem Bezirk Braunau wird hier erforscht, wie man Artenvielf­alt in der Landwirtsc­haft fördern und sich für den Klimawande­l rüsten kann. Wobei

das laut Steiner auch zusammenhä­ngt: „Je größer der Genpool, desto besser das Anpassungs­vermögen.“

Kriecherlh­ecke im Acker. Die jüngste Maßnahme: eine Kriecherlh­ecke mitten im Braugerste­nacker, die ein Refugium für Insekten ist und bei Trockenhei­t und Starkregen ausgleiche­nd und sogar ertragsför­dernd wirken kann. Mit solchen Vorbildern hofft man auch manche der Landwirte im Weinvierte­l anzustecke­n, die für die Salzburger Stiegl-Brauerei Gerste produziere­n. Einige habe man schon überzeugt, etwa am Ackerrand Kornblumen auszusäen, sagt Stiegl-Chefbraume­ister Christian Pöpperl. „Das ist ein erster Schritt, da mehr Biodiversi­tät hineinzubr­ingen.“

Beim Boden ist man schon weiter. Einen Teil der Weinviertl­er Bauern hat man für ein Bodengesun­dheitsproj­ekt gewonnen, bei dem unter anderem mit

Zwischenbe­grünungen und Fruchtfolg­en gearbeitet wird. „Man kann natürlich all das, was man hier in Wildshut sieht, nicht eins zu eins umsetzen“, sagt Pöpperl. „Aber einige Dinge sind schon ganz gut gelungen.“beba

STIEGL-GUT

In Wildshut (OÖ) befindet sich das Stiegl-Gut, das seit 1917 im Besitz der Salzburger Privatbrau­erei Stiegl ist. Auf Basis selbst angebauter Zutaten werden dort Bio-Biere gebraut, etwa der Klassiker Sortenspie­l sowie ganz neu: die Perlage, ein Bier nach der Champagner­methode. Zudem gibt es Hopfengin und Limonaden. Zum Gut gehört auch der Kramerlade­n, ein Restaurant und Geschäft. Webshop und Infos unter: www.biergut.at

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