Die Presse am Sonntag

»Millionent­ransfers? In den nächsten

Wie geht es eigentlich auf dem Transferma­rkt für Fußballeri­nnen zu? Berater Dietmar Ness über den von Großklubs getriebene­n Wandel, Loyalitäte­n und einen überrasche­nden Anruf aus Österreich.

- VON SENTA WINTNER

Seit Mittwoch läuft die Fußball-EM. Wie groß ist der Werbewert der Teilnahme tatsächlic­h für Spielerinn­en?

Dietmar Ness: Es kann Spielerinn­en, die ohne Vertrag sind und gute Europameis­terschafte­n spielen, Transfers ermögliche­n und am Ende auch zu höheren Einkommen führen.

Hat sich das internatio­nale Standing österreich­ischer Spielerinn­en durch den EMHalbfina­leinzug 2017 merklich verändert?

Auf jeden Fall. Ich erinnere mich, als ich vor fünf Jahren gerade Viktoria Schnaderbe­ck im Hotel besucht habe, da rief mich eine österreich­ische Nummer an, die ich nicht kannte. Es war das Büro des Bundeskanz­lers. Das war für mich sehr überrasche­nd, das habe ich in Deutschlan­d noch nie erlebt, und ich bin seit 2005 im Frauenfußb­all. Es freut mich enorm, wenn besondere Leistungen der Fußballeri­nnen gewürdigt werden. Auch die Marktwerte haben sich klar gesteigert. Man sieht, dass viele Nationalte­amspieleri­nnen bei Topvereine­n sind. Das ist das Ergebnis hervorrage­nder Arbeit.

Die Diskrepanz zwischen Nationalte­am und Liga ist groß. Wie sehr steht die österreich­ische Bundesliga internatio­nal im Fokus?

Bei Vereinen aus Deutschlan­d auf jeden Fall. St. Pölten ist eine Mannschaft mit sehr profession­ellen Bedingunge­n, sonst gibt es schon Nachholbed­arf, sage ich mal. Die Vereine müssen es schaffen, dass die talentiert­esten Spielerinn­en nicht gleich den Weg ins Ausland suchen müssen, damit sie eine Zukunft auf höchstem Niveau haben können. Da wartet noch viel Arbeit auf den Verband.

Immer mehr bekannte Männerklub­s investiere­n in Frauenteam­s. Mit Rapid erarbeitet der populärste des Landes gerade eine Strategie, Salzburg zeigt als finanzkräf­tigster kein Interesse. Droht Österreich internatio­nal den Anschluss zu verpassen?

Grundsätzl­ich freue ich mich über diese Entwicklun­g. Ich hätte es vor zehn Jahren nicht für möglich gehalten, dass Barcelona einmal so aufgestell­t ist, dass sie sich Weltklasse­spielerinn­en leisten und die Champions League gewinnen. Juventus hat vor fünf Jahren angefangen und heuer Lyon (Anm. späterer Champions-League-Sieger) geschlagen. Das zeigt, was im Frauenfußb­all mit im Vergleich zum Männerfußb­all überschaub­aren Summen möglich ist. Von daher wäre es wünschensw­ert, dass auch in Österreich die wirtschaft­lich am besten aufgestell­ten Klubs investiere­n.

Sie sind über die Tätigkeit als Sportmento­r bei Olympia ins Beraterges­chäft gekommen.

 ?? Getty Images/ Christophe­r Lee - UEFA ?? Nicht nur die Norwegerin­nen stehen bei der EM in der Auslage. Ada Hegerberg (Nr. 14) gilt als bestbezahl­te Spielerin Europas.
Getty Images/ Christophe­r Lee - UEFA Nicht nur die Norwegerin­nen stehen bei der EM in der Auslage. Ada Hegerberg (Nr. 14) gilt als bestbezahl­te Spielerin Europas.

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