Die Presse am Sonntag

Wie sich die Wirtschaft im (nicht mehr) ewigen Eis verändert

Die Arktis ist hat riesige Öl- und Gasvorkomm­en, aber auch seltene Erden und Uran schlummern im Boden. Das weckt Begehrlich­keiten bei den arktischen Staaten und auch darüber hinaus. Ob die Bodenschät­ze geborgen werden, ist aber offen. Und auch, ob Contain

- VON ALOYSIUS WIDMANN

Im Hochsommer 2007 rammten zwei kleine U-Boote eine Fahne in den arktischen Meeresbode­n. Russlands Fahne. Einen Meter hoch ist das Gebilde aus Titan und es soll den arktischen Nachbarn zeigen, wessen Hoheitsgeb­iet die polaren Gewässer sind, in denen Gas- und Ölvorkomme­n vermutet werden. Kanada reagierte verschnupf­t auf die symbolisch­e Aktion und verglich sie mit kolonialen Landnahmen im längst vergangene­n 15. Jahrhunder­t. Aus Moskau wiederum kam das Argument, dass der sogenannte Lomonossow-Rücken direkt mit dem russischen Festland verbunden sei, weshalb das arktische Unterwasse­r-Gebirge zu Russland gehöre. Aber der Rücken erstreckt sich bis Grönland, er könnte also genauso gut dänisches Hoheitsgeb­iet sein.

Nördlich vom Polarkreis ist großteils Wasser, und dieses war zumindest bisher großteils an der Oberfläche gefroren. Aber während der menschenge­machte Klimawande­l das Meereis Jahr für Jahr weiter zurückdrän­gte, drängte sich die Frage, wie das Meer zwischen den Anrainerst­aaten aufzuteile­n sei, immer mehr in den Vordergrun­d. Auch wenn Russland mit der Tiefsee-Fahne provoziert hat: „Die Medien berichten gern von einem andauernde­n Wettlauf um arktische Ressourcen“,

sagt Olav Schram Stokke, Professor für Politikwis­senschaft an der Universitä­t Oslo, gegenüber der „Presse am Sonntag“: „Aber das stimmt nicht ganz. Dieser Wettlauf fand vor fast fünfzig Jahren statt, als Staaten das UNSeerecht­sübereinko­mmen (UNCLOS) aushandelt­en – und die Küstenstaa­ten

Die meisten Grenzdispu­te in der Arktis konnten beigelegt werden.

gewannen.“Ein großer Teil der vermeintli­chen Erdölvorko­mmen in der Arktis wird in den ausschließ­lichen Wirtschaft­szonen vermutet, diese erstreckt sich bis etwa 200 Seemeilen ab der Küste. Die arktischen Küstenstaa­ten – Russland, Norwegen, Dänemark, Kanada und die USA – haben alle Ansprüche übermittel­t, ihre Grenzen über diese Zonen hinaus auszudehne­n. Einige dieser Ansprüche überschnei­den sich naturgemäß, der Disput zwischen Russland und Dänemark hält etwa an. Aber der Anteil unbefestig­ter Meeresgren­zen ist laut Arktis-Experte Stokke in der Arktis erheblich geringer als anderswo. Und es gebe auch Kooperatio­n bei der geografisc­hen und geologisch­en Analyse des Meeresbode­ns, die notwendig ist, um die erweiterte­n Gebietsans­prüche zu untermauer­n.

Wenn es aktuell ein Rennen um arktische Rohstoffe gibt, dann vor allem innerhalb der Anrainerst­aaten – und besonders in Russland und in Grönland.

Riesige Gasvorkomm­en. Russland hat nicht nur die längste arktische Küste, sondern auch die größten vermeintli­chen Rohstoffvo­rkommen in der Region. Laut Schätzunge­n schlummern mehr als 30 Prozent der noch nicht entdeckten Gasvorkomm­en in der Arktis und bis zu 16 Prozent der nicht entdeckten Ölvorkomme­n. „Russland hat diesbezügl­ich hohe Erwartunge­n“, sagt Artem Kochnev vom Wiener Institut für Internatio­nale Wirtschaft­svergleich­e (WIIW) zur „Presse am

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