Fünf Jahren«
Frauen ist. Im Ausland ist das anders, bei Lyon oder Barcelona sitzt der Präsident mit am Tisch, dort findet das auf höchster Ebene statt. Das ist meiner Meinung nach auch ein Muss. Denn mit den Entscheidungsträgern auf höchster Ebene sind auch andere Ressourcen da. Die gilt es dann mit Professionalität zu begeistern, um die nächsten Schritte machen zu können.
Hat der Einstieg der etablierten Männerklubs also die Professionalität bei Transferverhandlungen erhöht?
Ja, das würde ich so sagen. Federführend ist auch die Uefa unter meiner ExKlientin Nadine Keßler, die als Frauenfußball-Chefin hervorragende Arbeit leistet. Ich merke es bei Sponsorenanfragen, dass der Frauenfußball inzwischen nichts mehr ist, das mitgenommen werden muss, sondern immer attraktiver wird, weil das Business-toBusiness-Verhalten ein ganz anderes ist. Die Realität im Männerfußball entfernt sich immer weiter weg von den normalen Menschen und ist schwieriger zu verkaufen.
Wohin geht die Entwicklung, auch in Richtung Scouting schon für kleine Mädchen?
Definitiv. Das ist wie im Männerfußball, dass sehr früh geschaut wird, um das mögliche Jahrhunderttalent für sich zu gewinnen. Vereine wie Manchester
ZUR PERSON
City, die weltweit scouten, unterscheiden nicht mehr zwischen Jungs und Mädchen.
Wird dadurch auch die Beraterbranche umkämpfter, der Ton rauer?
Es werden mehr, auch welche aus dem Männerfußball engagieren sich jetzt bei den Frauen. Das ist normaler Wettbewerb, dem muss man sich stellen.
Noch erfolgen Wechsel mehrheitlich ohne Ablöse. Wie viel verdienen Berater also?
In den Fifa-Regularien gibt es keinen Unterschied zwischen Männer- und Frauenfußball. Der seriöse Bereich liegt zwischen fünf und zehn Prozent des Jahreseinkommens, den ein Berater verdient.
Bislang ist Pernille Harders Wechsel von Wolfsburg zu Chelsea um 350.000 Euro der teuerste. Wie lang wird es noch bis zu Millionentransfers dauern?
Ich tippe auf die nächsten fünf Jahre.
Das System in den USA ist ein ganz anderes, welche Auswirkung hat das dort erlangte „Equal Pay“dennoch für Europa?
In den USA stehen alle Nationalspielerinnen beim Verband unter Vertrag. Ich hatte Klientinnen, die durften die Champions League nicht zu Ende spielen, weil sie sonst nicht mehr in der Nationalmannschaft gewesen wären. In Europa bezahlen die Vereine die Spielerinnen, deshalb muss ganz anders verhandelt werden. Ich spreche öfters darüber und viele sagen selbst, dass sie erst einmal regelmäßig Stadien mit 50.000 Zuschauern füllen müssen, damit das ausgewogen ist.
Aber um überhaupt die Chance auf ein solches Publikum zu haben, braucht es Marketing und Werbung seitens der Klubs.
Vereine wie Barcelona, Lyon, Arsenal oder jetzt auch Real Madrid sind darin federführend. In Barcelona gibt es gemeinsame Sponsorenshootings von Spielerinnen und Spielern, in Lyon regelmäßig Dinner mit Sponsoren, bei denen Spielerinnen und Spieler gemeinsam mit ihnen am Tisch platziert werden. Dadurch entsteht eine Ebene, und die Sponsoren sind begeistert, weil Frauen und Männer andere Zielgruppenmärkte bedienen.
Kann und soll der Männerfußball mit seinen exorbitanten Summen überhaupt Vorbild sein?
Ich persönlich denke darüber nicht viel nach. Für mich ist wichtig, den Organismus Frauenfußball immer professioneller zu machen, die Entwicklung hat noch sehr viel Potenzial nach oben. Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass Spielerinnen ihrem Verein gegenüber viel treuer sind als Männer.
Mit mehr Kompetitivität gäbe es vielleicht auch mehr und reizvollere Angebote.
Ich habe es mehrfach erlebt, dass große Klubs eine Spielerin aus dem Vertrag kaufen wollten, die aber gesagt hat: Nein, ich kann jetzt nicht weglaufen. Ich bin Kapitänin, oder der Trainer hat mich zur Nationalmannschaft gebracht, dem bin ich dankbar. Ich habe hie und da gedacht, dass damit eine Riesenchance vorbei ist. Realität war aber, dass ich das dem interessierten Verein erklärt habe, und die es toll fanden, denn sie wollten loyale Spielerinnen und haben sie eben ein Jahr später verpflichtet.
Gerade im deutschsprachigen Raum ist „Frauenfußball“als Marke etabliert. Steht dieser Begriff der Parität für Fußball von Frauen und Männern nicht im Weg?
Mich nervt es, wenn es heißt Frauenfußball ist so und Männerfußball so. Wir sind beides Nationen, in denen Skisport eine Rolle spielt, in Österreich noch mehr. Da wird auch nicht verglichen, ob Männer oder Frauen schneller im Ziel sind, das gibt es nur im Fußball. Wir sollten nicht nach Geschlechtern unterscheiden, das gehört nicht mehr in unsere Zeit.